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S-Bahn-Pannen ohne Ende: Versagen auf der ganzen Linie

Am Dienstag will die Bahn mitteilten, welche Konsequenzen sie aus dem Fahrzeug-Desaster und den sich daraus ergebenden Zugausfällen bei der S-Bahn ziehen will. Bereits am Sonnabend erlebten Tausende von Fahrgästen einmal wieder, wohin mangelnde Information führt: schnurstracks ins Chaos.

Am Dienstag will die Bahn mitteilen, welche Konsequenzen sie aus dem Fahrzeugdesaster und den sich daraus ergebenden Zugausfällen bei der S-Bahn ziehen will. Bereits am Sonnabend erlebten Tausende von Fahrgästen einmal wieder, wohin mangelnde Information führt: schnurstracks ins Chaos.

Dass ausgerechnet am letzten Tag der Berlinale, zu der viele Besucher in die Stadt gekommen sind, der Verkehr zwischen Friedrichstraße und Zoo stark eingeschränkt wird, mag noch hinnehmbar sein. Die Züge fahren dort seit Sonnabend nur noch alle 20 Minuten – bis Montag um 4 Uhr früh. Dass es dazu so gut wie keine Informationen in den Bahnhöfen gab, bezeichnete selbst ein Sprecher als Fehler. Die meisten Wartenden vermuteten, dass es erneut Betriebsstörungen seien, die die Züge ausfallen ließen. Ursache waren jedoch Bauarbeiten an einem Gleis im Hauptbahnhof; die Einschränkungen waren dieses Mal geplant. Durchsagen dazu habe es jedoch kaum gegeben, berichteten verärgerte Fahrgäste. Lediglich Hinweise auf die parallel zur S-Bahn fahrenden Regionalzüge waren zu hören.

„Systematisches Missmanagement“ soll auch das Desaster mit den 1000 Wagen der neuesten Baureihe 481 ausgelöst haben, die seit Sommer 2009 außerplanmäßig häufig in die Werkstatt müssen. Erst zur Kontrolle nach einem Radbruch und dann zur Reparatur von nicht wie vorgeschrieben gewarteten Bremsanlagen. Diese sind inzwischen alle repariert, die Probleme mit den „nicht dauerfesten“ Rädern dagegen sind noch nicht ausgestanden. Die Folgen könnten den Bahnkonzern bis Jahresende rund 350 Millionen Euro kosten, wie der „Spiegel“ unter Berufung auf den Ermittlungsbericht schreibt, der am Dienstag veröffentlicht wird. Die Prüfer sollen bei der Beschaffung und Wartung der Züge schwere Defizite festgestellt haben. Noch im Januar 2007, vor Ablauf der Verjährungsfrist, habe die damalige S-Bahn-Geschäftsführung auf Nachbesserungsforderungen gegenüber dem Hersteller Bombardier verzichtet. Das Rad war jedoch erst am 1. Mai 2009 gebrochen. Zudem seien Wartungsarbeiten, wie für die Bremsanlagen, unzureichend dokumentiert worden. Offen sei, ob die Unterlagen vernichtet wurden. Dass Unterlagen fehlten, hatte aber auch die Bahn schon selbst mitgeteilt. Zudem sollen die Prüfer auch Hinweise auf Manipulationen bei Testfahrten oder deren Messergebnissen gefunden haben, die 2005 die langfristige Haltbarkeit der Räder nachweisen sollten. Diese Haltbarkeit habe es womöglich nie gegeben.

Die 1000 Wagen waren zwischen 1997 und 2004 geliefert worden. Bereits 2003 hatte es einen Riss in einem Rad gegeben; Untersuchungen hatten nach Tagesspiegel-Informationen aber ergeben, dass es kein Materialfehler war. Trotzdem waren alle Räder der bis dahin gelieferten Fahrzeuge untersucht worden. Weitere Schäden wurden nicht festgestellt.

Ursache des Desasters sei eine unzureichende Wartung unter der im Juli 2009 abgelösten Geschäftsführung, sagen Insider. Bedingt durch den Sparkurs des Konzerns. Auch der massenweise Ausfall der Züge jetzt im Winter ist nach Tagesspiegel-Informationen auf Verstöße gegen die Wartungsvorschriften des Motorenherstellers zurückzuführen. Statt bei einer Revision eine Isolationsschicht drei Mal zu lackieren, hat man sich mit einem einmaligen Arbeitsgang begnügt.

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