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Investitionsprogramm: Preußen wird aufpoliert

Viele Schlösser in Berlin und Brandenburg sind marode. Ein 155-Millionen-Euro-Programm wird das ändern - bis 2017.

Millionen für marode Mauern: Preußische Königsresidenzen wie das Schloss Charlottenburg, das Potsdamer Neue Palais und das Schloss Babelsberg vis-a-vis der Glienicker Brücke sollen mit einem 155-Millionen–Euro-Programm bis 2017 gerettet werden. Am Dienstag unterzeichneten in Potsdam Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), Berlins Regierender Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) das Abkommen für ein „Sonderinvestitionsprogramm“ zur Rettung der Kulturgüter. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, zeigte sich erleichtert, denn sonst, so seine Botschaft, „wäre Substanz, die zum Unesco-Erbe gehört, unwiederbringlich verloren gegangen“. Sein Alarmruf vor einigen Jahren, mit dem er auf den Verfall in den Schlössern aufmerksam machte, hatte die Politik aufgeschreckt.

Kulturstaatsminister Neumann wies auf das überdurchschnittliche Engagement des Bundes hin, „obwohl für Kultur die Länder zuständig sind“. Es gehe für den Bund aber um die Pflege nationalen Erbes – und um eine wichtige Balance. „Man kann nicht hunderte Millionen in den Aufbau des Berliner Stadtschlosses investieren, ins Humboldt-Forum, wenn zugleich vorhandenes Kulturgut verfällt.“ Er merkte an, dass die 77 Millionen des Bundes schon seit 2007 bereitstanden, aber Berlin und Brandenburg Schwierigkeiten hatten, ihre Eigenanteile aufzubringen. Potsdam steuert 54 Millionen Euro bei, Berlin knapp 24 Millionen Euro. Es seien, so Platzeck, „große Summen“ in Zeiten knapper Kassen – zusätzlich zum 32-Millionen-Jahresetat der Stiftung, die 700 Hektar Parks und über 300 Baudenkmäler der Hauptstadtregion in ihrer Obhut hat.

„Das Sonderprogramm versetzt uns erstmals in die Lage, 15 Großprojekte gleichzeitig in Angriff zu nehmen“, erklärte Dorgerloh. Jetzt kann in Berlin etwa die insgesamt 87 Millionen Euro teure Grundsanierung des Schlosses Charlottenburg angepackt werden, eine „dringende Aufgabe“, wie Wowereit sagte. Laut Dorgerloh sollen bis 2017 für 25 Millionen die Fassaden, das Dach, die technische Ausstattung des im Krieg zerstörten und danach aufgebauten Schlosses erneuert werden. Weitere vier Millionen fließen ins Schloss auf der Pfaueninsel, 2,8 Millionen bis 2011 ins Jagdschloss Grunewald, in das dann auch die bedeutende Cranach-Sammlung zurückkehren wird.

In Potsdam, wird insbesondere das Neue Palais zur Baustelle, das größte Sorgenkind der Denkmalpfleger. Die Restauratoren stehen vor der Herausforderung, die vom Hausschwamm befallenen Decken zu erneuern – und dabei weder Deckengemälde des unteren Muschelsaals noch den filigranen Parkett- und Marmorfußboden der oberen Etage aufzunehmen. Das Schloss sei bislang „nur zu 30 Prozent der Öffentlichkeit“ zugänglich, weil Teile baupolizeilich gesperrt werden mussten, sagte Dorgerloh. Im Zuge der Sanierung solle das Neue Palais aber auch die fehlende moderne Besucherbetreuung mit Toiletten, Gastronomie, Museumsshop erhalten. Es ist auch ein wirtschaftlicher Faktor: Jährlich besuchen sieben Millionen Gäste die Königsschlösser in Berlin und Potsdam. Thorsten Metzner

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