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Die Pop-up-Radwege an der Kantstraße waren im Sommer 2020 angelegt worden, um während der Corona-Pandemie den Fahrradverkehr zu fördern.

© imago images/Stefan Zeitz

Verkehrsverwaltung will Situation neu bewerten: Pop-up-Radwege an der Berliner Kantstraße werden zu Busspuren

Weil der Kaiserdamm teils gesperrt ist, sollen Busse ersatzweise die Kantstraße nutzen – dafür fällt der Radstreifen weg. Es könnte mehr als eine temporäre Lösung sein.

Als Ersatzroute für den teilweise gesperrten Kaiserdamm in Berlin-Charlottenburg will die Senatsverkehrsverwaltung die parallel verlaufende Kantstraße „ertüchtigen“ und die dortigen temporären Fahrradstreifen „streckenweise für den Linienbusverkehr freigeben“.

Dabei gehe es um den Abschnitt westlich der Wilmersdorfer Straße und die Neue Kantstraße, „wo im Seitenbereich geparkt wird“, sagte Sprecherin Sara Lühmann auf Nachfrage. Ähnlich äußerte sich Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) am vergangenen Mittwoch im Mobilitätsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Die neue CDU-Senatorin nutzt die erstbeste Gelegenheit, um den Radverkehr auf der Kantstraße faktisch einzuschränken.

Niklas Schenker, Linken-Abgeordneter

Möglicherweise geht es um mehr als eine vorübergehende Lösung. „Die verkehrliche Situation wird nochmals bewertet, um alle Belange und aktuelle rechtliche Entwicklungen in eine Abwägung einfließen zu lassen“, teilte die Sprecherin mit. Die Pop-up-Radwege an der Kantstraße waren im Sommer 2020 angelegt worden, um während der Corona-Pandemie den Fahrradverkehr zu fördern.

Ab wann Busse auf dem westlichen Abschnitt verkehren werden, konnte die Verwaltung noch nicht mitteilen. Aber schon in der kommenden Woche beginne die Vorbereitung mit „Baumschnittarbeiten“, um den Fahrweg frei zu machen, heißt es.

Die neue CDU-Senatorin nutze „die erstbeste Gelegenheit, um den Radverkehr auf der Kantstraße faktisch einzuschränken“, beklagt der Berliner Abgeordnete Niklas Schenker (Linke). Er hält die Pläne für sinnlos: „Busse werden wie alle anderen weiter im Stau stehen.“

Die Linksfraktion Charlottenburg-Wilmersdorf ärgert sich darüber, dass die Senatsverwaltung die Verkehrswende und den Klimaschutz massiv zurückwerfe. Außerdem sei die Maßnahme gefährlich. Nachdem auf der Kantstraße bereits zwei Radfahrer „durch Raserei und Rücksichtslosigkeit getötet“ worden seien, „lässt uns dieser politische Rollback fassungslos zurück“, sagte die Co-Fraktionsvorsitzende Frederike-Sophie Gronde-Brunner.

Auch die bezirkliche FDP-Fraktion übt Kritik, allerdings aus einem ganz anderen Grund. Nach dem Wasserkanalschaden auf dem Kaiserdamm, der zur Sperrung in Höhe des Sophie-Charlotte-Platzes führte, hatte sie bereits am 11. Mai in einem offenen Brief an Senatorin Schreiner verlangt, die Radwege an der Kantstraße „für alle Kraftfahrzeuge, jedenfalls aber für den Busverkehr zu öffnen“. Es bleibe „unverständlich, warum das so lange dauerte“, findet Fraktionschef Felix Recke-Friedrich. Er wünscht sich weiterhin, dass die Busspur „temporär auch von Pkw genutzt werden kann“.

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