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Überwucherte Grabstätten; fotografiert auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf südlich von Berlin - für die Aktion "Saubere Sache".

© Thilo Rückeis

Saubere Sache - Gemeinsame Sacue: Wie Initiativen Berlin verschönern: Stahnsdorfer Friedhof: Vom Wildwuchs befreien

Eine rührige Initiative pflegt den Stahnsdorfer Friedhof. Am Aktionstag werden Grabmale freigelegt.

In DDR-Zeiten kaum beachtet, ist der 106 Jahre alte Stahnsdorfer Südwestkirchhof 25 Jahre nach dem Mauerfall auf dem besten Weg, zu einer Touristenattraktion zu werden. Schließlich gehört er mit Venedigs Toteninsel San Michele, dem Wiener Zentralfriedhof und Père Lachaise in Paris zu den Grandhotels der internationalen Begräbnisstätten, wie es auf der eigenen Website heißt. Entsprechend hochkarätig ist die Liste der Prominentengräber, sie reicht vom Telefunken-Mitbegründer Georg Graf von Arco über Werner von Siemens bis hin zu Heinrich Zille.

Die Bezeichnung „Promi-Friedhof“ mag Olaf Ihlefeldt dennoch überhaupt nicht und verweist auf die Kontraste zwischen pompösen Gedenkstätten und schlichten Bürgergräbern. Der aus dem benachbarten Güterfelde stammende Gärtner kam 1989 kurz nach seiner Meisterprüfung auf den Kirchhof, dessen Leitung er schon zwei Jahre später übernahm.

Wahrzeichen ist die Holzkirche

Seitdem ist er für ihn zur Berufung geworden, ist Arbeitsplatz und Hobby zugleich. Nach Feierabend engagiert sich Ihlefeldt im Förderverein, der von seiner Ehefrau Gabriele geleitet wird. Die hat er mit einer Sondergenehmigung sogar in der Friedhofskapelle geheiratet und mit seiner elfjährigen Tochter lebt das Paar in der einstigen „Inspektoren“-Dienstwohnung auf dem Kirchhofgelände.

1909 war der vom Gartenbaumeister Louis Meyer nach Lenné’schem Vorbild angelegte Südwestkirchhof eröffnet worden, weil die Bestattungsflächen in Berlin knapp wurden. Seine kunstgeschichtliche Bedeutung verdankt er Architekten und Bildhauern wie Emil Cauer, Reinhold Felderhoff, Alfred Grenander, Hermann Hosaeus, Fritz Klimsch, Hugo Lederer, Ludwig Manzel, Franz Seeck und Max Taut. Ein besonderes Wahrzeichen ist neben den zahlreichen Grabdenkmalen und Mausoleen die dreischiffige, von Gustav Werber nach norwegischem Vorbild errichtete Holzkirche.

800 - 1000 Beerdigungen pro Jahr

Gab es auf dem der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gehörenden Friedhof zu DDR-Zeiten nur etwa 80 Beerdigungen im Jahr, sind es heute wieder 800 bis 1000. Heute ist der Kirchhof sowohl ein Bau- als auch ein Gartendenkmal. Darüber hinaus hat Ihlefeldt ihn zu einem Ort der Begegnung gemacht.

In der Kirche finden Konzerte statt. An jedem ersten Sonnabend im Monat gibt es um 11 und 14 Uhr Führungen über das 206 Hektar große Gelände. Ab Oktober stehen dann auch wieder an jedem zweiten Sonnabend im Monat um 14 Uhr Rundgänge speziell für Kinder ab fünf Jahren auf dem Programm. Sie erfahren auch, dass die prominenteste Besucherin des Kirchhofes 2004 Königin Elisabeth II. war, denn in Stahnsdorf befinden sich auch die Gräber von 1172 britischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg starben. Regelmäßig sind auch Studenten zu Gast, die historische Grabanlagen aufnehmen. „Wir sind ein sehr lebendiger Friedhof“, sagt Olaf Ihlefeldt.

Förderverein kümmert sich um historische Gräber

An den Wochenenden kümmert sich das Ehepaar mit dem Förderverein, der rund 300 Mitglieder aus ganz Deutschland zählt, um die historischen Gräber, für die es sonst keine Mittel gibt. Die Erhaltung und Sanierung der Denkmale kann dabei nur in einzelnen, überschaubaren Projekten Stück für Stück bewältigt werden, wobei man auch auf Spenden angewiesen ist. So sollen die Kupferdächer diverser Mausoleen wiederhergestellt werden, die durch Buntmetalldiebe schwer beschädigt wurden.

Während die Brunnen Stahnsdorf und Urnenhain I aus Vereinsmitteln bereits saniert werden konnten, befinden sich noch viele der insgesamt 18 Brunnenanlagen auf dem Kirchhof in einem ruinösen Zustand und harren der Sanierung. Um auch die historischen Grabdenkmäler vor dem Verfall zu retten, bietet man Grabpatenschaften an.

Arbeitshandschuhe sind wichtig

Für den Aktionstag am 19. September werden noch jede Menge Mitstreiter gesucht. Dann soll die einen Kilometer lange Reihe der einst vom Schöneberger St.-Matthäus-Friedhof umgesiedelten Erbbegräbnisse unter gärtnerischer Anleitung von Unkraut und Wildwuchs befreit werden.

Zu den teilweise fast vollständig von Efeu überwucherten Grabdenkmalen, um die sich schon lange keine Familienangehörigen mehr kümmern, gehören auch die Ruhestätten des Lebensmittelhändlers Otto Reichelt und des Geografen und Asienforschers Ferdinand von Richthofen, einem Neffen des als „Roter Baron“ berühmten Jagdfliegers.

Treffpunkt ist am 19. September um zehn Uhr am Haupteingang an der Stahnsdorfer Bahnhofstraße. Von Potsdam sowie vom S-Bahnhof Teltow aus ist der Friedhof mit den Buslinien X1, 601 und 602 mit einem kurzen Fußweg zu erreichen. Vom S-Bahnhof Zehlendorf verkehrt die Buslinie 623 entweder direkt oder mit Umsteigemöglichkeit in Teltow Wartestraße. Wer hat, sollte Arbeitshandschuhe mitbringen, rät Olaf Ihlefeldt. Werkzeuge werden zur Verfügung gestellt und auch für das leibliche Wohl der Akteure ist gesorgt.

Olaf Ihlefeldt , der Friedhofsverwalter des Stahnsdorfer Südwestkirchhofs.

© Thilo Rückeis TSP

Sie alle sind dabei

Aktion Saubere Havel

Gesammelt werden soll am 19. September von 11–14 Uhr jedweder Müll entlang des Ufers der Havel nördlich und südlich des Parkplatzes Große Steinlanke an der Havelchaussee. Hier hat sich hauptsächlich Plastikmüll angesammelt, der sich bei höheren Wasserständen auf dem Ufer abgelegt hat.

Die Initiative freut sich über viele Helfer. Diese Sammelaktion findet im Rahmen des Internationalen Coastal Cleanup Day statt. Neben dem Reinigen der Strände wird auf die große Verschmutzung der Seen und Meere, besonders durch das langlebige Plastik, hingewiesen. Eine Plastikflasche in der Havel kann in die Nordsee und in den Nordatlantik gelangen.

Meeresschutz fängt auf dem Land und an den Flüssen an. Treffpunkt: Parkplatz Große Steinlanke, Havelchaussee. Project Blue Sea und Naturschutzzentrum Ökowerk. Kontakt: Angelika Heckhausen 0163 4738571, E-Mail: ah@angelika-heckhausen.de, www.angelika-heckhausen.de

Machbarschaftstag im Kompass

Macht man was in der Nachbarschaft, dann schafft man was! – das ist das Motto im KOMPASS in Marzahn-Hellersdorf. Am 19. September zwischen 12 und 18 Uhr findet dort der erste Machbarschafts-Aktionstag statt. Die freiwilligen Helfer werden den Außenbereich gestalten und ein Hochbeet, einen Wasserspielplatz und Mitmach-Mobiles für Groß und Klein bauen.

Die Mitarbeiter sorgen für das leibliche Wohl und eine doppelte Portion Spaß! Der Machbarschaftstag wird gemeinsam mit dem Stadtteilzentrum Hellersdorf-Süd und dem Kinder- und Jugend-Träger FiPP. veranstaltet. Ort: Haus KOMPASS: Kummerower Ring 42; 12619 Berlin. Anmeldung erbeten. Kontakt: Ottilie Vonbank 56497401, E-Mail: vonbank@klub74.de. www.kompass-berlin.org

Für ein schöneres Karow

Der SPD-Abgeordnete Rainer-Michael Lehmann ruft auf zur Teilnahme am Aktionstag „Berlin Machen – Aktionstag für ein schöneres Berlin“ am 19.9. Treffpunkt für alle helfenden Hände ist der Wasserzulauf in Höhe der Röländerstr. 35 neben KVierzehn, Bus „Röländerstraße“.

Der Putzspaziergang beginnt um 10 Uhr und endet um 11 Uhr. Kontakt: Rainer-Michael Lehmann 23252274; E-Mail: rainermichael.lehmann@spd.parlament-berlin.de; www.rainer-michael-lehmann.de

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