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Berlin: Touristenschreck Umweltzone

Wer von außerhalb in die Stadt kommt, erhält kaum Informationen über die neue Plakettenpflicht. Auch Besuchern drohen Bußgelder

Die bevorstehende Einführung der Umweltzone dürfte für viele Berlin-Besucher zur bösen Überraschung werden. Offensichtlich lassen große Teile der Tourismusbranche das Thema tatenlos auf sich zukommen: Auf den Internetseiten fast aller großen Hotels in der Innenstadt findet sich kein Hinweis darauf, dass ab 2008 nur noch schadstoffarme Autos – die mit einer Plakette in der Frontscheibe gekennzeichnet sein oder per Ausnahmegenehmigung befreit sein müssen – in die Innenstadt fahren dürfen. Diese Regel gilt für Berliner genauso wie für alle Auswärtigen, die in die Innenstadt fahren.

„Ich fürchte, wir rutschen da in etwas hinein“, sagt Willy Weiland, Direktor des Interconti-Hotels und Präsident des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes. Zwar sei das Thema im Allgemeinen schon vor Monaten in der Branche kommuniziert worden, aber jetzt habe er „das Gefühl, es wird abgewartet“.

Vor allem für Wochenendbesucher kann die Umweltzone zum Problem werden, weil dann keine Plaketten zu bekommen sind. Mehrere Verbände drängen deshalb darauf, dass neben Werkstätten auch die rund um die Uhr geöffneten Tankstellen an Einfallstraßen die Plaketten verkaufen dürfen. Weiland kann sich als Service für Hotelgäste auch die Vorabbestellung von Plaketten vorstellen. Wie die sich organisieren lässt, ist aber noch unklar. Die Kfz-Zulassungsstellen verschicken die Plaketten nur für Berliner Fahrzeuge, weil auswärtige nicht im hiesigen Zentralrechner gespeichert sind.

Angesichts des absehbaren Ärgers wächst der Druck auf die Verwaltung, den Kauf der Plaketten zu erleichtern und Touristen nicht durch unnachgiebiges Kassieren der 40 Euro teuren Geldbuße zu verprellen. Beim Senat wird zwar tatsächlich über Vereinfachungen – etwa eine Art vorläufige Vignette für Wochenendbesucher – nachgedacht, aber Kulanz ist nicht beabsichtigt: Die Umweltzone sei in der Straßenverkehrsordnung bundesweit geregelt, „und wenn in Rom ein neues Verkehrsschild eingeführt wird, erfahren wir das hier auch nicht“, heißt es. Zugleich soll aber die Information verbessert werden: Ein Gespräch mit dem Verein der ausländischen Presse ist ebenso geplant wie ein Mailing an Verbände und Vereine.

Seit gestern lässt sich für jede Straße online abfragen, ob sie in der Umweltzone liegt und wo sich die nächsten Plakettenverkaufsstellen befinden. Doch Auswärtigen hilft das wenig. „Wer am Wochenende ohne Plakette in die Stadt kommt, darf dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden“, fordert die Berlin Tourismus Marketing. Sie hat nach eigener Auskunft zwar ihre ausländischen Partner informiert, aber auf ihren eigenen Seiten sind Fakten zur Umweltzone nur auf Deutsch und Englisch abrufbar.

Anfang Dezember sollen nicht nur die Zufahrtsstraßen beschildert sein, sondern auch die Verkehrsleittafeln schon auf dem Berliner Autobahnring auf die Umweltzone hinweisen. Für den ADAC ist das zu wenig und die Vorlaufzeit zu knapp: Wenn die Umweltzone schon nicht vertagt werde, solle man wenigstens im ersten halben Jahr auf Kontrollen verzichten, fordert der Club.

Weitere Informationen im Internet:

www.berlin.de/umweltzone

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