zum Hauptinhalt
Standhaft. Dorothea Breer von "Bramigk & Breer Interior Design" kämpft sich durch die Corona-Regeln.

© Cay Dobberke

Verirrt im Corona-Wirrwarr: Wie sich Charlottenburgs Einzelhandel durch die Lockdown-Regeln kämpft

Einige Läden rund um den Ku'Damm mussten bereits schließen, auch Dorothea Breer kämpft um ihr Designgeschäft. Die Corona-Regeln hält sie für zu unübersichtlich.

Dorothea Breer hat die Folgen verschiedener Viruserkrankungen selbst erlebt. Vor vielen Jahren litt die Betreiberin des Charlottenburger Einrichtungsgeschäfts „Bramigk & Breer Interior Design“ nacheinander unter mehreren Arten der Grippe. Und schon Ende Februar 2020, als das Coronavirus in Europa noch wenig bekannt war, infizierte sich die Händlerin bei einer Messe in Frankreich damit. Ihre Symptome seien „nicht so schwer“ gewesen, sagt sie. Spätfolgen blieben glücklicherweise aus.

Doch wirtschaftlich machen ihr die Maßnahmen der Bundesregierung und des Berliner Senats gegen die Pandemie das Leben schwer. Von Mitte Dezember bis Anfang März war der Laden an der Niebuhrstraße geschlossen – abgesehen davon, dass Kunden sich Waren abholen konnten, die sie telefonisch oder über WhatsApp bestellt hatten. Ein paar Sachen habe sie außerdem „über das Fenster verkauft“, erzählt Dorothea Breer.

Mit der späteren „Click & Meet“-Regelung, die Einkäufe nach einer Anmeldung ermöglichte, kamen sie und ihre Kundschaft noch relativ gut zurecht. Aber der neuerdings vorgeschriebene Corona-Schnelltest vor einem Besuch in den meisten Geschäften führte laut Dorothea Breer zu „gigantischer Verwirrung“.

Täglich erkundigen sich Anrufer beispielsweise danach, ob der Laden überhaupt geöffnet sei, ob man noch immer einen Termin vereinbaren müsse und ob ein zu Hause gemachter Corona-Selbsttest ausreiche (die Antwort auf die zwei letztgenannten Fragen lautet Nein).

Allein fürs Einkaufen „macht natürlich keiner einen Test, das ist viel zu umständlich“, sagt die Händlerin. Sie wisse von langen Warteschlangen vor Teststellen. „Viele verzichten lieber, und wir spüren das sehr deutlich.“ Dorothea Breer lässt sich zwei Mal pro Woche auf das Virus testen, wie es der Senat von einer „Inhaberin mit Kundenkontakt“ verlangt. Ihren zwei Mitarbeiterinnen stellt sie Schnelltests zur Verfügung.

Ungleichbehandlung zu Supermärkten sei unfair

In dem 120 Quadratmeter großen Geschäft dürfen sich maximal drei Personen gleichzeitig aufhalten. Breer kritisiert die Ungleichbehandlung gegenüber Supermärkten, Drogerien und Buchhandlungen. „Es gibt keine Zahlen, die den Maßnahmenkatalog für den Einzelhandel rechtfertigen“, ein Nachweis von Ansteckung in Läden „lässt auf sich warten“. Nach ihrem Eindruck wollen Regierungspolitiker der Bevölkerung vor allem „suggerieren, etwas zu unternehmen“.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

26 Jahre nach der Eröffnung ihres Ladens, den sie ursprünglich gemeinsam mit der Designerin und heutigen Reisebuchautorin Nicola Bramigk betrieben hatte, sieht sich Breer „bestens vernetzt“ in Charlottenburg. Sie kennt die Sorgen vieler Händler und Gastronomen, die hoffen, „dass sie es schaffen und durchhalten“.

Rund um den Kurfürstendamm hätten aber schon einige Geschäfte geschlossen. Breer schrieb der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin, die schriftlich und telefonisch antwortete. In einem freundlichen Gespräch soll ihr das „Corona-Team“ der IHK sinngemäß gesagt haben, dass die Regierung leider weitgehend beratungsresistent sei.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Online-Shopping eignet sich nur begrenzt für ihr vielfältiges Sortiment. Ein externer Webshop ist auf der Homepage www.bramigk-breer.com verlinkt. Dort gibt es beispielsweise Decken, Handtücher, Brillen, Slipper und Wandbilder. Bald soll ein neuer Shop online gehen. Zum heutigen Konzept passt dies jedoch kaum. Denn seit 2017 handelt Dorothea Breer vor allem mit Möbeln, von denen manche recht sperrig sind.

Vor 60 Jahren war die Unternehmerin als Diplomatenkind in San Francisco zur Welt gekommen. „Alle fünf Jahre“ zog die Familie um, unter anderem nach London und Zürich. Beim Berliner Lette-Verein studierte Dorothea Breer später Modedesign und kehrte dann für rund sechs Jahre in die USA zurück, wo sie in der Werbe- und der Filmbranche und als Illustratorin für Modezeitschriften arbeitete.

Mit Nicola Bramigk gründete sie 1991 ein Berliner Modelabel und 1995 den Laden. Die „wilde Mischung“ mit Möbeln, Unikaten und Accessoires aus aller Welt mache ihr Spaß, sagt Breer. Das Geschäft sei auch immer gut gelaufen – nur die Coronakrise stelle sie jetzt vor einige unerwartete Herausforderungen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false