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Berlin: Subventionierte Theater schnappen Künstler weg Freie Bühnen klagen über Wettbewerbsverzerrung

Die zähe Debatte um die Berliner Kulturförderung bekommt neuen Schwung. Die Senatsverwaltung für Kultur will einen runden Tisch einberufen, um über Wettbewerbsverzerrung zwischen subventionierten Theatern und der sogenannten „freien Szene“ zu sprechen.

Die zähe Debatte um die Berliner Kulturförderung bekommt neuen Schwung. Die Senatsverwaltung für Kultur will einen runden Tisch einberufen, um über Wettbewerbsverzerrung zwischen subventionierten Theatern und der sogenannten „freien Szene“ zu sprechen. Seit langem beklagen sich Veranstalter, die keine Subventionen erhalten, dass sie mit den Gagen der großen Häuser nicht konkurrieren können. Verschärfend wirkt, dass sich Theater zunehmend für kommerzielle Veranstaltungen wie Partys oder Konzerte öffnen.

Björn von Swieykowski vom Festsaal Kreuzberg beklagt, dass Bands, die früher zu ihm kamen, ins Hebbel am Ufer (HAU) abwandern. Dort ist inzwischen ein Musikkurator tätig, genau wie an der Volksbühne. „Die picken sich gezielt die Rosinen heraus.“ Konzerte bräuchten aber keine Theatersubventionen und könnten genauso gut auf freien Bühnen stattfinden. Auf Kritik stößt auch der Heimathafen Neukölln, dessen Saal in diesem Jahr mit Lottogeldern eine neue Licht- und Tonanlage erhalten soll. Mit der neuen Anlage würden gezielt Konzertveranstalter umworben, sagt Swieykowski. Der Heimathafen gehört zwar nicht zu den etablierten Subventionstheatern, erhält aber regelmäßig Projektgelder für eigene Produktionen.

Von unlauterem Wettbewerb spricht auch Holger Klotzbach, Chef der Kleinkunstbühnen Bar jeder Vernunft und Tipi am Kanzleramt mit insgesamt rund 820 Plätzen. Große geförderte Häuser wie das Berliner Ensemble könnten Künstlern wie Tim Fischer oder Cora Frost höhere Gagen zahlen als seine Bühnen und zögen zugleich mit den subventionierten, niedrigeren Eintrittspreisen viel Publikum an. „Die schönen damit ihre Zahlen“, sagt Klotzbach. Die Clubcommission, Interessenvertretung für die freie Veranstalterszene, erarbeitet gerade ein Positionspapier zur „Entwicklung des Berliner Musikstandorts“ inklusive der brisanten Frage derKulturförderung. Wenn von 365 Millionen Euro Gesamtförderung nur zehn Millionen auf die freie Szene entfielen, sei das „ungerecht“, sagt Commissionssprecher Lutz Leichsenring. Das „Missverhältnis ist offensichtlich“, man wolle dieses Thema aber „weniger mit der Negativkeule“ ansprechen. Grundsätzlich begrüßt der Sprecher, dass sich Theater auch für Partys und Konzerte öffnen, weil es immer weniger Orte dafür in der Stadt gebe. „Es ist grundsätzlich gut, wenn sich die Musik entfalten kann“, nur müssten die Künstler überall zu vergleichbaren Bedingungen auftreten, sagt Leichsenring.Gunda Bartels/Thomas Loy

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