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Auch für die Präsentation von Produkten wurden die Glaskuppeln schon bestellt - wie hier für einen Winzer.

© HOLYPROP

Design aus Berlin: Das Museum unter der Glaskuppel

Alltagsgegenstände wie Kunst inszenieren – wie das geht, zeigt Thies Wulf mit seinem Label „Holyprop“.

Frankenstein scheint mitten in der Bewegung erstarrt zu sein, gerade als er mit seinen knochigen Fingern nach etwas greifen wollte. Über die unterarm große Plastikfigur ist eine Glaskuppel gestülpt.

Einst dienten diese Hauben dazu, wertvolle Reliquien in Kirchen zu schützen – ein Knochen, von dem man sich eine Wunderheilung versprach, weil er von Jesus stammen sollte, eine Locke von einer Heiligen zum Anbeten. Fragile Dinge, die nicht verstauben und Schaden nehmen sollten, wurden unter eine Glasglocke gestellt.

Thies Wulf hat sein Label „Holyprop“ 2022 gegründet. Daneben richtet er weiter Wohnungen und Geschäfte ein.
Thies Wulf hat sein Label „Holyprop“ 2022 gegründet. Daneben richtet er weiter Wohnungen und Geschäfte ein.

© HOLYPROP

Beim Künstler Thies Wulf wird sie zu einer Art Miniaturmuseum. Wer das Glück hat, ihn in seiner Wohnung in Kreuzberg zu besuchen, bekommt einen Eindruck davon, wie wirkungsvoll es ist, Alltagsgegenstände unter eine Haube zu stellen. Unter einer liegt ein Zylinder mit der Krempe nach oben, darauf sitzen kleine silberfarbene Astronauten wie am Rande eines Kraters. Unter einer anderen ist ein Knäuel übereinandergestapelter Kuscheltiere gestopft, ganz oben reckt ein Affe von Steiff seine Pfoten in Luft, unter der nächsten klettern zwei Hulk-Figuren ein Betondreieck hinauf.

Wahrscheinlich gibt es in jedem Haushalt eine Schublade mit Dingen, die keinen Nutzen haben, die man aber nicht wegwerfen will. Die Streichholzschachtel, als Erinnerung an einen besonderen Ort, oder die Feder, die ein Freund von Wulf seiner Frau schenkte, als er ihr einen Heiratsantrag machte. Ein anderer hat einen Baseball, den Billy Muray geworfen hat, unter Glas gelegt.

Mit einer speziellen Halterung kann man die Stahlrahmen sogar in einer Zimmerecke befestigen. Durch eine runde Erhöhung und einen Silikonring bekommt die Glaskuppel ausreichend Halt.
Mit einer speziellen Halterung kann man die Stahlrahmen sogar in einer Zimmerecke befestigen. Durch eine runde Erhöhung und einen Silikonring bekommt die Glaskuppel ausreichend Halt.

© HOLYPROP

Thies Wulf hält nichts davon, diese Dinge verschwinden zu lassen, er arrangiert sie lieber zu immer wieder neuen Installationen, er nennt das: „die Kunst, Szenografien zu schaffen“.

Auch wenn er mit seinem Label Holyprop die Kuppeln die auf einer erhabenen Plattform auf einem Rahmen aus Metall stehen, entwickelt hat, damit sie jeder selbst befüllen kann, hat er sie schon ein paarmal als fertiges Kunstwerk verkauft.

„Ich habe Freude es zu befüllen und so anzubieten, aber ich finde es auch toll, wenn die Leute ihre eigene Ausstellung daraus machen.“

Wobei es Thies Wulf dabei schon zu einer recht professionellen Meisterschaft gebracht hat, die mit einem Kunststudium an der Düsseldorfer Akademie begann. Unter seinen Lehrern waren der Maler Markus Lüpertz, der Medien- und Video-Künstler Nam June Paik und Hilla und Bernd Becher. Da habe ich mich breit aufgestellt – so breit, dass er sich erst einmal mit Szenografie beschäftigte. Er richte einen Laden des Technomodelabels Sabotage ein – mit Gegenständen aus der DDR. Bald arbeitete er für das legendäre Streetwearlabel Stone Island und C.P.Company.

Die Rahmen liefert Thies Wulf in jeder beliebigen RAL-Farbe, allerdings braucht die Produktion circa vier Wochen Zeit.
Die Rahmen liefert Thies Wulf in jeder beliebigen RAL-Farbe, allerdings braucht die Produktion circa vier Wochen Zeit.

© HOLYPROP

Als die Pandemie ausbrach war er Art-Direktor des Berlin Travel Festivals – das hatte sich nach dem Ausbruch von Corona erledigt. Mit seinen Glaskuppeln führt er jetzt das en Miniatur weiter – was er dafür auf großen Bühnen getan hat.

Für die Glaskuppeln gibt es auch die passenden Ständer (549 Euro), so kann man sie im Raum präsentieren.
Für die Glaskuppeln gibt es auch die passenden Ständer (549 Euro), so kann man sie im Raum präsentieren.

© HOLYPROP/Peter Margis

Als er seinen ersten Pop-up am Kurfürstendamm hatte, verstanden viele Besucher nicht auf Anhieb, worum es hier eigentlich ging, um die Hülle oder den Inhalt – den er inszenierte seine Produkte gekonnt und auch wenn er es selbst nicht als Kunst bezeichnet – verwischt es gekonnt die Grenzen zum Design ist es eigentlich egal, ob hier einfach nur gestaltete Dinge gezeigt werden, die Bedeutung bekommen sie oft erst durch den Betrachter aufgeladen.

Und ja, er würde sich auf jeden Fall als Sammler bezeichnen. Das kommt in Wellen, plötzlich gibt es Gegenstände, die sind spannend - wie die Skelette und Gespenster als Schlüsselanhänger, die an ihren Ringen aufgehängt in einer Vitrine baumeln.

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