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Sir Nick Faldo, Profigolfer und Golfplatzarchitekt auf dem "Nick Faldo" Platz in Bad Saarow.

© Mike Wolff

Wolfgang Schäuble über den Ryder Cup: Steuervorteile? Nein, Golf ist nur Randsportart

Ein Steuerprivileg sollte den Ryder Cup anlocken, es geht um Millionen. Der Finanzminister hält Golf allerdings für nicht so wichtig wie eine Fußball-WM.

Es ist nicht frei von Ironie, dass Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke) sich ausgerechnet für diesen Sport einsetzt. Doch als er einen Antrag vom Deutschen Golf Verband Deutschland an Bund und Länder weiterleitete, ging es ihm um anderes: Investitionen und zahlungskräftige Gäste, die viel Geld in die Region um Bad Saarow südöstlich von Berlin lassen – im Jahr 2022. Dann nämlich will Deutschland den Ryder Cup auf der Golfanlage des A-Rosa-Resorts am Scharmützelsee austragen.

Es ist das prestigeträchtigste Ereignis im Golfsport. Alle zwei Jahre treten bei diesem Teamduell die zwölf besten Golfer aus Europa gegen die zwölf stärksten Amerikaner an. Die Entscheidung über den Ryder-Cup-Gastgeber 2022 fällt Ende Oktober. Neben Deutschland mit Bad Saarow bewerben sich Österreich, Italien und Spanien.

Steuervorteile gab es auch für die Fußball-WM 2006

Finanzminister Görke wollte Bad Saarow vor der Entscheidung über den Austragungsort eine gute Ausgangslage verschaffen – und dem Turnier gern gewähren, was auch sonst international üblich ist, in Deutschland etwa bei den Olympischen Spielen, der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und dem Champions-League-Finale: ein Steuerprivileg. Konkret geht es um die Einkommenssteuer. Die kann in besonderen Fällen komplett erlassen oder einfach ein Pauschalbetrag vereinbart werden, allerdings nur wenn ein besonderes öffentliches Interesse besteht. Darunter fallen nach dem Gesetz auch international bedeutende Sportereignisse.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) aber lehnt dieses Steuerprivileg für den legendären Ryder Cup ab. Wie der „Spiegel“ berichtet, sieht Schäuble nicht, dass für die Ausrichtung des Wettbewerbs ein besonderes öffentliches Interesse besteht. Laut einem internen Papier müsste das Turnier dafür nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland „massenhaft wahrgenommen werden und eine gewisse Publikums- und Breitenwirkung haben“. Bei Volkssportarten sei dies der Fall, nicht aber bei Randsportarten, „die lediglich von einer Minderheit betrieben werden“ und auch nur über das Bezahlfernsehen zu sehen sind.

55.000 Besucher am Tag

In Potsdam wurde die Reaktion aus Berlin mit Unverständnis aufgenommen. Nun will Brandenburg die anderen Bundesländer überzeugen, denn sie müssten mit dem Bund den Steuerausfall tragen. Andernfalls, befürchtet der Deutsche Golf Verband, hätte Deutschlands Bewerbung deutliche Nachteile, wenn die PGA of America und Ryder Cup Europe als Veranstalter Steuern zahlen müssten. Das zeigte sich schon bei der deutschen Bewerbung um den Ryder Cup 2018. Auch dafür hatte das Bundesfinanzministerium ein Steuerprivileg verwehrt, den Zuschlag bekam Frankreich.

Das Luftbild vom 19.05.2015 zeigt Greenkeeper bei der Rasen- und Sandbunkerpflege auf dem Golfplatz Faldo Course am Scharmützelsee in Bad Saarow (Brandenburg). Deutschland hat sich mit einem Golfplatz in der brandenburgischen Provinz um den Ryder Cup 2022 beworben.

© dpa

Mehr als 600.000 Golfer ....

Mit Veranstaltungen wie dem Ryder Cup gingen Investitionen und touristische Effekte für die gesamte Region einher, die beachtlich seien, sagte Görkes Sprecherin. Tatsächlich rechnen die Veranstalter mit 55 000 Besuchern pro Tag. Den nötigen Umbau der Golfanlage in Bad Saarow finanziert der Betreiber aus privaten Mitteln. Und der Deutsche Golf Verband wirbt mit seiner Stärke: Er sei 2014 mit 637.735 Mitgliedern der zehntgrößte deutsche Sportverband gewesen, noch vor Tischtennis, Schwimmen und Ski. Und die RC Deutschland GmbH, die für Bad Saarow mit dem Slogan „Schwarz. Rot. Golf“ wirbt, rechnet vor, wie es 2010 beim Ryder Cup in Wales lief: insgesamt 244 000 Zuschauer, 48 TV-Sender, empfangbar in 630 Millionen Haushalten weltweit und ein wirtschaftlicher Nutzen von umgerechnet 112 Millionen Euro.

Ganz kostenlos wäre der Ryder Cup auch für die öffentliche Hand in Brandenburg nicht. Was getan werden muss, ist seit 2009 bekannt, als Bad Saarow schon in der Vorauswahl gescheitert war. Die Anbindung ans Straßen- und Bahnnetz muss besser werden. Damals wurde eine zweite Ausfahrt von der Autobahn A 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) gefordert. Bemängelt wurde auch, dass kein Zug zum A-Rosa-Resort fährt. Der hält bislang nur an zwei Stationen in dem Erholungsort.

Sir Nick Faldo, Profigolfer und Golfplatzarchitekt auf dem "Nick Faldo" Platz in Bad Saarow.

© Mike Wolff

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