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ARCHIV - 29.06.2023, Berlin: Klara Schedlich (Bündnis90/Die Grünen) spricht im Berliner Abgeordnetenhaus.
Schedlich ist deshalb skeptisch: «Wir schmeißen dafür dann ganz viel Geld raus, damit am Ende nicht die Sportstätten saniert werden, auf denen Kinder Basketball spielen, sondern Tribünen erweitert werden und alle Einnahmen an das Internationale Olympische Komitee gehen.» (zu dpa: Grünen-Fraktion sieht Olympische Spiele in Berlin kritisch) Foto: Wolfgang Kumm/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Wolfgang Kumm

„Zu viele Punkte, die dagegen sprechen“: Grünen-Fraktion sieht Olympische Spiele in Berlin kritisch

Was hätte Berlin von Olympischen Spielen? Vor allem hohe Kosten, fürchtet die sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Und 2036 geht aus ihrer Sicht schon gar nicht.

Die Berliner Grünen-Fraktion sieht Olympische Spiele in der Hauptstadt ausgesprochen kritisch und für 2036 ganz besonders. „Wenn wir Großevents und vor allem Olympische Spiele in Berlin austragen wollen, dann nur auf eine Art und Weise, die auch dem Sport zugutekommt“, sagte die sportpolitische Sprecherin der Fraktion, Klara Schedlich, der Deutschen Presse-Agentur. „Solange das Internationale Olympische Komitee an seinen Regeln und Ausschreibungskriterien festhält und sich nicht mit dem Thema Korruption beschäftigt, ist es nicht möglich, eine Austragung so zu machen, dass die Stadt am Ende davon profitiert.“

Schedlich ist deshalb skeptisch: „Wir schmeißen dafür dann ganz viel Geld raus, damit am Ende nicht die Sportstätten saniert werden, auf denen Kinder Basketball spielen, sondern Tribünen erweitert werden und alle Einnahmen an das Internationale Olympische Komitee gehen.“

Alle verbinden 1936 mit Propaganda, mit Rassismus, mit dem Dritten Reich.

Klara Schedlich, Sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion

Olympische Spiele 2036 in Berlin, 100 Jahre nachdem die Nazis die Wettkämpfe für ihre Zwecke instrumentalisierten, hält die Grünen-Abgeordnete für nicht akzeptabel: „Die Spiele dann auszutragen, wäre vor allem äußerst risikoreich. Alle verbinden 1936 mit Propaganda, mit Rassismus, mit dem Dritten Reich“, warnte Schedlich. „Jetzt kommt Deutschland und sagt: Wir sind so unfassbar anders, 100 Jahre danach wollen wir die Geschichte nicht weiter aufarbeiten, sondern lieber überschreiben.“

Das kann aus ihrer Sicht nicht funktionieren. „Dann kommen die Athletinnen und Athleten nach Berlin zu Wettkämpfen in den Sportstätten, in denen sie auch damals stattgefunden haben und werden im Zweifelsfall in jedem Interview gefragt, wie sich das anfühlt.“

„Ich glaube, dass es Sportlerinnen und Sportler gibt, die sehr, sehr gerne Olympische Spiele in Deutschland und Berlin haben wollen und dass das nächste Datum dafür nun mal 2036 ist“, räumte Schedlich ein. „Trotzdem muss man sich damit auseinandersetzen und abwägen: Gibt es dann einen Mehrwert, eine Stadtrendite, wenn man das macht? Es gibt einfach viel zu viele Punkte, die dagegensprechen.“

Menschen vor Ort und Breitensport statt Großevents und hohe Ausgaben

Schedlich würde sich wünschen, dass Berlin zunächst alle Sportstätten auf Vordermann kriegen kann. „Dass wir sagen könnten: Okay, unsere Leute vor Ort sind versorgt, jetzt können wir uns Großevents widmen“, sagte die Grünen-Politikerin. „Aber ich sehe das noch nicht kommen.“

Die hohen Ausgaben für Olympische Spiele könnten für den Breitensport sogar lange negative Folgen haben: „Wenn man davon ausgeht, wir müssten die ganzen Anforderungen erfüllen, die das IOC stellt und im Hinterkopf hat, dass Großveranstaltungen am Ende immer viel mehr kosten, als am Anfang eingeplant wird, dann ist eigentlich ziemlich klar, dass das Land sich auf Jahrzehnte verschulden würde“, befürchtet Schedlich. „Gerade dem Sport würde das im schlimmsten Fall sogar schaden, weil dann noch mehr kaputtgespart werden würde.“

Der Deutsche Olympische Sportbund wirbt mit der Kampagne „Deine Idee. Deine Spiele“ für eine Olympia-Bewerbung. Der Dachverband hat zunächst eine gemeinsame Olympia-Kandidatur mehrerer deutscher Städte für 2036 und 2040 im Sommer oder 2038 und 2042 im Winter im Blick. (dpa)

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