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Ein Tag zum Kuscheln. Der Spielzeughändler Ingo Herpolsheimer hat in Steglitz noch ausreichend Plüschtiere auf Lager. Foto: Zinken

© Paul Zinken

Berlin: Viele Geschenke liegen noch bei den Händlern

Das Schmuddelwetter verdarb am Sonnabend den Kaufleuten oft das Geschäft. Die Kunden zog es vor allem in die großen Einkaufzentren

Hastig stapften die Passanten am Sonnabend durch den Matsch auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, die Auslagen der Buden würdigte kaum jemand eines Blickes – und nur die Glühweinstände machten guten Umsatz. „Es läuft sehr schlecht“, klagte die Betreiberin eines Glücksspielstandes. Auch auf der Tauentzienstraße und dem Kurfürstendamm war es kein Tag für gemütliche Einkaufsbummel, die Menschen mussten großen Pfützen ausweichen und ihre vom Wind geschüttelten Regenschirme umklammern. In der ganzen Region „seien die Innenstädte nicht gerade euphorisch besucht“, sagte der Vize-Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Günter Päts. Das ungemütliche Wetter habe die Kunden ins Warme getrieben: „Die Profiteure sind die großen Einkaufszentren.“

Mittelständler zeigen sich indes skeptisch, ob der vierte Advent als verkaufsoffener Sonntag die Einbußen ausgleichen kann. „Muloe Katue“, ein Ledertaschenhandel in der Schönhauser Allee, hat im Vergleich zum Vorjahr erst den halben Umsatz im Weihnachtsgeschäft erzielt. Auch in einem Taschen- und Lederwarengeschäft in den Schönhauser-Allee-Arcaden sagte eine Verkäuferin, es gehe noch „sehr ruhig“ zu. Das liege wohl auch am S-Bahn-Chaos.

Spielzeug und Geschenkartikel zählen zum Sortiment von „Werken Spielen Schenken“ an der Steglitzer Schlossstraße. „Wir haben einen erhöhten Saisonbetrieb, aber im Vergleich zum Vorjahr läuft es nur mäßig“, sagte Geschäftsführer Ingo Herpolsheimer. Immerhin habe sich die Sonntagsöffnung am ersten Advent gelohnt, der Umsatz sei höher gewesen als an einem der vier Adventssonntage im Vorjahr – vielleicht, weil es nur noch zwei verkaufsoffene Sonntage in der Weihnachtszeit gibt.

Auch die Spielzeuggeschäfte „Ratzekatz“ am Helmholtzplatz und „Die Wilden Schwäne“ in der Schönhauser Allee verzeichnen ähnlich gute Umsätze wie 2009. Auf den Weihnachtsmärkten haben es die Spielzeughändler schwerer: Auf dem Markt am Alexanderplatz berichtete ein Händler von einem Umsatzrückgang um 30 bis 40 Prozent.

Im Buchhandel stagnieren vielerorts die Umsätze – beispielsweise bei „Anakoluth“ in der Schönhauser Allee, im Comicladen „Grober Unfug“ an der Torstraße in Mitte und in einem Buchladen am Hackeschen Markt.

Schmuck und Juwelen gehörten nicht mehr zu den Geschenkeklassikern, stellt der Goldschmiedemeister Sebastian Schönherr am Kurfürstendamm fest. In der „Schmuckmanufaktur Beckmann & Schönherr“ ist alles handgefertigt und nicht ganz billig. „Die Leute schenken Schmuck heute eher zu Geburtstagen als zu Weihnachten“, sagt Schönherr. Die meisten seiner Kunden seien über 50 Jahre, „die Jüngeren gehen gleich ins Center“. Größere Umsätze verzeichnet der „Juwelier Lorenz“, der in Friedenau eine feste Größe ist. Im Krawatten- und Accessoiregeschäft „Milano“ am Joachimstaler Platz hat die Betreiberin den Eindruck, dass sich „Erwachsene nicht mehr so viel schenken“. Bei ihr „gibt es kein Weihnachtsgeschäft mehr“. Guten Umsatz macht „Milano“ derzeit nur, weil ein Räumungsverkauf mit Rabatten läuft. Die Schließung zum Jahresende beruhe allerdings nicht auf mangelnder Kundschaft, betont die Chefin. Vielmehr wolle der Vermieter die Räume teurer an eine Jeansmodekette vermieten.

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