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Spendenaktion

© Mike Wolff

Spendenaktion: Eine Gabe für das soziale Berlin

Die Tagesspiegel-Spendenaktion brachte 280.000 Euro ein – Rekord. In diesen Zeiten hat das viel zu bedeuten.

Er leuchtet golden hinter der Cellophan- Schutzfolie. Der Schutzengel. Er steckt in dem Blumenstrauß, den Marita Behrens vom Ambulanten Caritas - Hospiz Berlin als Dankeschön für den Tagesspiegel- Spendenverein mitgebracht hat. Bei der gestrigen Übergabefeier der Spendenaktion „Menschen helfen!“ hat er schon Freude bereitet – diese geben wir gern an unsere Leserinnen und Leser weiter.

Es gab einiges zu feiern am Montag bei der Spendenübergabe, erstmals im neuen Verlagshaus des Tagesspiegels am Askanischen Platz, erstmals in Anwesenheit der neuen Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) und erstmals mit Joachim Liebler, dem neuen Tagesspiegel-Geschäftsführer. Liebler dankte den Lesern, den Kindern, die ihr Taschengeld überwiesen, den Rentnern, die Geld abknapsten – und es so ermöglichten, dass der Tagesspiegel bei „Menschen helfen!“ 2009/2010 eine Rekordsumme zugunsten sozialer Zwecke einnahm: 280 000 Euro für 52 Spendenempfänger. „Ich erinnere mich noch daran, wie ich bei einer Aktion der Süddeutschen Zeitung einmal als einziger der Anwesenden mit Lkw-Führerschein dabei aushalf, gespendete Lattenroste und Matratzen bei einer alleinerziehenden Mutter abzugeben“, sagte Liebler lächelnd, „die Frau hat vor Freude geweint, und ich habe mich gefühlt, als hätte ich die halbe Welt eingerissen.“ Solch überwältigende Momente gab es auch bei der Vorstellung der einzelnen mildtätigen und gemeinnützigen Projekte, die die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Tagesspiegel-Spendenvereins aus der Flut der Bewerbungen auswählten, und deren Vertreter die Summe auf dem Spendenscheck nun mit Stempel und Unterschrift entgegennahmen.

Chefredakteur Lorenz Maroldt nahm in seiner Rede Bezug auf die Debatte um die justizrelevanten Affären bei der Treberhilfe und dem Verein „Hatun und Can“. Die Leser zeigten großes Engagement in Zeiten, „in denen wir über Skandale berichten müssen“. Maroldt erinnerte an Reportagen über die Treberhilfe im Tagesspiegel, über Hatun und Can. Die Arbeit der Vereine habe alle beeindruckt, „und doch waren wir alle zu gutgläubig, vielleicht, weil man sozialen Projekten nichts Schlechtes unterstellen mag, um sich nicht dem Verdacht auszusetzen, generell misstrauisch zu sein“.

Der kleine Ehrenamtsverein Hatun und Can, den der Tagesspiegel in Vorjahren einmal mit 8000 und 4000 Euro unterstützte, sei durch die große Spende über eine halbe Million von Alice Schwarzer offenbar überfordert gewesen. „Der Tagesspiegel ist aber schon immer den anderen Weg gegangen und streut seine Spendengelder breit, bedenkt zahlreiche Projekte“, sagte der Chefredakteur. „Wir stellen Öffentlichkeit her, wir berichten, und wir kommen vorbei“, kündigte er an. Maroldt würdigte zugleich die „aufopferungsvolle, wichtige Hilfe“ der vielen Projektvertreter – und die Anwesenden nickten zustimmend. Maroldt motivierte sie, sich „ruhig kritische Fragen stellen zu lassen“, immer wieder selbstkritisch zu prüfen, ob die geleistete Hilfe die richtige ist. „Seien sie offen“, appellierte Maroldt, nicht ohne zu betonen, dass es menschlich sei, „dass eigene Fehler durchaus vorkommen können“. Es erfülle alle mit Stolz, dass die Summe bei „Menschen helfen!“ im Vorjahresvergleich gleich um 7,5 Prozent gestiegen sei, während das Spendenaufkommen deutschlandweit um drei Prozent sank.

Senatorin Bluhm lobte die Tagesspiegel-Leser für ihre Haltung, so viel Geld zu spenden, „das ist eine Wertschätzung des sozialen Berlin“. Die Aktion „Menschen helfen!“ sei auch wichtig, um das verlorene Vertrauen der Berliner jetzt wieder zurückzuerobern.

Dann präsentierte auch Stefanie Dujardin-Sommer aus dem Spendenverein dieser Zeitung jedes einzelne Projekt in Kurzfassung, um die große Bandbreite der Hilfe zu verdeutlichen. Zugunsten Kranker, Obdachloser, Missbrauchsopfer, sozial benachteiligter Familien. Dann gab es die Schecks – und noch mehr Geschenke. Der kleine Jean-Paul hat ein Comic als Dankeschön für den Tischkicker fürs Zufluchtswohnen Augusta von „Zukunft Bauen“ gemalt. Susanne Kahl-Passoth von der Diakonie dankte mit dem Kochbüchlein „Hartz-haft, aber lecker!“. Und Sozialarbeiter Stephan Arndt von der Caritas-Ambulanz am Zoo sagte viel mit wenigen Worten. Die Aktion des Tagesspiegels und seiner Leser sei „echt faszinierend, eine große Sache.“ Annette Kögel

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