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Fünf weitere Jahre: Der Rundfunkrat des RBB bestätigte Patricia Schlesinger für die Zeit über 2021 hinaus als Intendantin des öffentlich-rechtlichen Senders.

© Sagatz

Alte, neue RBB-Intendantin: Patricia Schlesinger mit 26 Stimmen wiedergewählt

Bei ihrer ersten Wahl benötigte Patricia Schlesinger noch sechs Durchgänge. Die Wiederwahl dauerte nur 55 Minuten.

Patricia Schlesinger ist die alte und neue Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Der Rundfunkrat des öffentlich-rechtlichen Senders wählte die 59-Jährige am Donnerstag mit 26 Stimmen, bei zwei Gegenstimmen. Für die nötige Zweidrittelmehrheit hätte sie mindestens 19 Stimmen gebraucht.

Patricia Schlesinger war im Jahr 2016 erstmals für fünf Jahre zur RBB-Intendantin gewählt worden. Bei der Wahl vor vier Jahren hatte sie noch sechs Durchgänge benötigt, bevor sie sich nach über fünf Stunden gegen den ZDF-Mann Theo Koll durchgesetzt hat. Diesmal fiel die Entscheidung bereits nach 55 Minuten.

Die Wahl von Patricia Schlesinger fand dieses Mal ohne Gegenkandidaten statt. Die drei anderen Bewerber, die nach der Ausschreibung ihren Hut in den Ring geworfen hatten, wurden von der Wahlfindungskommission nicht zur Wahl zugelassen. Schlesinger ist einstimmig als Kandidatin vorgeschlagen worden. Spannend war somit am Donnerstag vor allem die Frage, mit wie vielen Stimmen sie gewählt werden würde.

Zu ihren Aufgaben für die kommenden Jahre gehört insbesondere, die 2016 in Angriff genommene Reform des Programms – angefangen in der TV-Prime-Time und fortgeführt unter anderem bei den Radio-Wellen Fritz und dem Kulturradio – zu vollenden.

"Wir werden es schaffen müssen, dass unsere Marken und Inhalte wahrgenommen werden. Und das bei sinkenden Einnahmen und weniger Geld. Das ist die größte Herausforderung", sagte Schlesinger nach der Wahl. Die zweite Amtsperiode wird von dem Thema Digitalität und EInsparungen in der Tat geprägt sein, das ist sicher.

"Patricia Schlesinger hat mit ihrem Team weitreichende Veränderungen klug und erfolgreich auf den Weg gebracht", sagte Friederike von Kirchbach, die Vorsitzende des Rundfunkrates, nach der Entscheidung des Gremiums. Die Wiederwahl sei ein "gutes Signal für das Publikum des RBB".

Ab 2022 auch ARD-Vorsitzende

Eine andere Herausforderung wartet möglicherweise 2022 auf Patricia Schlesinger. Dann will sie Tom Buhrow als ARD-Vorsitzenden ablösen. Nach WDR-Intendantin Monika Piel und ihrer MDR-Kollegin Karola Wille wäre sie dann die dritte Frau an der Spitze der neun ARD-Sender.

Das erste Interview nach der Wiederwahl: RBB-Intendantin Patricia Schlesinger und Journalisten von "Abendschau" und Inforadio.
Das erste Interview nach der Wiederwahl: RBB-Intendantin Patricia Schlesinger und Journalisten von "Abendschau" und Inforadio.

© Sagatz

Schlesinger wird dann sowohl nach Innen als auch nach Außen für einen geänderten öffentlich-rechtlichen Rundfunk werben müssen, dessen Aufgaben in größerem Maße zunehmen als die Einnahmen – falls die Erhöhung der Rundfunkgebühren nicht am Veto einiger ostdeutscher Landesparlamente scheitert und den Sparzwang nochmals erhöht.

"Für den RBB ist der ARD-Vorsitz natürlich die Chance, wahrgenommen zu werden als ein wichtiger Sender im Chor der ARD. Wir sind kein großer Sender, aber einer in der Hauptstadtregion. Und der hat etwas zu bieten", sagte Schlesinger dem Tagesspiegel. Die Aufgabe sei, die ARD zusammenzuschweißen und für die ARD als Gemeinschaft etwas zu tun. "Das ist eine große Aufgabe, der ich mich mit Respekt und Demut widmen möchte". Über konkrete Ziele wollte sich Schlesinger nicht äußern. "Das ist noch zu früh, wir arbeiten noch daran."

Innerhalb des RBB stehen zudem zwei Großvorhaben an, die beide das gleiche Ziel haben: den Wandel zu einem Medienhaus zu schaffen, bei dem der Ausspielweg nicht mehr das entscheidende Kriterium ist. In der crossmedialen Zukunft sollen die Redaktion unabhängig von der Frage des Kanals oder des Formats Beiträge erstellen oder Ideen entwickeln. Dazu werden ab 2021 die vier Organisationseinheiten Nachrichten/Politik, Gesellschaft, Kultur und Sport als so genannte Content-Boxen organisiert. Am Berliner Sitz wird zudem bis 2025 ein digitales Medienhaus entstehen, dass diesem Konzept auch einen baulichen Rahmen gibt.

Vom digitalen Medienhaus verspricht sich Schlesinger, dass man den RBB dort sichtbar macht, wo die meisten Menschen inzwischen unterwegs sind. "Wir werden schneller werden, aber tatsächlich auch mit weniger Menschen arbeiten. Aber wir werden es vor allem schaffen, bessere Angebote zu produzieren", versprach die frisch wiedergewählte RBB-Intendantin.

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