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© Freepik; Montage: Tsp

Fachkräfte, Krankenhausplan, Bürokratie: Um diese fünf Fragen im Gesundheitswesen muss sich Berlins neuer Senat kümmern

Medizinforschung, Kliniken, Gesundheitsämter - wer ab Herbst in Berlin regiert, wird drängende Probleme im Gesundheitswesen anpacken müssen.

Die Lage in Kliniken, Pflegeheimen und Gesundheitsämtern ist längst Wahlkampfthema - alle Parteien bekunden, Berlins Gesundheitswesen modernisieren zu wollen. Der Arbeitskampf in der Charité und den Vivantes-Kliniken steht im Fokus, doch auch andere Fragen müssen geklärt werden.

Medizinforschung in der Gesundheitsstadt

Es ist ein Plan des scheidenden Senatschefs Michael Müller, der auch seinen Sozialdemokraten geraten hat, auf Berlins Potenzial als Forschungsmetropole zu setzen. Müller hat das Konzept „Gesundheitsstadt 2030“ genannt: Mit der landeseigenen Charité als Nukleus soll Berlins Gesundheitssektor von überallher Spitzenforscher, Pharmafirmen, Medizintechniker anlocken.

[„Den Pflegekräften gilt unsere volle Solidarität“ - Peter Bobbert, der Chef der Ärztekammer Berlin, spricht im Interview über aktuelle Herausforderungen. Lesen Sie das Gespräch hier mit Tagesspiegel Plus]

Die Universitätsklinik müsse dabei eng mit den ebenfalls landeseigenen Vivantes-Krankenhäusern kooperieren. Das läuft, aber es läuft langsam – zwei riesige Klinikketten eben. Auf den zuständigen Sonderbeauftragten Boris Velter (SPD) sollte deshalb auch der neue Senat nicht verzichten.

Krankenhäuser in Berlin und Brandenburg verzahnen

Auch der rot-rot-grüne Senat wollte mit Blick auf Berlins 50 Plankrankenhäuser die Kooperation mit Brandenburg vertiefen – das ist sinnvoll, denn die Patienten der Hauptstadtregion überschreiten die Landesgrenzen ständig. Schon 2018 sollen 111.000 Brandenburger in Berlin vollstationär behandelt worden sein, während 21.000 Berliner in Brandenburger Kliniken versorgt wurden.

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Plankrankenhäuser sind jene Kliniken, die für die Versorgung als nötig erachtet und mit öffentlichen Mitteln ausgestattet werden. Berlin hat seit 2016 keinen Krankenhausplan verabschiedet, der neue Senat wird zügig handeln müssen.

Der Pflegestreik und die Personalnot

An der Charité und in den Vivantes-Kliniken streiken die Pflegekräfte – sie fordern einen Tarifvertrag, der mindestens zehn Prozent mehr Personal erforderlich machen würde: Insgesamt bräuchten die Landeskrankenhäuser also mehr als 1000 examinierte Pflegekräfte zusätzlich. Ähnliche Konflikte sind auch in anderen Berufen absehbar, denn gesucht werden auch Mediziner sowie technische Angestellte für Kliniken und Praxen.

Charité-Chef Heyo Kroemer sprach davon, dass sich die Probleme des demografischen Wandels, also die Alterung der Gesellschaft und die anstehende Welle von Berentungen, derzeit nur als „Vorgeschmack“ zeigten. Fast alle Kliniken und Pflegeheime – also Häuser privater, konfessioneller, gemeinnütziger und staatlicher Betreiber – suchen Personal. Zunehmend müssen Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben werden. Altenheim-Träger suchen dazu etwa in Ostasien nach Nachwuchs.

Ausgedünnte Gesundheitsämter

Derzeit schon deutlich wird der Fachkräftemangel in den Bezirken. Berlin braucht, das ist parteiübergreifend unstrittig, mehr Personal in den Gesundheitsämtern. Fast 500 vorgesehene Stellen sind dort nicht besetzt. Rot-Rot-Grün hatte neues Geld für die Ämter bereitgestellt, doch es reichte nicht, um ausreichend Ärzte, IT-Leute, Übersetzer und Pädagogen anzuwerben. Dabei sind es die Gesundheitsämter, die in Lagen wie der Corona-Pandemie so dringend gebraucht wurden.

Bürokratie um die Arztpraxen

Verbessert hat sich die Verteilung der Arztpraxen. Weil insbesondere im Osten Berlins niedergelassene Mediziner fehlten, kündigte die zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) an, eigene Gemeinschaftspraxen aufzubauen. Die KV teilte die Stadt in arztarme und arztreiche Gebiete, neue Hausarztsitze sollen nur für Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick vergeben werden. Doch trotz finanzieller Anreize wollen zu wenige Ärzte eine Praxis führen, auch wegen des enormen bürokratischen Aufwands. Auch das sollte sich besser ändern.

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