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Roma-Kinder lernen in so genannten Ferienschulen Deutsch.

© Kitty Kleist-Heinrich

Übergangsheim in Berlin: Senat plant Hilfe für die Roma

Der Senat plant ein Übergangsheim für Einwanderer aus Rumänien und Bulgarien. Lerngruppen an Schulen sollen ausgebaut und die Gesundheitsversorgung verbessert werden. Doch eins ist noch unklar: die Finanzierung.

Sie leben in Schrottimmobilien, werden zu Dumpinglöhnen beschäftigt und von dubiosen Geschäftemachern abgezogen. Die Situation vieler Roma-Familien in Berlin ist „dramatisch“ – das erkennt jetzt auch der Senat an. Mit einem „Aktionsplan“, der dem Tagesspiegel vorliegt, reagiert das Land auf die wachsende Zuwanderung aus Rumänien, Bulgarien und dem ehemaligen Jugoslawien. Unter Federführung von Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) sollen die Hilfsangebote für Einwanderer verbessert und ausgebaut werden. Geplant ist konkret, ein Übergangsheim als erste Anlaufstelle mit Beratungsangeboten aufzubauen. Allerdings steht das noch unter Finanzierungsvorbehalt.

„Die Ansprache der Familien ist zentrales Anliegen des Aktionsplans“, erklärte Kolat. Roma haben in ihren Heimatländern schlechte Erfahrungen mit staatlichen Einrichtungen gemacht, deshalb versuchen sie zunächst, ihre Probleme selber zu lösen und geraten dabei in die Hand von Geschäftemachern. Diesen Missbrauch, vor allem durch Vermieter von Schrottimmobilien, will der Senat stärker bekämpfen. Dabei sei man allerdings auf die Mithilfe der Bundesregierung angewiesen, sagte Kolat, etwa durch die Einführung einer gesetzlichen Regelung gegen Mietwucher.

Weitere Schwerpunkte des Aktionsplans sind Bildung und gesundheitliche Versorgung. „Wir müssen vor allem die Kinder gut ins Bildungssystem und die Jugendlichen in die berufliche Bildung integrieren“, sagte Kolat. Derzeit gibt es 168 Lerngruppen, in denen vor allem Roma-Kinder ohne schulische Vorerfahrung auf die regulären Klassen vorbereitet werden. Innerhalb von 18 Monaten hat sich die Zahl dieser Lerngruppen fast verdreifacht. Dieses Instrument soll weiter ausgebaut werden.

Die meisten Roma-Familien haben keine Krankenversicherung und sind auf karitative Dienste angewiesen. Der Senat will vor allem Impfschutz und Vorsorgeuntersuchungen von Kindern sowie die Versorgung schwangerer Frauen verbessern.

Dilek Kolat sieht Deutschland wegen der Ermordung von Sinti und Roma im Dritten Reich in einer „historischen Verantwortung“ zu helfen. Viele Roma versuchten, Armut und Diskriminierung zu entkommen. Von einer „Einwanderung in die Sozialsysteme“ könne aber keine Rede sein. „80 Prozent der Rumänen und Bulgaren in Berlin sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt.“ Wie viele Roma in Berlin leben, wird nicht erfasst. Bekannt ist nur, dass die Zahl der Rumänen und Bulgaren seit 2006 um fast 17 000 zugenommen hat. Wohnstandorte sind vor allem die Bezirke Neukölln, Mitte und Tempelhof-Schöneberg.

In der Pflege und auf dem Bau finden viele Neuankömmlinge Arbeit. Um sie zu unterstützen, soll die „Roma-Community“ gestärkt werden.

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