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Jogi Löw beim Spiel Polen - Deutschland. Immerhin: RTL hat das Gespräch mit dem Trainer diesmal nicht mit Werbung unterbrochen.

© dpa

Polen - Deutschland: Ernüchternd wie das Ergebnis: Das Länderspiel bei RTL

Für die Rechte an den Qualifikationsspielen des Weltmeisterteams hat RTL geschätzte 100 Millionen Euro ausgegeben. Und was kommt dabei raus? Fünf Beobachtungen zum Spiel Polen - Deutschland beim Privatsender.

Der Kölner Privatsender RTL will man mit seinen Fußball-Übertragungen in der EM-Qualifikation neue Akzente setzen, vor allem auch ums Spiel herum. Keine Revolution im Übertragungskonzept, aber das ist schon okay. Nur, was nützt es, wenn der echte Fan seinen Fernseher sowieso erst zum Anpfiff einstellt und nach 90 Minuten wegzappt? Und dann verliert Deutschland auch noch, 0:2 gegen Polen. Fünf Dinge blieben dennoch hängen, am Samstag in der Primetime.

Hoffnung des Abends. Marco Hagemann. Wahrlich kein Selbstdarsteller. Der mit viel Vorschusslorbeeren gestartete neue RTL-Kommentator, der im Ton und Duktus immer mehr Wolff Fuss ähnelt, verfällt beizeiten in einen alten Reportertrott: Spiele besser reden zu wollen, als sie sind, eben weil man sie als teuer eingekauftes Vier-Stunden-Event im Programm hat. Für die Rechte an den Qualifikationsspielen des Weltmeisterteams hat RTL geschätzte 100 Millionen Euro ausgegeben. Zumindest die ersten 40 Minuten Polen gegen den Weltmeister waren für alle grottig (die zweiten 45 Minuten nur noch für den Weltmeister), für den Mann am Reportertisch nicht. Das war nüchtern, aber nicht analytisch.

Frage des Abends. Für welchen deutschen Verein spielt Robert Lewandowski? Hamburger SV oder Bayern München? Für die Erwähnung des RTL-Telefon-Gewinnspiels und eines Auto der gehobenen Klasse ließ das zunächst doch überraschend langweilige Spiel genug Zeit. Gelegenheit auch, endlich mal den neuen Fußball-Deutschland-Fernsehsender in seiner Favoriten-Liste am Fernsehgerät nach vorne zu holen. Da lungerte RTL beim großen Kabelanbieter doch tatsächlich noch auf 251 herum, hinter Teltowkanal und France 3. Wie bewirbt sich der Privatsender? „Mein RTL“. Wohl eher nicht.

Abwesenheit des Abends. Jens Lehmann startete seinen neuen Experten-Job im Sommer mit dem Anspruch: „Wenn man schlecht spielt, wird man zu Recht dafür kritisiert, wenn man gut ist, wird man zu Recht gelobt. So werde ich es halten, ohne jede Polemik.“ Und wenn man nichts zu kritisieren hat? Oder nicht richtig kritisieren kann? Jens Lehmann, im Grunde ein feinsinniger Mann, steht als Experte immer ein bisschen neben sich, neben der Veranstaltung. Sagt nach dem 0:2 Offensichtliches wie: „Also, das war eine faustdicke Überraschung.“ Was hätte ein Olli Kahn nach der vermeidbaren Niederlage gewettert.

Rennfahrer des Abends. Moderator Florian König und Fußball. War immer schon blass, blieb auch im Warschauer Rahmenprogramm (mit den zahllosen Quali-Spielen hinterher) blass und wird es vermutlich immer sein, wenn kein Formel Eins Auto in der Nähe ist. Schon gar, wenn Jens Lehmann neben ihm steht. Unterstützt das Credo des echten Fußball-Fans, das auch bei ARD- und ZDF-Übertragungen galt und gilt: Ein Spiel dauert 90 Minuten. Nicht mehr.

Der Kaffee danach. Und wenn doch? Kommt ein erstaunlich entspannter Jogi Löw mysteriös lächelnd zu den lästigen Leuten vom Fernsehen. Anders als nach dem ersten Quali-Spiel gegen Schottland wurden die Ausführungen des Nationaltrainers im TV-Studio, traditioneller Höhepunkte jeder stundenlangen Berichterstattung, nicht von Werbung unterbrochen. Da freut sich der Espresso-Hersteller genauso RTL über 10,65 Millionen Zuschauer am Samstagabend. Das entsprach einem Marktanteil von 36 Prozent für die Übertragung aus Warschau.

Den nächsten Espresso bei RTL gibt’s am Dienstag, gegen Irland.

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