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In Russland nicht mehr zu erreichen: Die Webseite von Bild.de mit Berichten über den von Russland angezettelten Krieg in der Ukraine.

© Bild.de/Tsp

Nach Arbeitsverbot für Deutsche Welle: Russland sperrt Webseite der „Bild“-Zeitung

Ohne Angabe von Gründen sperrt Russland ein weiteres deutsches Medium. Der „Bild“-Chef sieht das als Bestätigung der journalistischen Arbeit.

Russland weitet seinen restriktiven Kurs gegenüber ausländischen Medien aus. Nach dem Arbeitsverbot und der Sperre der Deutschen Welle hat die russische Kommunikationsaufsicht Roskomnadsor nun bekannt gegeben, dass Russland auch den Zugriff auf die Webseite von „Bild“ einschränkt.

Man folge damit einem Ersuchen der Generalstaatsanwaltschaft, teilte Roskomnadsor am Sonntag mit. Ein Grund für die Beschränkungen für den Online-Auftritt der deutschen Zeitung wurde nicht genannt.

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Der Springer-Verlag bestätigte am Sonntag den Vorgang. „Bild berichtet rund um die Uhr über Putins Angriffskrieg in der Ukraine, auch in russischer Sprache. Die Sperrung von Bild.de durch die russische Zensur bestätigt uns in unserer journalistischen Arbeit für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte“, teilte „Bild“-Chefredakteur Johannes Boie auf Anfrage des Tagesspiegels mit.

Die Sperrung bestärke die Zeitung zudem darin, „russischen Bürgerinnen und Bürgern noch mehr Möglichkeiten zu geben, sich mit Nachrichten und Fakten jenseits von der russischen Regierungs-Propaganda zu informieren.“

Seit Ende Februar mit Artikeln auf Russisch

Eine mögliche Erklärung für die Einschränkung des Zugriffs auf Bild.de wäre die Ende Februar getroffene Entscheidung von „Bild“, ausgewählte Beiträge zusätzlich in russischer Sprache über die Webseite zu verbreiten.

Verbote und Einschränkungen wie bei der Deutschen Welle und nun bei Bild.de lassen sich ebenso wie beim deutschen Verbot von RT.DE mittels VPN-Zugängen und dem Einsatz von Tor-Browsern umgehen. Die Deutsche Welle hatte ihre Webseite zudem über Mirror-Server gespiegelt, die Organisation Reporter ohne Grenzen hatte sich dem angeschlossen und so den Zugang erweitert. Inhalte von „Bild“ werden überdies über einen Telegram-Kanal angeboten.

Harsche Strafen für angebliche Fakes News über Russland

Erst am Freitag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin ein Gesetz gebilligt, das Falschnachrichten über die Tätigkeit russischer Vertreter im Ausland unter Strafe stellt. Bei Verstößen drohen bis zu 15 Jahre Haft, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax.

Nach den Worten eines hochrangigen Abgeordneten sei das neue Gesetz notwendig geworden, weil Menschen unwahre Nachrichten über russische Botschaften und andere russische Einrichtungen im Ausland verbreiteten.

Anfang März hatte das russische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von "Falschnachrichten" über das Militär vorsieht. Weil sich damit auch Korrespondenten ausländischer Medien in Russland der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen, zogen viele Publikationen und Sender ihre Korrespondenten ab.

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