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Hypochonder-Show: Migräne und Marotten

Mein Feind, der Körper: Die Geschwister Pigor feiern in ihrer Show im Admiralspalast die Hypochondrie.

Ohweh hat beim Aufstehen wieder die Hüfte gezwiebelt. Erste Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall? Das Hören ging auch schon mal besser. Dazu dieser dumpfe Druck im Kopf. Könnte das nicht was ganz, ganz Schlimmes sein?

Manische Körperbeobachter, die sich wie die Medien-Hypochonder Harald Schmidt oder Woody Allen täglich mit diesen bangen Fragen plagen, lesen auch gern im klinischen Wörterbuch Pschyrembel. Für Thomas Pigor, 52, Berliner Kabarettist, Sänger und Komponist, ist die Ärzte-Bibel erklärte Lieblingslektüre. Petzt zumindest Schwester Gertrud Pigor, 51, Theaterregisseurin, Autorin und gelegentlich verständnisvolle Krankenschwester ihres Bruders.

Dick angezogen und blass im Gesicht sitzen die beiden im Foyer des Admiralspalastes, wo ihre Show „Erhöhte Temperatur“ am Donnerstag Berlin-Premiere hat, und nennen sich gegenseitig „den größten Hypochonder, den ich kenne.“ Ihr Bruder sei der Schrecken der Berliner Ärzteschaft, setzt Gertrud Pigor noch einen drauf. Wieso das denn? „Na, weil er mit seiner Besserwisserei einen Hausarzt nach dem anderen verschleißt.“ Dass der mit dem Deutschen Kleinkunstpreis dekorierte Thomas Pigor, der Deutschlands Bühnen sonst mit Pianist Benedikt Eichhorn und DJ Ulf bereist und regelmäßig Lieder für Walter Moers („Der Bonker“), Tim Fischer oder Desiree Nick schreibt, ein eingebildeter Kranker ist, wissen Fans schon seit seinem Song „Hypochondrie“. Der kommt in der musikalischen Revue um einen gewissen Heinz und seinen tanzenden Gallenstein, der ihm seit 20 Jahren alle erotischen Situationen versaut, natürlich auch vor. So wie auch andere Pigor-und-Eichhorn- Hits. Gesungen und gespielt werden sie diesmal allerdings von den Schauspielern des Saarländischen Staatstheaters, die die albern-ausgelassene Show schon erfolgreich am Saarbrücker Publikum getestet haben.

Hypochondrie sei ein Zeichen für Fantasie, tröstet Thomas Pigor etwaige Mitbetroffene: „Leute mit Höhenangst können sich immerhin vorstellen, irgendwo runterzufallen.“ Sind Krankheiten – auch eingebildete – nicht viel zu ernst, um Nonsense damit zu treiben? „Im Gegenteil“, grinst Thomas Pigor, „schwarzer Humor ist schließlich die einzige Möglichkeit, sich die Realität vom Leib zu halten.“ Genau. Und Lachen stärkt ja bekanntlich das Immunsystem.

Wie das funktioniert, wenn Geschwister zusammen Musikkabarett machen? Ihr Geheimnis sei die familiäre Humorschule, die die beiden gebürtigen Unterfranken durchlaufen haben, erzählen sie. Vater Pigor war nämlich kein Zirkusdirektor, sondern ein Tiermediziner mit Hang zu Kabarettplatten von Helmut Qualtinger über Karl Valentin bis zu Georg Kreisler. Und dessen Lied von der Wanderniere haben beide schon als Kinder gern gehört. Dazu dann ein Schlückchen Hustensaft für Pferde aus Vaterns Medizinschrank und der Nachmittag war gerettet.

Wie so kurz vor der Premiere das Befinden ist? „Hoffentlich habe ich mich beim Fahrradfahren nicht verkühlt“, sagt Thomas Pigor und runzelt die Stirn. Schwester Gertrud reibt sich die Hüfte.

Admiralspalast, 26.–28. März, 14.–16. April, 19.30 Uhr, Karten: 47 99 74 99

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