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Baustadtrat Florian Schmidt und Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (beide Grüne) beim Proberadeln.

© Jörg Carstensen/dpa

Update

So probt Kreuzberg die Verkehrswende: Die erste temporäre Spielstraße wird eröffnet

Platzverweise für Autofahrer: Am Mittwoch wird die erste Spielstraße in Betrieb genommen – und es gibt weitere Maßnahmen in Kreuzberg. Eine Momentaufnahme.

Ungefährdet auf der Straße mit Kreide malen oder Fußball spielen, geschützt von Kunststoffschranken und Erwachsenen in Warnwesten – für einige Kinder in Kreuzberg ist das bald möglich. Das Projekt Böckhstraße gehört zur kleinen Kreuzberger Verkehrswende, hier wird es die erste temporäre Spielstraße Berlins geben. Zwischen Grimm- und Graefestraße wird die Spielstraße Berlins am heutigen Mittwoch in Betrieb genommen. Bis zum 30. September können jeden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr Kinder hier ungestört spielen.

Im Beisein von Verkehrssenatorin Regine Günther, Stadtrat Florian Schmidt und Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann wird die Spielstraße am Mittwochnachmittag eröffnet. Am Vormittag ist dort noch alles ruhig, lediglich ein VW-Bus parkt mitten auf der Straße und nicht auf den dafür vorgesehenen und ausnahmslos besetzten Parkbuchten. Parkplätze sind begehrt im Kiez. Ob die Böckhstraße zum heutigen Start der Spielstraße im vorgegebenen Zeitfenster autofrei bleibt, wird sich zeigen, sagt Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) dem Tagesspiegel. Sie sei aber zuversichtlich, dass es klappt.

Anwohner werden Straßensperren aufstellen, so steht es im Vertrag, das die Anwohnerinitiative mit dem Straßenverkehrsamt geschlossen hat. Falls doch einige Autofahrer das Durchfahrts- und Parkverbot missachteten, wäre laut Herrmann „das Ordnungsamt besonders am Anfang sicherlich eine gute Unterstützung“.

Hoffen, dass weitere Spielstraßen eingerichtet werden

Noch müssen die Kinder auf dem Gehweg laufen: Eine Gruppe der in der Graefestraße gelegenen Kita „Der kleine Horrorladen“ macht diesen Vormittag einen Kiezspaziergang. Die Erzieherin meint, die wöchentliche Spielzeit falle noch in die Kitazeit, bis 16 Uhr sind sie geöffnet: Das würde also gut passen.

Die Initiative „Für eine temporäre Spielstraße im Graefekiez“, welche das Projekt angestoßen hat, hofft mit dem Verweis auf London, dass berlinweit weitere Spielstraßen eingerichtet werden. In der britischen Metropole wurden über die Initiative „London Play“ schon mehr als 100 Spielstraßen in einer Zeitraum von drei Jahren realisiert. Um diese Marke zu erreichen, muss sich Berlin ins Zeug legen, mit der Böckhstraße ist ein Anfang gemacht.

Nicht alle freuen sich auf die Spielstraße

Chrissy Weidner aus Großbritannien, die mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Kindern in Berlin Urlaub macht, pausiert diesen Vormittag im griechischen Teeladen „Teesaloniki“ in der Böckhstraße. Sie erzählt, dass es auch am Rande von Bristol, wo sie wohnen, zwei Spielstraßen gibt. „Die Kinder finden das toll, sie haben dann ihre ruhige Straße“. Auch der Cafébesitzer meint, die Spielstraße sei eine gute Idee, mit den Autos gebe es sowieso immer Stress: Die Straße sei zu eng, zwei Autos können kaum aneinander vorbeifahren.

Nicht alle freuen sich auf die Spielstraße. Eine 80-jährige Anwohnerin fragt sich, wo dann die Autos parken sollen. „Wo sollen die Leute ihre Autos hinstellen, wenn hier mittwochs abgesperrt ist? Parkplätze gibt es hier viel zu wenig“, sagt sie. Direkt vor der Lemgo Grundschule sei doch frei, da könnte man spielen ohne die Straße zu sperren.

Die „Leit-Boys“ in Friedrichshain

In der Tamara-Danz-Straße an der East-Side-Mall in Friedrichshain hat der Aufbau sogenannter „Leit-Boys“ begonnen, genau 301 werden aufgestellt. "Bis freitag sicher fertig", twitterte der Friedrichshainer Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne). Die Barrieren sollen Autofahrer vom Falschparken abhalten und dafür sorgen, dass der Radweg auch tatsächlich für Radfahrer benutzbar ist.

Monatelang war der Radstreifen mit Autos zugeparkt. Die Straße führt zum Einkaufszentrum „East Side Mall“ an der Warschauer Straße. „Der Fahrradverkehr hier wird weiter zunehmen“, so Florian Schmidt, „spätestens wenn das Zalando-Hochhaus in der Nachbarschaft fertiggestellt ist.“

Leit-Boys stehen bereits in Schöneberg an der Ecke Kolonnenstraße/Hauptstraße, der Radweg in der Holzmarktstraße ist sogar mit Pollern geschützt. Die Chronik des Falschparkens in der Straße haben wir hier dokumentiert.

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Die Sicherung des Radverkehrs an der East-Side-Mall ist Teil einer kleinen Verkehrswende weg vom Auto, die sich gerade in Friedrichshain-Kreuzberg vollzieht. Baustadtrat Schmidt sieht seinen Bezirk als Vorreiter und weiß, dass das Vorhaben Verkehrswende nicht ohne Konflikte vor allem mit Autofahrern ablaufen wird. Aber: „Es ist unausweichlich, dass sich die Flächenverteilung ändert“, also mehr Fläche für kollektiv genutzte Verkehrsmittel und Radfahrer entsteht.

Die Bezirksverordnetenversammlung hatte bereits im Februar beschlossen, in der Tamara-Danz-Straße konsequenter abzuschleppen. Florian Schmidt hatte damals auch die Errichtung von Leit-Boys binnen drei Wochen angekündigt. Getan hatte sich seitdem aber wenig. Stattdessen stand die Polizei in der Kritik, weil sie das Falschparken nicht konsequent ahndete und Autofahrern gegenüber sogar bestätigt haben soll, dass man auf dem Fahrradweg parken dürfe. Das löste den Protest von Fahrradaktivisten aus – und die Polizei lenkte ein.

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Bewegung gibt es auch bei den Parklets in der "Begegnungszone" Bergmannstraße : Am 23. September soll der Rückbau beginnen. Zeitgleich werden die grünen Punkte entfernt, die zur Verkehrsberuhigung auf den Asphalt aufgetragen wurden. Momentan veranstaltet der Bezirk Bürgerwerkstätten zur umstrittenen Begegnungszone.

Die Ergebnisse werden ab 1. September als Freiluftgalerie in der Bergmannstraße ausgestellt und können dann online kommentiert werden. Eine Möglichkeit soll auch die „Nullvariante“ sein, bei der die Bergmannstraße wieder in den Zustand vor dem Modellprojekt zurückverwandelt wird. Am 20. September sollen einige Ideen aus den Werkstätten zum Ausprobieren aufgebaut werden. Für Florian Schmidt beginnt jetzt das „Herzstück“ der Bürgerbeteiligung.

Weitere Sperrungen zur Verkehrsberuhigung

In der Woche ab dem 20. August werden außerdem im Wrangelkiez zwei Durchfahrten gesperrt, um den Autoverkehr zu verringern: Im Kreuzungsbereich der Wrangelstraße / Falckensteinstraße und an der Kreuzung zwischen Wrangelstraße und Cuvrystraße werden die reversiblen Sperren aufgestellt. Laut Bezirksamt wird die Effektivität der Maßnahme nach einem Jahr bewertet.

Plan der Sperrungsmaßnahmen im Wrangelkiez
Plan der Sperrungsmaßnahmen im Wrangelkiez

© Helena Piontek

Für Bezirksstadtrat Florian Schmidt sind die Sperren, so teilt das Bezirksamt mit, „ein wichtiger Baustein für die Mobilitätswende in unserem Bezirk". Laut Schmidt soll die Verkehrsberuhigung zu mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer führen.

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