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Auf ein GLAS mit: Stefan Jürgens

Die Fensterplätze im „Sale e Tabacchi“ im Rudi-Dutschke-Haus sind nur ein paar Zentimeter von den Passanten auf der Kochstraße entfernt. Die Scheiben reichen vom Boden bis zur hohen Decke.

Die Fensterplätze im „Sale e Tabacchi“ im Rudi-Dutschke-Haus sind nur ein paar Zentimeter von den Passanten auf der Kochstraße entfernt. Die Scheiben reichen vom Boden bis zur hohen Decke. Wer hier sitzt, will sehen und gesehen werden. Stefan Jürgens nicht. Der Schauspieler und Kabarettist geht zielstrebig nach hinten. Während an den schwarzen Tischen vorn Kaffee und andere Getränke serviert werden, ist hinten mit weißen Tischdecken für hungrige Gäste gedeckt. Jürgens bestellt eine Weißweinschorle: „Es ist schließlich schon nach zwölf.“ 15 Uhr, um genau zu sein. Noch nicht spät genug für Weißwein pur. Den trinkt er am liebsten, wenn er in einem Restaurant oder einer Bar sitzt.

Das Sale e Tabacchi hat Jürgens ausgesucht, „weil es eine ganz eigene Atmosphäre hat, die funktioniert. Ein guter Ort, um ungestört neue Projekte zu besprechen.“ Oder um einen ganzen Sonntag mit einer Zeitung oder einem Buch zu verbringen. Sehr schlicht ist der große Raum, rotbraun und schwarz sind die Wände, der einzige Schmuck ist eine große Tafel, auf der die „Vini del mese“ zu sehen sind, die Weine des Monats. Die Kellner sprechen italienisch untereinander, ebenso Gäste am Nebentisch. Auf einem anderen liegt eine italienische Zeitung. So stellt man sich ein Restaurant in Rom vor, dass es nicht auf Touristen abgesehen hat. Mag Jürgens italienisches Flair? Eher nicht. Darunter versteht er nämlich rot-weiß-karierte Tischdecken und Wandgemälde von Pappeln aus der Toscana. Deshalb findet er es „angenehm, dass man hier nicht permanent an Italien erinnert wird. Hauptsache, der Koch ist Italiener.“ Seine Wahlheimat Berlin schätzt Jürgens übrigens wegen der „rauen, aber ehrlichen Art der Berliner“. Die erinnere ihn an seine Heimat im Ruhrgebiet und passe zu ihm. Für Jürgens besteht das Leben anscheinend oft aus Stereotypen. Kein Wunder, er wurde mit der Comedy-Show „RTL Samstag Nacht“ bekannt, die von Klischees lebte. In seinem aktuellen Kabarettprogramm „Heldenzeiten“ gehe es darum, dass „alle ewig über alles jammern und keiner bemerkt, wie gut es ihm geht“. Am 5. und 6. April ist der 45-Jährige zum letzten Mal damit im Kabarett Wühlmäuse zu sehen. Eine Kostprobe: „Das Einzige, was uns vom Neandertaler unterscheidet: Er hatte keinen Weichspüler für seine Fellunterhosen“, nuschelt Jürgens rasend schnell, ohne auch nur ansatzweise zu lächeln. Der grau-melierte Bart, der seinen Mund umrahmt, lässt ihn grimmig aussehen. Das passt auch zu seinen Rollen: Gerade ist er im Kino als krimineller Lastwagenfahrer und Macho in „Ossi’s Eleven“ zu sehen. Daniela Martens

Sale e Tabacchi, Kochstr. 18, Kreuzberg; Tel. 252 11 55; tgl. 10 bis 2 Uhr geöffnet

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