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Obdachlosigkeit, Armut und Verelendung nehmen in der Hamburger Innenstadt massiv zu
24.09.2022 Hamburger Innenstadt
Immer mehr Menschen leben auf der Strasse
Initiativen, Vereine und Behörden stellen fest das die Verelendung, sichtbare Obdachlosigkeit, Bettelei / Bettler und Armut immer mehr zu. Der Bezirksamtsleiter hat deshalb einen Krisengipfel angekündigt.
Aktuelle Fotos aus der Hamburger Innenstadt - aufgenommen in und um die Mönckebergstrasse   Symbolbilder

© Breuel-Bild/CNTV

Ein Drittel lebt von der Hand in den Mund: Kein Geld für unerwartete Ausgaben

Statistisches Bundesamt: 20 Prozent der Bevölkerung mit einem Nettoeinkommen unter 16.300 Euro im Jahr. Alleinerziehende und Rentner besonders arm.

Alleinerziehende und Alleinlebende sowie Rentner verfügen häufig über ein geringes Einkommen und können zusätzliche Belastungen kaum bewältigen. Alles in allem war 32 Prozent der Bevölkerung im vergangenen Jahr nicht in der Lage, unerwartet anfallende Ausgaben von 1150 Euro und mehr zu bewältigen, hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Deutlich besser ist die Quote in den Niederlande, wo 15 Prozent keine Rücklagen haben. In Kroatien, Griechenland, Zypern und Lettland dagegen verfügen mehr als 40 Prozent der Bevölkerung nicht über ausreichende finanzielle Mittel für unerwartete größere Ausgaben.

Alleinerziehenden-Haushalte gehören hierzulande häufig zu den Haushalten mit geringem Einkommen. Fast zwei Drittel von Ihnen verfügten über weniger als 22.000 „Nettoäquivalenzeinkommen“. Für die Hälfte der Rentner gilt das auch. Alles in allem hatte nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr ein Fünftel der Bevölkerung ein „Nettoäquivalenzeinkommen“ von unter 16.300 Euro zur Verfügung.

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Das Haushaltsnettoeinkommen, dividiert durch das statistische Gesamtgewicht des Haushalts - das von der Anzahl der Personen abhängt - ergibt das für jede Person des Haushaltes geltende Nettoäquivalenzeinkommen. Aufgrund dieser Methodik kommen die Statistiker zu dem Ergebnis, das zwei Fünftel der Bevölkerung 2021 ein Nettoäquivalenzeinkommen von unter 22.000 Euro im Jahr hatten. Zwei weitere Fünftel kamen auf ein Einkommen von 28.400 Euro und mehr.

3,7 Prozent haben Gas oder Strom nicht gezahlt

Die Statistiker haben auch einen Blick geworfen auf die Energiepreise, die 2021 bereits deutlich gestiegen, aber erst in den vergangenen Monaten in der Folge des Angriffs auf die Ukraine dramatisch nach oben geschnellt sind. „2021 lebten 3,7 Prozent der Bevölkerung in Deutschland in Haushalten, die bei Rechnungen von Versorgungsbetrieben wie etwa Strom- oder Gasanbietern in Zahlungsverzug waren“, schreibt das Statistische Bundesamt. Damit lag der Anteil deutlich unter dem in Frankreich (7,1 Prozent), aber höher als in den Niederlanden (1,2 Prozent).

Im August bereits hatten die Statistiker Zahlen veröffentlicht, wonach fast jeder Sechste in Deutschland armutsgefährdet ist: 13 Millionen Menschen oder 15,8 Prozent der Bevölkerung. Inzwischen wird die Inflationsrate von zehn Prozent diesen Anteil weiter nach oben befördert haben. Eine Person gilt als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2021 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person bei 15.009 Euro netto im Jahr, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 31.520 Euro.

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„Erwerbspersonen mit zuvor schon niedrigeren Einkommen haben sowohl während der Corona- Krise als auch während der vergangenen Monate überdurchschnittlich häufig Einkommen eingebüßt“, kommentierte Bettina Kohlrausch von der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung die jüngsten Zahlen der Statistiker. Vor allem Familien mit niedrigen Einkommen und einer hohen Konsumquote „müssen aktuell deutlich höhere haushaltsspezifische Inflationsraten tragen als wohlhabende Haushalte“, sagte Kohlrausch. In den kommenden Monaten werde sich zeigen, ob die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung ausreichten, um den Menschen finanzielle Sorgen und Belastungen zu nehmen. „Das wäre doppelt wichtig, für die Betroffenen und die gesamte Gesellschaft“, meinte die Böckler-Wissenschaftlerin.

Nach der Finanzkrise hatten sich die Einkommen ab 2010 bis zur Abschwächung der Wirtschaft 2019 erhöht - und zwar auch real, da die Inflationsrate vernachlässigbar war. Berechnungen des DIW zufolge erhöhten sich beispielsweise Stundenlöhne und Haushaltseinkommen inflationsbereinigt von 2013 bis 2018 um zehn Prozent. Die Niedrigeinkommensquote stagnierte bei rund 16 Prozent.

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