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Plasberg und die Quoten-Gier: Talk-Mann der Stunde

Der Fernseh-Mann der Stunde heißt nicht Dieter, sondern: Frank. Frank Plasberg. "hart aber fair" macht zurzeit alles richtig. Selbst wenn sich Henkel, Ditfurth und Konsorten über die Marktwirtschaft streiten.

Dieter Bohlen ist populärer als Dieter Wedel. Die RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ sahen am Mittwochabend um 20:15 Uhr 7,34 Millionen Zuschauer - die erste Folge des ARD- Zweiteilers „Gier“ von Regisseur Dieter Wedel über die Machenschaften eines Millionenbetrügers verfolgten zeitgleich 5,75 Millionen Menschen. Doch der Fernseh-Mann der Stunde heißt nicht Dieter, sondern: Frank. Frank Plasberg.

Von wegen Maybrit Illner, Anne Will oder Beckmann - der Moderator von "hart aber fair" ist zurzeit die Vier-Millionen-Zuschauer-Bank unter Deutschlands Polit-Talkern. Darunter macht es Plasberg seit längerem nicht mehr. 4,75 Millionen verfolgten nach dem Wedel-Film am Mittwoch abend "hart aber fair" im Ersten. Plasbergs Marktanteil: 17,7 Prozent, das ist deutlich über ARD-Schnitt.

Und das lag nicht nur an Wedels Film, eine populäre Steilvorlage. Im Grunde macht Frank Plasberg alles richtig. Selbst bei einem so abgehangenen Thema wie "Genug ist noch zu wenig - Warum regiert uns die Gier?" führt der Moderator seine Diskutanten am Nasenring durchs Studio, ohne sie der Lächerlichkeit preis zu geben. Auch wenn sie die ewig gleichen Platten auflegen wollen wie Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel ("So schlecht ist die Marktwirtschaft nicht, wie sie hier geredet wird"), Jutta Ditfurth ("Was zum Beispiel die Deutsche Bank treibt, gehört sich nicht") oder Regisseur Wedel höchstpersönlich, der die conditio humana stets zu kennen scheint, die Machenschaften von Millionenbetrügern für seinen - von der breiten Kritik eher mäßig aufgenommen - Film gründlich durchrecherchiert hatte und jetzt sicher gerne noch mal bei Plasberg im Studio vorbei gekommen war. Nein, nein, natürlich lässt er sich nicht das Recht absprechen, in seiner gerade erschienen Biografie neben seinen zahlreichen Film- und Fernseherfahrungen auch über seine zahlreichen Affären zu schreiben.

Viel mehr Eitelkeit geht nicht.  Und das ist ja auch der Grund, warum viele Menschen diese Talkshows mit den erwartbaren Gesichtern und erwartbaren Meinungen nicht mehr einschalten. Wenn da nicht der souveräne Frank Plasberg wäre. Der läuft eben zu ganz großer Form auf. Thema hin, Gäste her, "hart aber fair" holt aus allem etwas raus. Jedenfalls gibt es keine andere Talkshow im  deutschen Fernsehen, bei der der Impuls, aus Müdigkeit oder Überdruss abzuschalten, beim Zuschauer so dauerhaft unterdrückt wird.

Auch am Mittwoch wieder. Plasbergs Gast Jürgen Schneider, ja genau der, der Immobilien-Spekulant, der vor Jahren eine Milliarden-Pleite verursacht und wegen Betrug zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, geht es nach seiner Entlassung offenbar wieder recht gut. Erstaunlich eigentlich. Ob seine neuen Beratungs-Geschäfte weiterhin so gut laufen werden, nachdem der coole Moderator in seiner Show mal eben auf laufende, staatsanwaltliche Ermittlungen gegen Schneider hinwies, bleibt abzuwarten.

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