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Soziales Engagement: Mehr als Bücher

Das Bürgernetzwerk Bildung des VBKI schickt 2000 Lesepaten an Schulen – unter dem Motto „Bildungsbürgertum trifft Kiez“.

Hans-Rüdiger Karutz nimmt Gummibärchen und Schokoplätzchen mit, wenn er freitags nach Charlottenburg in die Helmuth-James-von-Moltke-Grundschule fährt. Mit Süßem für die Schüler könne er „die Atmosphäre lösen“, sagt der Journalist im Ruhestand aus Zehlendorf. Karutz ist ehrenamtlicher Lesepate beim Bürgernetzwerk Bildung, das zum Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) gehört. Je zwei bis drei von den Lehrern ausgewählte Kinder bekommen Auszeiten, um mit ihm in Büchern zu schmökern.

Doch es geht um mehr. Karutz will den Kindern zeigen, „dass sie wichtig sind“ und sie so motivieren. Er fragt, wie es zu Hause läuft und hört oft von Problemen. In der Umgebung der Ganztagsschule, der Paul-Hertz-Siedlung in Charlottenburg-Nord, gilt für 63 Prozent der 315 Schüler wegen des geringen Elterneinkommens eine Lernmittelbefreiung, die meisten Kinder sind nichtdeutscher Herkunft.

Die Familie des sechsjährigen Cemal zum Beispiel spricht nur Türkisch. Die Moltke-Schule habe sich zur „lesenden Schule“ erklärt, sagt Rektorin Anke Wierschin. Die Lesepaten seien ein Geschenk, den Kindern tue Anerkennung und Nähe gut. Den Kontakt zum VBKI hatte Sozialpädagogin Marlene Elligsen vor sechs Jahren geknüpft. Heute sind 15 Lesepaten mit insgesamt monatlich rund 120 Stunden an der Schule aktiv.

Stadtweit engagieren sich rund 2000 Freiwillige in 165 Grund- und Förderschulen, 29 Sekundarschulen und 90 Kitas. Für Sekundarschulen sucht das Lesepaten-Projekt dringend Helfer; dort helfen die Lernpaten beim Unterrichtsstoff. „Bildungsbürgertum trifft Kiez“ lautet das Motto. Weil Berlin in Schülerleistungsvergleichen hinten lag, haben die ehemalige Schulsenatorin Sybille Volkholz und der VBKI das Bürgernetzwerk Bildung 2005 gegründet. Die Politik könne nicht alle Probleme lösen, findet sie.

Lesepaten gibt es für Schulen, an denen mindestens 40 Prozent der Schüler lehrmittelbefreit sind oder Migrationshintergrund haben. Die Helfer müssen keine bestimmten Schulabschlüsse oder Berufserfahrungen vorweisen. Nötig ist ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis, für Ehrenamtliche ist das kostenlos. Interessierte können Bezirk und Art der Einrichtung wählen.

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