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Barbara Schöneberger, 39.

© dpa

Barbara Schöneberger: Die Dienstleisterin

NDR-Talkshow, Jauch & Gottschalk, ESC: Barbara Schöneberger ist die Lieblingsmoderatorin der Deutschen. Und sie hat etwas gemein mit Lady Gaga.

Was ist erstrebenswerter: beliebt sein oder sexy? Oder beides? Keiner kann das im deutschen Fernsehgeschäft besser beantworten als Barbara Schöneberger. Keine kann ein hautenges neo-oranges Kleid so akkurat tragen wie die Moderatorin an diesem Nachmittag in den Hamburger Studios der Fernsehmacher, kurz vor der Aufzeichnung der Markus-Lanz-Show. Interview in der Garderobe. Noch ein Griff ins süße Buffet, ein Blick zum Reporter. Kennen wir uns? Also, los. Laut Forsa-Umfrage ist Barbara Schöneberger Lieblingsmoderatorin der Deutschen. Was sagt sie dazu? „Ich freue mich natürlich wahnsinnig, aber diese Umfrage hat jetzt nicht mein Leben verändert. Dafür hat mich Helene Fischer ja beim ,Playboy’-Ranking überholt. Jetzt will nur noch jeder Zweite eine Nacht mit mir verbringen.“ Typisch Schöneberger, immer einen Spruch auf den Lippen.

Setzen. Ihr Blick verrät nicht, ob sie das mit dem „Playboy“ jetzt erst meint. Der Blick kommt im Fernsehen ja immer ein bisschen neugierig-erschrocken rüber, was vielleicht auch eine Art Schutzschild ist. Demnächst wieder im Ersten als Moderatorin beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest in der Nachfolge von Anke Engelke, gelegentlich bei RTL mit der Jauch&Gottschalk-Show, vor allem aber regelmäßig im Dritten an der Seite von Hubertus Meyer-Burckhardt in der „NDR Talkshow“. Das ist jetzt alles in allem keine Überflieger-Karriere im Fernsehen, war auch nie so geplant, aber offenbar genau das, was die als Einzelkind bei München aufgewachsene Tochter eines Soloklarinettisten will.

Stichwort Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit. Sie legt Wert auf die Feststellung, dass sie immer genug Geld hatte und ihren Lebensstandard erst dann hochgeschraubt hat, als sie dazu in der Lage war. Bei Lanz sagt sie, dass sie sehr lange misstrauisch war. Nach dem Abitur glaubte, sie werde die Einzige sein, die es beruflich nicht schafft. Da war noch keine Idee, wo die Reise hingeht. Warum nicht Soziologie und Kunstgeschichte? „Ich wollte einfach studieren, weil: Man studiert eben.“ Sie hat schnell gemerkt, dass das für sie keinen Sinn macht. Wollte arbeiten, in die Praxis: Hat als Handy verkleidet in der Fußgängerzone gestanden, Regenschirme ausgeteilt, Dirndlmodenschauen und so was. Einfach alles. Sie sagt: „Es war mir nichts fies.“

Das Prinzip "Rampensau"

Das muss man ihr wohl glauben. Ist ihr eine Frage im Gespräch mal nicht geheuer, gibt’s ’ne Gegenfrage. Vielleicht die richtige Einstellung für den Schritt in die Medien. Zuerst als Assistentin in der Sat1-Sendung „Bube, Dame, Hörig“, dann beim Sportfernsehen, DSF, Ende der 1990er, als Moderatorin eines Tennis-Magazins. Geblieben davon ist eine Unlust am Sport. Sie nimmt sich grad’ noch ein Dolce vom Buffet. Mehr bei sich war Barbara Schöneberger dann beim Talkformat „Blondes Gift“, mit dem dieser neue Moderatoren-Typ – direkt, schlagfertig, sexy und burschikos zugleich – 2002 bekannt wurde, erst bei TVBerlin, später beim WDR und Pro7. Das Prinzip „Rampensau“, was für sie kein Schimpfwort ist. Wenn sie nicht gerne auf der Bühne stünde, um sich dort zu produzieren, in den Dienst der Auftraggeber zu stellen, dann wäre sie ja schlecht beraten.

Das betrifft ihre TV-Einsätze genauso wie die Moderation von Galas oder Firmenevents. „Als Moderatorin für einen Autokonzern komme ich nicht als Star erst mal ’ne Stunde zu spät, sondern bin pünktlich, vorbereitet. Ich bin gebucht als Dienstleister. Das gilt im Grunde auch fürs Fernsehen. Wenn ich zu einer Game-Show eingeladen bin, muss ich lustig sein und spielfreudig und kann da nicht meinen Mund halten.“

Es scheint ein stilles Einverständnis zwischen der Schöneberger und ihrem Publikum zu geben, was sich auch auf ihre Solo-Auftritte überträgt. Es sei ein schönes Gefühl, auf die Bühne zu gehen und zu wissen, sie habe keine Angst davor. „Das spüren die Zuschauer. Kein Zuschauer will im Zuschauerraum sitzen und sich Sorgen um den Moderator machen. Die merken, ich fühle mich hier wohl, ich weiß, was ich tue. Lehnt euch zurück.“ Das kommt an. Andererseits, sie ist nicht so naiv zu glauben, dass das mit dem Erfolg immer so bleiben müsse. Da waren schon Dellen in ihrer Karriere. Sie ist dem NDR sehr dankbar, dass 2008 das Angebot mit der Talkshow kam, was sie aus einem jobmäßigen Schwebezustand befreite. Es gab ein paar Jahre nach dem „Blonden Gift“, da war sie überall mal eingeladen als Gast in einer Show, aber etwas Eigenes traute man ihr nicht zu. Die „Schöneberger-Show“ im ZDF floppte. Fünf, sechs Jahre später ist das eher umgekehrt. Sie wurde sogar als „Wetten, dass?“-Moderatorin gehandelt. „Der Job ist toll, aber man muss die Medien im Griff haben. Ich glaube, dass das ein Beschluss ist, ob man jemanden gut durchkommen lässt oder ob man jemanden fertigmacht. "

Neben gesundem Misstrauen gehört auch eine gewisse Dickfelligkeit zu ihren Charaktereigenschaften. „Ich lese ja schon manchmal Kritiken. Aber ich kann mich nicht beschweren, die Presse ist gut mit mir umgegangen. Sie haben mich noch nie so richtig auf dem Kieker gehabt. Man kennt die Mechanismen. Erst, sie ist so toll. Super-Berger, und dann …“ Sie wischt über den Tisch. Wieder dieser leicht misstrauische, direkte Blick, die großen Augen, was wohltuend unprofessionell wirkt.

Gibt es denn irgendetwas, was Sie unbedingt noch machen wolle? „Ich habe da keine Pläne. Schauspielerisch vielleicht, aber nur, wenn’s in Berlin passiert, vor der Haustür.“ Da kann sie sich um ihre Dahlien kümmern, im Garten. „Ich guck’ mal, wohin mich das Leben so treibt. Komme weiter, pünktlich und gut gelaunt, zur verabredeten Zeit.“ Das klingt im Grunde zu einfach, um wahr zu sein.

Barbara Schöneberger ist bodenständig geblieben, wozu auch gehört, dass sie oft aus ihrer zweiten Heimat Berlin nach Hause, nach Bayern fährt. Sind Ihre Eltern stolz auf Sie? „Ja, total. Ich hatte eine sehr behütete Kindheit. Zwischendurch haben sie vielleicht mal geschluckt, bei der einen oder anderen Bemerkung zum ,Blonden Gift’, die pressemäßig breitgetreten wurde. Die haben aber noch nie alles toll gefunden, was ich gemacht habe oder alles schlecht.“ Sie habe ja nicht mit dem Studium aufgehört und sich gesagt, sie gucke mal, wo sie das Leben so hintreibt. „Ich hatte einen nicht schlecht dotierten Fernsehvertrag in der Tasche. Ich habe sehr früh sehr massiv angefangen, mein eigenes Geld zu verdienen. Das verschafft dir ein sehr gutes Gefühl.“

Anfang März wird sie 40. Und singt auch noch. Im Mai geht sie auf Tournee, zur neuen CD „Bekannt aus Funk und Fernsehen“. Beschwingte Songs über nervige Schwiegermütter, dicke Ehemänner und Babykotze. Wobei die verheiratete zweifache Mutter sonst kaum etwas über ihr Privatleben verrät. „Je mehr du das unter Verschluss hältst, desto mehr Privatleben hast du. Ist die Grenze in Deutschland einmal gezogen, ist es total einfach.“ Da müsse sie nicht kämpfen. „Die juristische Lage ist hier ganz klar, pro-prominent. Es gibt sicher Fotos von mir und meiner Familie, aber die werden nicht gedruckt.“

Gedruckt werden die bunten Fotos, über die sich ihr Publikum freut. Gleich beginnt die Aufzeichnung der Markus-Lanz-Show. Und sie trägt dieses wahnsinnig hautenge, neo-orange Kleid. Stimmt es, dass Leute auf dem CSD als Schöneberger gehen? „Ja, mit engen Kleidern und nuttigen Schuhen. Wahrscheinlich bin ich das, was Liza Minelli früher war, eine Art Ikone. Eine Frau, die Frauen spielt, oder eine Dame. Ich komme da in der Beliebtheit gleich nach Amy Winehouse und Lady Gaga.“

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