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Die MDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Karola Wille

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Update

ARD braucht mehr Geld: Produzenten von ARD-Auftragsproduktionen werden besser gestellt

Die ARD hat sich nach zweijähriger Diskussion mit der Produzentenallianz auf neue Eckpunkte der Zusammenarbeit verpflichtet. Dadurch entstehen der ARD rund 50 Millionen Euro im Jahr an Mehrkosten.

Die ARD als Vorreiter, für ein qualitativ hochwertiges Programm mit viel Serie, Dokumentation und Unterhaltung, aber auch für die Anmeldung erhöhter Programm-Kosten und Mehraufwendungen, Stichwort Rundfunkbeitrag. Doch zu diesem heiklen Punkt später. Nach zweijährigen Verhandlungen mit der Produzentenallianz hat die ARD eine Selbstverpflichtungserklärung für die künftige Ausgestaltung der Beauftragung von Fernseh-Auftragsproduktionen beschlossen. Nichts weniger als "eine Neuvermessung der Fernsehauftragsproduktion in Deutschland", nannte das Alexander Thies, Vorsitzender des Gesamtvorstandes der Produzentenallianz, bei der Vorstellung der Eckpunkte am Donnerstag in Berlin.

Damit besteht nun eine ARD-weit einheitliche Grundlage für teil- sowie vollfinanzierte Auftragsproduktionen in den Genres Fiktion, Unterhaltung und Dokumentation. Rund 700 Millionen Euro gibt die ARD in diesem Bereich jährlich aus. Modernen Produktionsbedingungen wie bei der Entstehung einer "Tatort"-Folge wurde das offenbar nicht mehr gerecht. Insbesondere werden die Bereiche Kalkulation und Rechte neu geregelt. Erstmals erhalten Produzenten die Möglichkeit, bei lediglich teilfinanzierten Auftragsproduktionen ihren Anspruch auf Teile der Rechte geltend zu machen, um sie selbst zu verwerten.

Zudem sollen "besondere programmliche Leistungen gesondert prämiert" werden - sprich: Fernsehpreise wie der Grimmepreis können sich künftig auch direkt auszahlen. "Dieser Leistungsanreiz entspricht in besonderer Weise dem Qualitätsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks", so die ARD-Vorsitzende Karola Wille.

Auch das ZDF ist in Gesprächen mit den Produzenten

Die Neuregelung umfasst vor allem vier Themenkomplexe. Bei Kalkulationen sollen künftig realistischere Kalkulationen möglich sein. So dürfen die Produzenten beispielsweise Producer, Rechtsberatungskosten und bei fiktionalen Serien mit mindestens sechs Folgen auch ein Head-Autor mit in die Kalkulation eingebracht werden. Die Mehrkosten, insgesamt rund 200 Millionen Euro in dem Zeitraum von 2017 bis 2020, die der ARD dadurch entstehen, wurden bei der KEF für die nächste Beitragsperiode angemeldet. Sie müssen von den Ministerpräsidenten erst noch genehmigt werden, ehe die ARD sie den Produzenten dann tatsächlich zugesteht.

Eine Selbstverpflichtung also. Alexander Thies, Vorsitzender der Produzentenallianz, attestiert der ARD, damit "ganz an der Spitze der Fernsehsender in Deutschland" zu stehen.  Er hofft auf Nachahmungseffekte. „Das ZDF verfügt seit Langem über Eckpunkte marktgerechter Vertragsbedingungen zu Fernsehauftragsproduktionen. Über angemessene Anpassungen und Fortschreibungen dieser Bedingungen stehen wir auch mit der Allianz Deutscher Produzenten im Gespräch“, sagt dazu ein ZDF-Sprecher.

Sieben Regeln für einen guten Pitch

Die Summe von 200 Millionen Euro Mehrkosten berücksichtigt auch die Aufwendungen für die Einhaltung weiterer Eckpunkte. Neben vollfinanzierten Auftragsproduktionen sollen zum Einen künftig verstärkt auch teilfinanzierte Produktionen möglich werden. Der Produzent finanziert die Produktion also mit, erwirbt dadurch aber auch Rechte, die er selbst verwerten darf. Zum Zweiten will man mit einem Leistungsmodell Anreize für Innovationen setzen. 3,2 Millionen Euro an Prämien sollen so an erfolgreiche Produzenten vergeben werden.

Zudem wurden sieben Regeln für einen guten Pitch festgehalten: Begrenzung der Teilnehmerzahlen, transparentes Procedere, konkrete Vorgaben, sichere Finanzierung und sicherer Sendeplatz, Erstattung von Pitching-Kosten, Ideenschutz, einheitliche und fortlaufende Betreuung.

Christine Strobl, Geschäftsführerin der ARD-Tochterfirma Degeto, begrüßte die Vereinbarungen mit der Produzentenallianz auch vor dem Hintergrund der Zunahme anderer Verbreitungswege von Programminhalten. Serien beispielsweise werden ja immer weniger noch im klassisch linearen Fernsehen geschaut. Die Themen Verwertungsrechte und Verbreitungswege wie Video-On-Demand gehörten zusammen. "Der Gebührenzahler geht ja auch ins Netz."

Ob der Gebührenzahler für diese Vereinbarung mit den Produzenten auch direkt tiefer in die Tasche greifen muss, ist eher unwahrscheinlich. Es gebe ja auch noch eine Gebühren-Rücklage von aktuell rund 1,5 Milliarden Euro, so Alexander Thies. Zunächst einmal muss die KEF über diesen von der ARD angemeldeten Bedarf an Mehraufwendungen beraten. Das geschieht in diesen Tagen. Dann entscheiden die Ministerpräsidenten.

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