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Vom Senat gefördert: Für die Radler läuft es rund

Berlin will zusätzliche Wege und Spuren für Zweiräder anlegen. Denn immer mehr Städter steigen um - sogar im Winter fahren immer mehr Berliner mit dem Rad zur Arbeit.

Mehr Radfahrer brauchen mehr Platz – und den bekommen sie in Berlin jetzt auch. Die Verkehrsverwaltung will auf lange Sicht sogar an allen 1500 Kilometern Hauptstraße Radspuren oder Radwege anlegen. Dies hat Heribert Guggenthaler, beim Senat zuständig für die Radplanung, angekündigt. Es gibt noch einiges zu tun: Bisher sind 950 Kilometer fahrradfreundlich ausgestattet. In diesem Jahr werden unter anderem in Schlüterstraße und Reichsstraße (Charlottenburg), Müllerstraße (Wedding), Annenstraße und Chausseestraße (Mitte), Kniprode- und Greifswalder Straße (Prenzlauer Berg) sowie Streitstraße (Spandau) besondere Spuren auf der Fahrbahn markiert – was weit billiger ist, als Radwege auf dem Gehweg zu pflastern. Drei Millionen Euro stehen dafür pro Jahr zur Verfügung.

Zwölf Prozent aller Wege werden in Berlin mittlerweile mit dem Rad zurückgelegt, das ist etwa doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Immer mehr Menschen fahren auch im Herbst und Winter mit dem Rad zur Arbeit. In der vergangenen Woche hat der Bundesrat nun einer Änderung der Straßenverkehrsordnung zugestimmt, die im September in Kraft tritt. Radspuren und Radwege sind künftig auch an Hauptstraßen gleichberechtigt, Einbahnstraßen können leichter für Radler geöffnet werden. Doch diese nun beschlossenen Erleichterungen wurden in den vergangenen Jahren in Berlin bereits praktiziert. So setzt Berlin seit Jahren auf Radspuren, selbst an stark befahrenen Hauptstraßen wie an der Stralauer Allee wurden sie markiert –  per Ausnahmegenehmigung. Dafür fiel eine Autospur weg. Und von 850 Einbahnstraßen sind 250 freigegeben.

Wie schnell es jetzt weitergeht, hänge von den Bezirken ab, sagt Guggenthaler. Einige Bezirke haben bislang vom Senat geplante und finanzierte Verbesserungen für Radfahrer ausgebremst, aus Desinteresse oder Überlastung der Tiefbauämter. Als unwilligster Bezirk galt bisher Tempelhof-Schöneberg. So ist die Belziger Straße – durch sie verläuft Berlins erste Fahrradroute – nach vier Jahren immer noch nicht asphaltiert. Am S-Bahnhof Priesterweg und am Bülowbogen fehlen ebenfalls nur jeweils 100 Meter, um bestehende Radrouten anzubinden. Guggenthaler berichtet, dass der Bezirk angeblich nun 2009 diese drei Ärgernisse beseitigen will.

Dass Berlin mehr Radmarkierungen auf der Fahrbahn anbringen will, freut die Experten. Denn auf diesen Spuren zwischen fahrenden und parkenden Autos sind Radfahrer besser zu sehen und fahren dort deshalb viel sicherer. Auf den Radwegen auf dem Gehsteig ist die Unfallgefahr höher, heißt es bei der Polizei.

Den Trend zum Rad haben inzwischen auch viele Unternehmen erkannt und bieten ihren Mitarbeitern Umkleideräume und sichere Fahrradplätze an. Bei der Gesundheitsaktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ von AOK und ADFC machten 2008 bundesweit 168 000 Menschen mit.

Damit noch mehr Menschen aufs Fahrrad umsteigen, braucht es komfortable und durchgehende Verbindungen. Abseits der großen Straßen entsteht deshalb seit einigen Jahren ein gut 600 Kilometer langes Radroutennetz, das aus dem Topf für Tourismusförderung finanziert wird. Die Wege führen entweder durch Nebenstraßen oder durch Parks; sie sind für lange Strecken perfekt. Derzeit sind acht der 20 Routen fertig. Der Fahrradbeauftragte des Senats, Benno Koch, kritisiert jedoch, dass viele Verbindungen immer noch nicht ausgeschildert sind. „Man kommt autofrei von Mitte nach Spandau, Köpenick und Bernau“, sagt Koch, „doch viele kennen die Wege nicht.“ Guggenthaler sagt, dass in diesem Jahr endlich der vor Jahren fertig gestellte Europaradweg R 1 von Kreuzberg nach Erkner ausgeschildert werde, ebenso im Stadtgebiet die Radfernwege nach Usedom und Kopenhagen, die zugleich Teil des Routennetzes sind. Als Geheimtipp gilt die glatt asphaltierte Verbindung nach Spandau, immer am Hohenzollernkanal entlang. „Dort zur Arbeit zu radeln, ist wie Urlaub“, findet Koch.

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