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Noch nichts zu sehen. Die Bodenplatte des Garnisonkirchturms wird in zwei Schritten gegossen.

© Jana Haase

Turmbau in Potsdam: Die Garnisonkirche braucht noch 10 Millionen Euro

Die Bauarbeiten an der Potsdamer Garnisonkirche machen Fortschritte. Es fehlt jedoch noch Geld für die Finanzierung des kompletten Turms.

Auf der Baustelle der Garnisonkirche im Stadtzentrum von Potsdam geht es weiter: Am Donnerstag haben dort die Arbeiten für die Bodenplatte begonnen. Ein grünes Fahrzeug mit einer Art riesiger Beton-Spritze wurde am Morgen in Betrieb gesetzt, um die Masse in die vorbereitete Schalung mit dem Bewehrungsgitter zu füllen. Insgesamt 150 Tonnen Beton sollen in den kommenden Tagen verarbeitet werden – das entspricht in etwa dem Gewicht von vier Straßenbahnen.

Gute Witterung vorausgesetzt soll die Bodenplatte spätestens Mitte November fertig sein, sagte Peter Leinemann, der kaufmännische Vorstand der Garnisonkirchenstiftung, auf Anfrage des Tagesspiegels. Danach soll der eigentliche Rohbau beginnen, also das Aufmauern des gut 88 Meter hohen Turms. Anderthalb Jahre seien dafür veranschlagt, erklärte Leinemann.

Die Bodenplatte wird nun in zwei Schritten gegossen: Zuerst sollen die 38 je 38 Meter tief in den Boden reichenden Gründungspfähle mit einer Art Rost miteinander verbunden werden, 1,5 Meter dick wird diese Trägerschicht. Darauf kommt im Anschluss die eigentliche Bodenplatte, die noch einmal 80 Zentimeter dick werden soll, erklärte Leinemann. Die Platte muss künftig eine enorme Last tragen: Auf rund 29 000 Tonnen wird das Gewicht von Kirchturm samt Inhalt beziffert – das ist fast dreimal so viel wie der Eiffelturm in Paris.

Spenderziegel für den Kirchturm

„Bei dem Gewicht und der Größe ist es auch wichtig, dass eine so stabile Grundlage geschaffen wird“, sagte Leinemann. Beim Aufmauern des Kirchturms sollen rund 2,3 Millionen Ziegelsteine verwendet werden, darunter auch die Spendenziegel, die man seit einigen Jahren für 100 Euro pro Stück erwerben konnte. Rund 3500 Spenderziegel seien bislang verkauft worden, insgesamt sei im Turm Platz für rund 10 000 Spenderziegel, so Leinemann.

Die Ziegel sollen an prominenter Stelle am sogenannten Turmschaft vermauert werden. Dort seien sie für künftige Besucher, die über die Treppe oder den Lift zur Aussichtsplattform gehen, sichtbar. Spenderziegel erwerben kann man auch weiterhin – theoretisch sogar noch dann, wenn der Turm fertig ist. Denn im Turm würden dafür Lücken gelassen. Parallel zu den Maurerarbeiten werde innen auch die Installation von Elektro, Heizung und Wasser vorangetrieben, sagte Leinemann: „Das wächst alles mit.“

Verantwortungsfrage ungelöst

Noch nicht gelöst ist indes die Auseinandersetzung mit der Firma, die die Gründungspfähle gesetzt hat. Diese Arbeiten hatten sich verzögert, nachdem ein Bohrer abgebrochen war. Anfang des Jahres herrschte dann mehrere Wochen Stillstand auf der Baustelle. Über die Verantwortung dafür sei man mit der beauftragten Firma „noch in Verhandlung“, sagte Leinemann. Erst wenn die Frage geklärt sei, könne er auch Angaben zu möglichen Mehrkosten für die Garnisonkirchen-Stiftung machen. Zeitlich bleibe es vorerst bei der Verzögerung um rund fünf Monate.

Die Garnisonkirchenstiftung hatte wegen der Verzögerung bereits einen neuen Bauantrag bei der Stadt Potsdam gestellt. Denn die im Jahr 2013 erteilte gültige Baugenehmigung läuft Ende 2019 aus. Das Genehmigungsverfahren laufe noch, sagte Leinemann dem Tagesspiegel.

Noch zehn Millionen Euro Spenden benötigt

Auch auf weitere Spenden ist die Stiftung noch angewiesen. Wie berichtet ist bislang nur eine gut 26 Millionen Euro teure abgespeckte Variante des Turms ausfinanziert, bei der Turmhelm, Glockenspiel und barocke Verzierungen noch fehlen. Ein guter Teil davon stammt vom Bund, der zwölf Millionen Euro für den Wiederaufbau der Kirche als „national bedeutendes“ Bauwerk zuschießt. Um den Turm fertigzubauen, müssen noch etwa zehn Millionen Euro an Spenden eingeworben werden. Dabei hofft die Stiftung auch auf die Signalwirkung des Hochbaus.

Der Wiederaufbau des Garnisonkirchturms, in dem ein Versöhnungszentrum entstehen soll, ist in Brandenburgs Landeshauptstadt seit Jahrzehnten umstritten. Gegner argumentieren hauptsächlich mit der Rolle des Gotteshauses am sogenannten „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933, als es vor der Kirche zum Handschlag zwischen Hitler und Hindenburg kam, was von den Nationalsozialisten und später in der DDR als Symbol für den Schulterschluss zwischen Nazi-Regime und der preußischen Elite gewertet wurde.

Die Befürworter führen vor allem die Bedeutung der einstigen Barockkirche für das Stadtbild ins Feld. Die Garnisonkirche war von 1730 bis 1735 nach Plänen des Architekten Johann Philipp Gerlach errichtet worden. Beim Luftangriff auf Potsdam am 14. April 1945 wurde sie schwer beschädigt, 1968 schließlich auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt.

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