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Fahrradstraße, umstrittenes Berliner Verkehrsprojekt in der Friedrichstraße.

© imago/imagebroker/Karl-Heinz Spremberg

Zu schnell unterwegs in Berliner Flaniermeile: Bezirk Mitte will Radfahrer komplett aus Friedrichstraße verbannen

Der Radweg ist weg aus der Friedrichstraße, doch noch immer fahren viele Radfahrer durch die neue Fußgängerzone. Der Bezirk Mitte will das am liebsten ändern.

Der Bezirk Mitte plädiert dafür, den Fahrradverkehr komplett aus der Fußgängerzone in der Friedrichstraße zu verbannen.

„Wenn es nach mir ginge, wären auf der Friedrichstraße keine Fahrräder und nur noch Fußgänger unterwegs“, sagte Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) am Mittwochabend bei einer Anwohnerveranstaltung zur Zukunft der Friedrichstraße.

Ähnlich äußerte sich Mittes Verkehrsstadträtin Almut Neumann (Grüne), nachdem sie die derzeitige Situation entlang der Fußgängerzone beobachtet hat: „Ich dachte auch bei manchen Fahrradfahrenden, Schrittgeschwindigkeit ist das nicht. Das werden wir beobachten.“

Anders als während des Verkehrsversuchs zur Umgestaltung der Friedrichstraße gibt es seit der vollzogenen Entwidmung des Straßenabschnitts nicht mehr den breiten Fahrradweg in der Mitte der Fahrbahn. Doch auch in der neuen Fußgängerzone ist Radfahren nicht komplett untersagt.

Wir sehen das Projekt, wie es gerade läuft, als gescheitert an. Man muss es beenden.

Stefan Meinhold, Handelsverband Berlin-Brandenburg

Zwar ist mittlerweile in der Charlottenstraße eine Fahrradstraße für den Radverkehr eingerichtet, Fahrradfahrer dürfen in Schrittgeschwindigkeit jedoch noch immer durch die Friedrichstraße fahren – nur halten sich die meisten nicht an diese Vorgabe.

Bei der von der Initiative „Rettet die Friedrichstraße“ organisierten Diskussionsrunde äußerten Anwohner und Vertreter von Verbänden erneut viel Kritik. „Wir sehen das Projekt, wie es gerade läuft, als gescheitert an. Man muss es beenden“, sagte Stefan Meinhold vom Handelsverband Berlin-Brandenburg.

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„Wir sind grundsätzlich für Fußgängerzonen. Das ist ein wichtiges Mittel für einen lebendigen Einzelhandel.“ Man plädiere jedoch für eine konstruktive Herangehensweise statt einem „ideologiegetriebenen Projekt“, sagte Meinhold. Weiter nur kleine Dinge zu ändern, verschlimmbessere die Situation.

Aktionsbündnis fordert Neukonzeption der Friedrichstraße

Angesichts der aktuellen Situation in der Straße sprach der stellvertretende Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Berlin, Gerrit Buchhorn, von einem „Imageschaden für die Stadt“. Auch durch die Neugestaltung habe sich bislang nichts verbessert.

Die Straße hat total viel Potenzial durch den Wegfall des Radstreifens. Es wird aber noch nicht ausgereizt.

Mittes Verkehrsstadträtin Almut Neumann (Grüne)

Die Sprecherin des Aktionsbündnisses Anja Schröder forderte, die bisherigen Maßnahmen zurückzunehmen und stattdessen an einer grundsätzlichen Neukonzeption des Viertels zu arbeiten. „Aus einer Häuserschlucht macht man keine Flaniermeile.“

Verkehrsstadträtin Neumann verteidigte hingegen die Fußgängerzone. „Die Straße hat total viel Potenzial durch den Wegfall des Radstreifens. Es wird aber noch nicht ausgereizt. Schauen wir doch, was dieser Sommer bringen kann.“ Überall in Deutschland drohten die Innenstädte zu veröden. Das wolle man durch die Maßnahmen verhindern.

Neumann verwies darauf, dass die aktuelle Situation nicht der Endzustand sein werde. „Wenn wir dort eine Fußgängerzone haben wollen, muss man da baulich ran.“ Dazu werde der Bezirk eng mit dem Senat zusammenarbeiten.

Erste Events auf der Friedrichstraße für den Sommer stehen fest

„Gegeneinander ist hier fehl am Platz, Bezirk und Senat müssen jetzt an einem Strang ziehen bei der Frage, wie es weitergeht mit der Friedrichstraße.“ Mit einer Bitte um ein Treffen in dieser Sache habe sie sich bereits an die neue Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) und die neue Verkehrsstaatssekretärin Claudia Stutz gewandt.

Die Grünen-Politikerin plädierte dafür, auch in weiteren Bereichen rund um Friedrichstraße und Gendarmenmarkt den Verkehr zu beruhigen. „Wir haben da einen tollen Platz, wenn wir da mehr Verkehrsberuhigung erreichen, bin ich dafür.“

Ideen für ein weitergehendes Konzept konnte Neumann hingegen nicht vorstellen.

Was in den kommenden Wochen auf der Friedrichstraße passieren sollte, stellte Antje Osterburg vom Planungsbüro „bo_[backoffice]“ vor, die für den Bezirk die Nutzung der Fußgängerzone koordiniert.

Erstes Event auf der Friedrichstraße wird demnach die Beauty-Night der Galeries Lafayette zum Muttertag sein. Als anschließender Termin steht die Fête de la Musique fest, in deren Rahmen auf der Straße eine Bühne aufgebaut wird. „Wir haben eine zauberhafte Veranstalterin da, die sich dem Tango verschrieben hat.“

Später im Sommer finden unter anderem die „Nächte des französischen Films“ veranstaltet vom Institute Français statt, sowie ein Streetfood-Festival Ende August. Osterburg betonte, dass die Planung noch vorläufig sei. „Wir sind noch mitten im Planungsprozess.“

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