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Streit um Museum und Buden: Harte Fronten am Checkpoint Charlie

Soll es ein neues Museum zum Kalten Krieg geben oder nicht? Container auf, Container zu – am alten Grenzübergang wird nur noch gestritten.

Ständig stoppen Busse am Checkpoint Charlie. Touristen drängeln hinaus. Was sehen sie am weltweit berühmtesten Erinnerungsort an den Kalten Krieg? Verrammelte Imbissbuden, einen abweisenden schwarzen Pavillon, Hütchenspieler.

Viele Besucher sind enttäuscht, Anwohner verärgert, Budenbetreiber streiten sich mit dem Bezirk – und seit dem Wochenende gibt es auch noch Zoff in der rot-schwarzen Koalition und Streit unter Historikern wegen des Senatsvorhabens, am einstigen Kontrollpunkt ein landeseigenes Museum des Kalten Krieges zu errichten. Die CDU ist überraschend dagegen. Setzt sie sich durch, heißt das am Checkpoint Charlie: zurück auf null. Derzeit kämpft hier jeder gegen jeden.

Dabei gibt es zumindest auf dem Papier konkrete Planungen. Auf den brachen Grundstücken am einstigen Kontrollhäuschen an der Friedrichstraße, die weitgehend dem irischen Investor McCannon gehören, sollen ab 2013 Neubauten entstehen. An der Nummer 47 ist dann das Museum des Kalten Krieges vorgesehen. Dies hat noch der rot-rote Senat mit McCannon vereinbart. Teil der Absprache ist auch der „Freedom Park“ gegenüber – bereits errichtete Imbissbuden, die bis zu den Bauarbeiten bleiben dürfen. Statt der erhofften Fortschritte gab es bisher aber Pech und Pannen: Eine drohende Zwangsversteigerung beider Grundstücke wurde vergangene Woche abgewendet, nachdem der Investor Altschulden früherer Eigentümer übernahm. Auch die Bonität von McCannon schien plötzlich zweifelhaft. Tatsächlich hing die Versteigerung aber mit den noch nicht gänzlich geklärten Besitzverhältnissen an der Friedrichstraße zusammen.

Der Checkpoint Charlie in Bildern

Die Pavillons können vielleicht wieder öffnen

Zeitgleich entbrannte im „Freedom Park“ ein Streit, weshalb die Container nun geschlossen wurden. Der Bezirk hat Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet. Gegen den Vermieter, der die Pavillons auf dem von einem Zwangsverwalter unterhaltenen Grundstück errichten ließ, und gegen die Budenbesitzer selbst. Laut Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) hatte der Vermieter keine Baugenehmigung beantragt; die Budenbetreiber hatten ihm offenbar vertraut. Einige Imbissanbieter haben aber gar keine Gaststättenerlaubnis – und sie machten trotz Aufforderung nicht zu. Möglicherweise können die Rollläden aber schon bald wieder geöffnet werden: Denn laut Spallek hat der Vermieter die Unterlagen für eine nachträgliche Baugenehmigung teilweise eingereicht. Heftig umkämpft ist einige hundert Meter entfernt auch die „Peace Wall“, eine zur Biennale als Kunstwerk deklarierte schwarze, fünf Meter hohe Holzwand quer über die südliche Friedrichstraße. Bis zum 1. Juli soll sie die neuerliche Teilung der Stadt durch Gentrifizierung symbolisieren, wie die Aufwertung bestimmter Viertel genannt wird. Doch die Händler drum herum protestierten heftig: „Kunden werden verschreckt, unsere Existenz ist gefährdet!“

Kulturkampf der Parteien und Historiker

Beim Kulturkampf zwischen SPD und CDU und unter Historikern geht es um die Frage, wo man in Berlin am besten an den Kalten Krieg erinnern sollte. Aus Sicht der CDU hat sich eine neue Situation ergeben. Denn im April hat der Bund angedeutet, dass er einen Umzug des Alliiertenmuseums aus Dahlem „ins zentrale Tempelhofer Flughafengebäude“ befürwortet. Die Berliner CDU verabschiedete daraufhin am Freitag auf ihrem Landesparteitag einen Antrag für „eine Integration des Themas Kalter Krieg ins Alliiertenmuseum“ und gegen den Standort Checkpoint Charlie. „Die Geschichte des Kalten Krieges in und um Deutschland sollten wir vor dem Hintergrund der Politik der Westmächte erzählen. Dazu ist das Alliiertenmuseum prädestiniert“, sagt der Historiker und Christdemokrat Manfred Wilke. Er hat den Antrag mitunterzeichnet.

Die Touristen erwarten Infos zur Geschichte

Andere Zeitgeschichtler, die mit Wilke seit 2006 ein Konzept für das Museum erarbeitet haben, widersprechen vehement. „Am Checkpoint Charlie erwarten die Touristen ein solches Museum“, sagt der deutsch-amerikanische Historiker Konrad Jarausch. Und Klaus-Dietmar Henke vom Beirat der Stiftung Berliner Mauer betont, das umstrittene Museum gehöre zum Gesamtkonzept des Mauergedenkens. Dass Besucher auf den Checkpoint fixiert sind, zeigen aus Sicht der Historiker die Infotafeln zum Kalten Krieg vor der „Black Box“. In diesem Pavillon soll ab Juni auf dem Areal eine Ausstellung zum Thema gezeigt werden. Vor den Tafeln drängeln sich die Menschen.

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