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Fiona Erdmann in der Dschungel-Pizzeria.

© PROMO

Dschungelbuch (12): Sex, Suff und schwule Fußballer

Eigentlich hätte man längst abschalten sollen, so langweilig war das Dschungelcamp. Bekannte Witze, öde Kandidaten. Doch dann packte RTL noch die thematische Keule aus.

Von Katrin Schulze

Die Dramaturgen von RTL haben geschlafen. Elf lange Tage. Seit der ersten Folge war das, was da aus der australischen Wildnis ins deutsche Fernsehen überliefert wurde, zum Gääähnen. Nicht unterhaltsam, ja nicht einmal zum Ekeln oder Gruseln oder irgendetwas. Alles bekannt aus vorangegangenen Staffeln. Die Witze der Moderatoren: Immer nach dem gleichen Schema, die Prüfungen: verbraucht. Und wenn dann die handelnden Personen – wie diesmal nach dem peinlich inszenierten Abgang von Helmut Berger - auch noch so blass und bieder (Sorry, Olivia Jones) daherkommen, dann bleibt nicht mehr viel. Bis zum Dienstag.

Denn an Tag 12 packte RTL die Keule aus: Sex, Suffexzesse und schwule Fußballer. Drei Dinge, die immer ziehen. Gut, innovativ ist das auch nicht, aber wenigstens in Ansätzen clever; einige würden auch berechnend sagen. Die Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich kündigten lieber schon vorher an (sicher ist sicher), dass gleich wirklich mal etwas Gutes gesendet werde und dass die Klatschblätter davon noch wochenlang zehren können – also von den Lästereien einer gewissen Georgina und Olivia Jones, die nachts am Lagerfeuer ihre (Pseudo-)Society-Erfahrungen austauschten.

Hier in Kürze die wichtigsten nicht so geheimen Geheimnisse nach Olivia und Georgina beziehungsweise den Drehbuchschreibern von RTL: Eine gewisse Fernanda Brandao sei sexsüchtig, Sarah Conners Schwester zwar nett, allerdings ein nach Aufmerksamkeit gierendes Feierbiest – genau übrigens wie Sabrina Setlur, die schon mal morgens mit Schnapsflaschen um die Ecke kommt. Und dann gebe es da noch Agenturen, die schwulen Fußballern eine Alibi-Freundin verpassen würden, was diese Georgina wisse, weil sie selbst schon einmal dafür angefragt worden sei. Pssst!

Ein bisschen zu dick aufgetragen, finden Sie? Von wegen, es ging ja noch weiter. Der Sender heizte den Weiberzoff der beiden rothaarigen Kandidaten an und fütterte Claudelle Deckert und Fiona Erdmann schließlich mit Kamelpenissen, Fischaugen, Schafshoden. Als müsse an diesem Dienstag alles raus. Dschungel-Ausverkauf. Es passiert ja sonst schon selten genug, dass Inhalt, Aufbau oder das tatsächlich Gezeigte der Sendung besprochen werden. Allermeist geht es nur um Sinn und Schwachsinn, um über Fluss und Überfluss des Konzepts. Folge 12, 2013 jedoch hing erstmals nach fast zwei Wochen nicht an den qualitativ nachlassenden Zwischenmoderationen oder den Werbeblöcken, sondern lieferte grob das, was diese Spätabendsendung beansprucht: seichte, leichte Fernsehunterhaltung.

Fraglich ist nur, ob das reicht. Denn ist es nicht das Gleiche wie bei „Deutschland sucht den Superstar“ oder anderen Castingshows? Was zu Beginn interessant und vielleicht sogar amüsant war, zieht sich irgendwann wie Kaugummi. Formate lassen sich eben nicht konservieren. Sie können ihren Reiz und  ihre Dynamik nicht bis in die x. Staffel hinüberretten. Nicht einmal der Dschungel.

Dass wir in diesem Jahr, soweit die Erinnerung reicht, die bisher schwächste Staffel  aller Zeiten sehen, ist so verwunderlich also nicht. Tag 12, an dem Mutter Katzenberger gegen Ende rausflog, wird da – wenn überhaupt - lediglich als gut geplanter Höhepunkt in Erinnerung bleiben. Als Tag, an dem RTL sich redlich bemühte. Das Problem ist nur, dass noch vier Ausgaben folgen.

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