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Tristesse. Nach dem Regen kommt der Winter zurück. Zeit, noch mehr Splitt auf die Wege zu streuen.

© dpa

Winterplage: Splittstorm verschiebt "Lange Nacht der Museen"

Oh Schreck, oh Splitt: Die Lange Nacht der Museen ist von Januar auf März verschoben worden, weil Splitt die Böden zerkratzt. Das Granulat gehört zum Winter – aber ausgerechnet die, die es wegräumen müssen, stört es kaum.

Ins Pergamonmuseum geht man zwar wegen der Steine, aber mitbringen soll man bitte keine. Vor allem nicht die kleinen scharfkantigen, die an den Schuhsohlen kleben und dann bei jedem Schritt einen Kratzer im Boden hinterlassen. Das Ärgernis, das Menschen mit Parkettböden auch von zu Hause kennen, war der wichtigste Grund dafür, dass die Lange Nacht der Museen gerade vom Januar auf den 16. März verlegt worden ist.

Die Verschiebung hat namentlich das Pergamonmuseum dazu bewogen, diesmal ebenfalls seine Türen zu öffnen, während es in den vergangenen Jahren immer nur beim Sommertermin dabei gewesen sei, berichtet Katje Geßner, Projektmanagerin bei der landeseigenen Gesellschaft „Kulturprojekte“. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass die Menschenmassen an jenem Abend auch massenhaft Splitt in die Museen getragen hätten. „Es ist einfach schade, wenn die Böden dann zerkratzt werden.“ Wobei die Museumsnächte der vergangenen Jahre stets in die kälteste und schneereichste Periode gefallen waren, so dass auch die Haltestellen der Shuttlebusse teilweise vereist oder blockiert waren. Und bei minus 15 Grad draußen in der Schlange zu stehen ist auch nicht jedermanns Sache. „Der 16. März liegt ja auch noch im kalendarischen Winter“, sagt die Veranstalterin zum neuen Termin – und kündigt einen Neuzugang an, bei dem lange Schlangen ebenfalls absehbar sind: Zum ersten Mal sei auch das Neue Museum bei der Langen Nacht dabei. Bis dahin wird noch viel Granulat den Rinnstein herunterfließen und sich an Stellen sammeln, an denen niemand es haben will. Wie viel es werden kann, weiß die BSR seit dem Superwinter 2010: Rund 60 000 Tonnen habe man damals zusammengefegt, sagt Sprecherin Sabine Thümler. Das sei so viel wie sonst im ganzen Jahr. Zwar steht die Zahl für den gesamten Kehricht, aber im Vergleich zu den Steinchen waren Hundehaufen & Co. damals kein schwerwiegender Posten. Es gebe sowohl eine Vorschrift für die Beschaffenheit des Granulats – scharfe Kanten verringern die Rutschgefahr – als auch für die Wiederverwendung als Zusatzstoff beim Straßenbau.

Sehen Sie hier die Bilder der Langen Nacht der Museen 2011:

Was in Berlin gestreut wird, stammt nur zum kleineren Teil von der BSR, die Granulat beispielsweise an Kreuzungen Fußgängerfurten und Haltestellen einsetzt. Den großen Rest verteilen Privatleute und Winterdienstfirmen vor allem auf Gehwegen. Viele von denen sind gleichzeitig Täter und Opfer, weil sie auch Gebäude reinigen. Martin Krüger, Chef der gleichnamigen Dienstleistungsfirma, weiß von spürbarer Mehrarbeit vor allem in Erdgeschossen zu berichten. Einige Firmenkunden würden ihre Gebäude und Grundstücke im Winter von vornherein häufiger putzen lassen. Und in vielen Winterdienstverträgen stehe, dass der Dreck zum Ende der Frostperiode auch wieder beseitigt werden müsse. Letzteres würden sich aber vor allem Privatleute oft sparen, weil sie entweder selbst zum Besen griffen oder sich auf die BSR verließen, die zumindest auf größeren Straßen ohnehin regelmäßig kehrt.

Erika Schönenberg, Geschäftsführerin der Gebäudereiniger-Innung, weiß nichts von Beschwerden über Granulat. Sie rät zu Gelassenheit im Allgemeinen und Schmutzfangmatten im Besonderen.

Spätestens mit dem für nächste Woche in Aussicht gestellten Neuschnee dürften auch Bussen und Züge wieder im Zeitraffer verdrecken. Aber bei BVG und Bahn heißt es unisono, der Wintersiff sei kein Problem. „Wir haben das mit den Reinigungskosten mal geprüft“, sagt BVG- Sprecherin Petra Reetz. Ergebnis: Die Sauerei, wenn an lauen Sommerabenden massenhaft Bierflaschen in öffentlichen Verkehrsmitteln umfallen, macht mindestens ebenso viel Arbeit. Auf den Bahnhöfen mache das Granulat eher „den Unterschied zwischen Lappen und Besen“. Rolltreppen seien gegen die Steinchen sogar recht unempfindlich und „leiden viel mehr unter dem Tauwasser, wenn das Salz von den Straßen reingespült wird“. Diese Brühe lasse nicht nur die Metallteile korrodieren, sondern greife auch die Tunnel der U-Bahn an.

Bei der Deutschen Bahn heißt es, dass die Technik den Splitt gut vertrage. Bei Bedarf werde hier und da einmal mehr geputzt, und für Rolltreppen und Fahrstühle gelte die Devise: Wenn es knirscht, muss man ran.

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