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Bärendienst. So kauert Knut vielfach den lieben langen Tag auf dem Felsen. Foto: dapd

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Zum Geburtstag viel Schnee: Eisbär Knut wird vier

Am Sonntag wird das bekannteste Zootier der Welt vier Jahre alt. Der Zoo spendiert Knut seine Leib- und Magenspeise: Croissants. Seine ungewisse Zukunft betrübt Fans und Tierschützer.

Die Unterschriften kommen aus Puerto Rico, Taiwan, Jemen, Indien, Kenia, Brasilien, Südafrika, Israel. Unter anderem. Menschen überall auf dem Globus sind Fans des Eisbären Knut, und sie alle kritisieren, dass Zoo und Tierpark bei den Haltungsbedingungen zum Nachteil der Tiere und der Besucher nicht auf der Höhe der Zeit seien. „Wer Zoos in der Welt kennt, hat den Eindruck, in Berlin sind wir im Mittelalter“, sagt eine 40-jährige Spandauerin, die die Petition im Internet für „Enrichment“, also sinnvolle Beschäftigung von Tieren im Zooalltag unterschrieben hat. Zu Knuts Befinden wird auch im Internet getwittert.

Am Sonntag wird das bekannteste Zootier der Welt vier Jahre alt. Da spendiert ihm der Zoo eine Eisbombe mit Weintrauben, Gemüse – und Knuts Leib- und Magenspeise, Croissants. „So etwas bräuchte der Bär jeden Tag, vor allem, um ihn zu beschäftigen“, sagt Else Poulsen in Kanada, selbst jahrzehntelang Tierpflegerin, Wissenschaftlerin, Zoo-Consultant und anerkannte Koryphäe der Bärenbiologie.

Auch sie hat die Petition unterzeichnet. Wie der kanadische Bärenwissenschaftler Barrie Gilbert und die kalifornische Tierärztin Gail Hedberg, die im Zoo von San Francisco gearbeitet und die exotischen Tiere von Michael Jackson behandelt hat. „Anregung, Abwechslung und Beschäftigung“, wie sie Zoos weltweit praktizieren, aber der Berliner Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz ablehnt, werden in der zweisprachigen Petition „Behavioural Enrichment for the animals in Berlin Zoo and Animal Park“ gefordert. Wie das geht, macht etwa der Tierpark Hellabrunn vor, wo sogar eine Werkstatt für Tierspielzeug eingerichtet wird. Oder der Zoo in San Francisco. Dort können die beiden Eisbären zwischen mehreren Gehegen wählen.

Eisbären wollen sich bewegen. In freier Wildbahn laufen und schwimmen sie hunderte Kilometer bei der Jagd und sie verbuddeln sich zum Schutz im Schnee. In San Francisco können die Tiere über ein naturnahes Gelände streifen mit Gras, Versteck- und Kletterbäumen. Im Steingehege gibt es Stämme, Äste, Stroh und Spielgeräte wie Eimer zur Beschäftigung. Ihr Futter müssen sich die Bären aus Boxen herauspulen. So entwickeln sie weniger Verhaltensauffälligkeiten in anregungsarmen, engen Zoos.

In Berlin hat Knut ein oft monotones Dasein auf seinem Rückzugsplatz ganz vorn am Felsen zum Schutz vor den drei alten Bärinnen. Eine Zoobesucherin beschreibt das so: „Knut ruhte links auf dem Felsenvorsprung, Knut ruhte rechts, dann ruhte er oben rechts. Manchmal legte er den Kopf auf die linke Pfote, manchmal auf die rechte Pfote. Manchmal guckte er nach oben und zu den Seiten, um seinen Platz zu sichern“ – das ist zumeist alles, was Eisbärenfans von Knut noch zu sehen bekommen. Seitdem er bei den drei Bärinnen inklusive seinem Muttertier Tosca ist, schützen diese ihr Revier und verdrängen den Jungbären als Konkurrenten. Inzwischen sieht man zwar auch, wie die Tiere sich beschnuppern, und jetzt in Schnee und Eis erscheint auch Knut mal guter Dinge. „Der hat sich aber früher immer so schön kreativ beschäftigen können“, sagen Zoobesucher, „jetzt gehen wir nicht mehr hin, der Anblick tut uns in der Seele weh“.

Viele Zoofans haben zu dem vom verstorbenen Tierpfleger Thomas Dörflein handaufgezogenen Bären eine enge emotionale Bindung. Sie fühlen mit ihm wie etwa mit einem eigenen Haustier. Besucher bringen Knut und anderen Tieren sogar Fische vorbei und Spielzeug, einen Ball oder Kokosnüsse. Knut liebt Ballspiele, noch immer versucht der Bär, wenn er mal einen Ball hat, diesen mit der Schnauze zu den Besuchern zu schleudern. Ob und wann Knut eine gleichaltrige Gefährtin bekommt, steht in den Sternen. Knutfans fordern schon, dass der Bär, den der Zoo für 430 000 Euro dem Tierpark Neumünster abgekauft hat, lieber in einen anderen Zoo gebracht werden soll.

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