zum Hauptinhalt

Berlin: Studenten streiken, Kaufleute klagen

Am Sonnabend wird erneut in Mitte demonstriert. Geschäftsleute rechnen deshalb mit Umsatzeinbußen

Von Cay Dobberke

und Tilman Warnecke

„Furchtbar“ – das ist alles, was Martina Tittel, der Leiterin des Kulturkaufhauses Dussmann in der Friedrichstraße, einfällt, wenn sie an die neuerlichen Kundgebungen in der Nachbarschaft denkt. Der Umsatzverlust durch Studenten-Demos summiere sich im Weihnachtsgeschäft bereits auf rund 150 000 Euro. Während der Kundgebungen, die auch durch die Friedrichstraße führten, sei das Kaufhaus jeweils „zwei, drei Stunden lang leer“ gewesen, sagt Tittel. Ohne die Protestaktionen hätte das Weihnachtsgeschäft besser als 2002 verlaufen können. Jetzt aber werde nur das Vorjahresniveau erreicht.

„Wir dachten, es ist endlich Ruhe“, stöhnt auch Geschäftsführer Detlef Steffens vom Kaufhof am Alexanderplatz. Sein Haus war bereits an zwei Advents-Samstagen stark von Studentenprotesten in der Umgebung betroffen. Deshalb habe sich der Umsatz in der Weihnachtszeit „viel schlechter als in den vier anderen Berliner Kaufhof-Häusern“ entwickelt; das Vorjahresniveau sei nicht erreichbar. „Ich verstehe ja das Ansinnen der Demonstranten“, sagt Steffens, „aber muss das so häufig an starken Samstagen sein?“ Es könnten sogar Arbeitsplätze gefährdet werden, schließlich mache der Kaufhof in der Adventszeit einen Großteil des Jahresumsatzes.

Eine „gewisse Verlangsamung“ des Kundenandrangs bemerkte das Kaufhaus Galeries Lafayette in der Friedrichstraße. Laut Sprecherin Laurence Rüß blieben die Einbußen aber gering. Das Weihnachtsgeschäft verlaufe sogar etwas besser als im Vorjahr.

Noch gibt es keine Entwarnung, denn auch für heute sind studentische Demo-Züge angemeldet. Wenn alles läuft wie angekündigt, kommen sich die beiden Gruppen allerdings auf halber Strecke entgegen. Die eine startet um 13 Uhr am Brandenburger Tor und endet am Neptun-Brunnen vor dem Roten Rathaus. Die andere beginnt zur selben Zeit an der Humboldt-Universität (HU). Ziel: Brandenburger Tor. HU-Student Peter Hartig weiß nur von der ersten. Er spricht von einem „Anmeldungschaos“. Während die Polizei erneut mit mehreren 1000 Teilnehmern rechnet, glaubt Hartig, dass es deutlich weniger werden als sonst. Viele Studenten sind schon in die Weihnachtsferien gefahren. Trotzdem hofft er auf eine „kleine, aber feine Demo“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false