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In der Strassmannstrasse 17 entfallen für das Kiez-Parklet 2 Stellplätze für PKWs.

© DAVIDS/Sven Darmer

Straßen wie in Bullerbü: In Berlin werden 65 neue Parklets gebaut

Der Berliner Senat steckt rund 200.000 Euro in den Bau neuer Kiez-Parklets. Sie bleiben umstritten.

Die Stimmung in der Straßmannstraße in Friedrichshain war am Montagabend gut. Bei 25 Grad und Sonnenschein wurden hier und am Petersburger Platz zwei neue Parklets eingeweiht.

Im Rahmen eines Förderprogramms der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität und Umwelt sollen bis Mitte 2022 rund 65 weitere Straßenmöbel gebaut werden. Neben Friedrichshain-Kreuzberg beteiligen sich zur Zeit noch die Bezirke Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf.

Durch die Umnutzung der Parkflächen sollen laut Senatsverwaltung neue Begegnungsorte in der Nachbarschaft entstehen und das Zusammenleben in den Kiezen unterstützt werden. Das Land stellt Pro Parklet durchschnittlich 3100 Euro zur Verfügung.

„Berlin ist eine Stadt, die aus den Kiezen heraus lebt“, sagte Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch von den Grünen bei der Einweihungsfeier am Montag. „Wir möchten hier ein bisschen Bullerbü aufbauen. Aber wir können das nicht von oben herab machen.“ Stattdessen setzt das Programm auf Bürgerbeteiligung.

Die Fördergelder können von Vereinen und Anwohnerinitiativen beantragt werden. In Zusammenarbeit mit den Vereinen Berlin 21 und Naturfreunde e.V. wurden modulare Bauteile erstellt, die je nach Standort individuell angeordnet werden können. Der Bau erfolgt dann im Rahmen gemeinsamer Workshops im Dragoner-Areal in Kreuzberg.

Gemischte Reaktionen in der Nachbarschaft

In der Straßmannstraße 17 hatte sich der Verein „Komm Rum“ für die Förderung beworben. Komm Rum setzt sich für die Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten ein und betreibt unter anderem eine Kontakt- und Beratungsstelle. „Für uns ist es sehr wichtig, in die Sozialräume einzuwirken und unser Anliegen auch auf die Straßen zu bringen“, sagt Geschäftsführer Michael Webers.

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Beliebt sei das Parklet besonders bei den Schülern der gegenüberliegenden Fachschule für Sozialwesen. „Die Schüler sitzen in den Pausen hier draußen. Es gibt einen regen Austausch und eine gute Durchmischung mit den Nachbarn.“

Es gebe aber immer wieder auch Anwohner:innen, die sich beschweren. Gerade abends werde das Parklet gern von Besucher:innen und Jugendlichen genutzt, die hier ihr Bier trinken würden und auch mal lauter seien. „Das gehört einfach dazu. Man muss verstehen, dass wir hier immer noch im Friedrichshainer Kiez sind, das ist nicht Zehlendorf.“ Auch in der Simon-Dach-Straße könne es abends mal lauter werden.

Auch eine Anwohner:inneninitiative aus der Richard-Sorge-Straße hatte mit Gegenwind zu kämpfen. Vor zwei Jahren hatten sie eine Spielstraße initiiert und wollten diese durch ein Parklet ergänzen. Die Besitzer eines benachbarten Nagelstudios sahen sich dadurch bei der Zulieferung von Waren behindert. Andere beschwerten sich aufgrund des Parkplatzmangels im Kiez.

Einweihungsfeier verlief harmonisch

Die meisten Bewohner:innen hätten sich aber mittlerweile an das Parklet gewöhnt und kämen gern dorthin. „Während der Woche kommen vor allem einzelne Besucher:innen, die sich zum Lesen dort hinsetzen. Abends kommen immer wieder auch größere Gruppen. Besonders gern spielen dort die Kinder, da muss man natürlich auch aufpassen“, erzählt einer der Anwohner.

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Wichtig sei, dass es von den Vereinen und Initiativen einen festen Ansprechpartner gebe, der sich verpflichte, sich um die Pflege und Nutzung des Parklets zu kümmern. Denn versicherungstechnisch haftet ansonsten der Verein Naturfreunde für das Projekt. Die Parklets sind aus ökologischen Baustoffen gefertigt und bieten neben Sitzplätzen zumeist integrierte Hochbeete, die bepflanzt und gepflegt werden müssen.

Trotz der Kontroversen pro und kontra Parklets verlief die Einweihung am Montagabend sehr harmonisch. Kritische Stimmen waren hier nicht zu hören. Anwesend waren neben Mobilitätssenatorin Jarasch und Verkehrsstadträtin Annika Gerold von den Grünen vor allem die Vertreter:innen der beteiligten Vereine.

Unter den rund 40 anwesenden Anwohner:innen war die Resonanz durchweg positiv, viele unterstützen die Vorhaben oder hatten sich bereits selbst an dem Projekt beteiligt.

Peregrina Walter

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