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Berlin: Tagesmütter – attraktiv und preiswert

Für Eltern werden sie eine günstige Alternative zur Krippe. Berlin will mehr Plätze schaffen und sie billiger machen

Von Susanne Vieth-Entus

und Christoph Stollowsky

Viele Kita-Eltern ärgern sich – aber den größten Zorn haben die Mütter und Väter von Krippen-Kindern: So lässt sich die Stimmung in Berlins Kindertagesstätten auf den Punkt bringen. In den Krippen gärt es besonders, weil die Elternbeiträge hier mit Abstand am stärksten steigen sollen. Auf diese Weise will der Senat erreichen, dass Familien ihre Jüngsten nicht mehr in die Kitas schicken, sondern zu Tagespflegemüttern – denn diese sind für das Land günstiger. Damit viele Eltern mitziehen und die Bezirke mehr Tagespflegeplätze schaffen, sollen diese künftig auf die gleiche Weise vom Land bezuschusst werden wie Krippenplätze. Zugleich will der Senat alle Mütter und Väter finanziell entlasten, die sich für eine Tagesmutter entscheiden.

Tagespflegeplätze werden ebenso wie die Betreuung in den Kitas mit öffentlichen Mitteln und Elternbeiträgen bezahlt, wobei die Gebühren auch hier vom Einkommen abhängen. Anders als bei den städtischen Krippen müssen sich die Bezirke aber bislang für das Modell Tagespflege finanziell stärker einbringen. Denn Gelder, die sie dafür vom Land bekommen, werden bei zusätzlichem Bedarf nicht automatisch erhöht – wie dies bei den Kitas der Fall ist. Die steigende Nachfrage lässt sich also innerhalb eines Haushaltsjahres nur mit Tricks befriedigen, was bedeutet: Der Bezirk setzt für zusätzliche Tagesmütter nun Landeszuschüsse ein, die eigentlich für andere Zwecke vorgesehen sind.

Angesichts der Finanznot sind dazu aber immer weniger Bezirke bereit, so dass – etwa in Tigerarten – schon existierenden Tagespflegestellen die Finanzierung entzogen wurde. Auch Steglitz überlegt, 100 von insgesamt 700 Tagespflege-Plätzen abzubauen – obwohl diese erst in den vergangenen Jahren wegen der hohen Nachfrage geschaffen wurden. Der Grund: Sie werden mit 500 000 Euro aus umgelenkten Mitteln finanziert.

Bevor es so weit kommt, will das Land aber nun finanziell in die Bresche springen und sich an den Kosten für zusätzliche Tagesmütter mehr als bisher beteiligen. Mit gutem Grund, denn ein Ganztagsplatz in einer Krippe kostet das Land im Monat durchschnittlich 783 Euro, für eine Tagesmutter gibt Berlin hingegen nur knapp 400 Euro aus.

Damit die Eltern mitziehen, sollen sie für Tagesmütter ab 1. Januar 2004 rund 20 Prozent weniger zuzahlen als für Krippen. Je nach Einkommen betragen dann die Beitragsunterschiede pro Monat bis zu 80 Euro: Wie berichtet, liegt der Höchstsatz für die Tagesmutter künftig bei 428 Euro, für die Krippe bei 509. Allerdings werden die Tagespflegegebühren auch erst einmal angehoben, und zwar im gleichen Maße wie die Kita-Beiträge.

Noch kursieren wilde Gerüchte über die Kompetenz der Tagesmütter. So warnt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vor den Konsequenzen der „fatalen Entscheidung“, Kinder unter drei Jahren in die Tagespflege abzudrängen. Sie benötigten die „bestmögliche Förderung durch Fachpersonal“.

Die Jugendverwaltung verweist darauf, dass viele Tagesmütter Erzieherinnen sind oder Fortbildungen besucht haben. Seit zwei Jahren gibt es die Möglichkeit, ein Zertifikat zu erhalten, für das 160 Stunden Fortbildung absolviert werden müssen. Schon zehn Prozent der Tagesmütter hätten dies getan. Das solle verstärkt werden. Für die Tagesmütter spreche zudem, dass sie im Schnitt nur drei Kinder betreuen, während in den Krippen sechs Kinder auf eine Erzieherin kommen. Und wenn eine Tagesmutter einmal krank werde, sei das auch kein Problem: Dann würden die Kinder kurzfristig bei deren Kolleginnen oder in Krippen untergebracht.

Zurzeit gibt es in Berlin 1570 Tagesmütter mit 4888 Kindern. In den Krippen werden dagegen 28500 Kinder betreut.

Mehr im Internet unter:

www.Familien-fuer-Kinder.de

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