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Was hat die Musikindustrie für Kunst übrig? 

© BR/Christopher Roos von Rosen

Doku über die Musikindustrie: Balbinas Tafelrunde

Die ARD-Doku „Dirty Little Secrets“ zeigt drei erhellende Folgen lang, was die Musikindustrie für ihre Kreativen, also das Wesentliche übrighat. Viel Geld ist es jedenfalls nicht…

Balbina, sagt Julia, „ist Musikerin und Aktivistin, also quasi Musik-Aktivistin“. In der ebenso erfolgreichen wie meinungsstarken R’n’B-Artistin hat die musikbegeisterte Journalistin daher eine denkbar gute Protagonistin ihrer BR-Doku „Dirty Little Secrets“ (drei Folgen, ARD Mediathek) gefunden. Die handelt schließlich von einem System, das 90 Prozent der Kreativen weltweit mit Almosen abspeist.

So jedenfalls kritisiert es Balbina zu Beginn des ersten Teils, in dem Julia Schweinberger zusammen mit Friederike Wipfler, Lennart Bedford-Strohm und Anne Brier der Musikindustrie auf die Goldzähne fühlt, genauer: Spotify. Jenem Streamingdienst, der illegale Downloads 2006 in legale Bahnen lenkte, was der Berlinerin Balbina allerdings nur theoretisch neue Verbreitungsmöglichkeiten brachte. Praktisch geriet auch sie unter die Räder turbokapitalistischer Konzerninteressen.

Ob das genug zum Leben ist? Das ist ja auch ‘ne philosophische Frage.

Conny Zhang, Managerin

In der ARD-Mediathek trommelt sie daher eine Gesprächsrunde Gleichgesinnter von Jennifer Rostock bis Peter Maffay zusammen, die mit grimmigem Trotz auf Majorlabels eindrischt und mithilfe erlesener Zeugen wie dem Rapper Smudo oder Berlins Ex-Kulturstaatsekretär Tim Renner eine stilistisch zuweilen infantile, aber investigative Welttour in die Abgründe des Showbiz unternimmt.

Kein Wunder, dass Universal, Warner, Sony die Aussage verweigern, was ihr Branchenverband durch biegsame Mails noch verschlimmert. Mit der deutschen Spotify-Managerin Conny Zhang kommt zwar eine Funktionärin zu Wort, die vorbildlich gendert, auf unliebsame Fragen aber alle Antworten verweigert. Balbinas Tafelrunde zeigt im Rahmen einer gehaltvollen Dokuserie, was die Industrie für Kunst übrig hat: Almosen und Verachtung.

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