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Schröders

© dpa

Russisch-deutscher Ball: Tanz der tausend Alpha-Tiere

Krisen jeder Art wegprosten, Kontakte pflegen im glamourösen Rahmen, zu feuriger Folklore übers Parkett fegen – der russisch-deutsche Ball ist der pompöseste Stadttreff von Promis aus Show, Wirtschaft und Gesellschaft.

Da helfen auch die neongelben Westen nichts, die sich die Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Amnesty International extra angezogen hatten. Damit protestierten sie am Freitagabend anlässlich des 8. russisch-deutschen Sommerballs mit einer Mahnwache gegen die Menschenrechtsverletzungen in Russland und hatten sich dafür vis-a-vis vor der Russischen Botschaft Unter den Linden positioniert. Angesichts der politischen Morde könne es kein „Business as usual“ geben, auch nicht auf dem Tanzboden, meinen sie. Doch ihr Protest, an dem ursprünglich auch der dann erkrankte Schauspieler Benno Fürmann hatte teilnehmen wollen, ging am Rande des roten Teppichs im Blitzlichtgewitter unter.

Der russisch-deutsche Ball ist kein Ort für heikle politische Debatten. Schon im vergangenen Jahr, als im Kaukasus Krieg herrschte, wurde der politischen Krise mit viel Prunk und Glamour entgegen getreten. In diesem Jahr nun galt es, die trotz Wirtschaftskrise weiter florierenden russisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen mit viel guter Laune zu feiern. Bei Champagner und Kaviar, erlesensten Weinen und feinsten Speisen von Sterneköchen wie Alfons Schubeck fiel das nicht schwer.

Botschafter Vladimir Kotenev und seine Frau Maria haben den russisch-deutschen Ball zu einer der exklusivsten, wohl zur pompösesten Veranstaltung in der Berliner Gesellschaft entwickelt. Mehr als 1000 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft konnten sie am Freitag im neoklassizistischen Palais begrüßen.

Doch unter all den Alphatieren, Powerfrauen und Society-Ladys wie Gabriele Inaara Begum Aga Khan oder Ex-Eiskunstlaufprinzessin Katharina Witt, stach ein Paar besonders heraus: Gleich zu Beginn pochte Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder mit seiner Frau Doris Schröder-Köpf auf sein Sonderrecht als Stammgast und huschte einfach an den anderen Gästen vorbei, die sich brav in die Schlange zum persönlichen Handschlag mit dem Botschafter und seiner Frau eingereiht hatten. Schröder, der mit dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin befreundet ist und im Aufsichtsrat des russischen Pipeline-Konsortiums von Gazprom sitzt, feierte beim Russenball schon in den vergangenen Jahren gern bis weit nach Mitternacht. „Die Russen wissen einfach, wie man den Alltag eine Zeit lang vergessen machen kann“, sagte Schröder-Köpf. Dieses Jahr hatte das Politiker-Paar zunächst den Unternehmer Carsten Maschmeyer unter seine Fittiche genommen, der noch auf seine neue Freundin Veronica Ferres warten musste. „La Ferres“ war beschäftigt mit Dreharbeiten, genoss dafür später aber umso mehr den großen Auftritt. Schröder tauschte derweil mit Otto Schily und Hans Eichel ein paar Anekdoten aus vergangenen SPD-Zeiten aus, an seiner Seite auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), der sich wie Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) über die kleine Auszeit vom Wahlkampf freute. Den Tanz zum Eröffnungswalzer wagte allerdings keiner von ihnen, Piano-Bar und Zigarren-Lounge luden zum Rückzug ein.

Auch in diesem Jahr schätzen es die Gäste des Balls, dass sie hier im exklusiven Rahmen Zeit für Gespräche unter sich haben. Dazu gehörten auch Gruner-und-Jahr-Chef Bernd Buchholz, der neue Porsche-Chef Michael Macht, Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und Designer Michael Michalsky – der wollte allerdings nicht nur plaudern, sondern auch übers Parkett fegen und hatte dafür seine speziellen Schuhe angezogen: Slipper in Giraffenfellmuster, gerade richtige für russische Folklore, meinte er. Moderator Thomas Gottschalk hatte sich derweil in ein fischhautfarbenes Jacket geschmissen, es war sein erster Besuch auf dem Ball. „Letztes Jahr war der Günther Jauch da, jetzt bin ich dran“, sagte er. Weil Frau Thea Zuhause geblieben war, flanierte er mit Entertainer Udo Jürgens durch die Räume. „Die Russen haben im Gegensatz zu den Deutschen keine Hemmung vor Pathos“, sagte Jürgens, der sich auf eine glanzvolle Nacht freute. Doch eines wusste auch er als Ball-Neuling: „Beim Wodka muss man sich zurückhalten können.“

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