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Hochspannung in höchster Auflösung. Sky überträgt das Bundesliga-Rückrundenspiel zwischen RB Leipzig und dem 1. FC Union Berlin am 18. Januar im Ultra-HD-Format.

© Pedersen/dpa/AFP

Schärfer als das Fernsehen erlaubt: So sehen die Ultra-HD-Pläne der Sender und VoD-Plattformen aus

Bald werden 15 Millionen Ultra-HD-Geräte in Deutschland in Betrieb sein. Was TV-Sender und Streaming-Anbieter dazu planen.

Der Fernsehzuschauer hat als Konsument seine Entscheidung längst getroffen: Ein großer Teil der neu gekauften Fernseher stellt Bilder in Ultra-HD-Auflösung und zumeist auch mit verbessertem Kontrast, also mit High Dynamic Range (HDR), dar. Die Schallmauer von zehn Millionen verkaufter Ultra-HD-Fernseher wurde in Deutschland bereits 2018 durchbrochen.

Wenn die Erwartungen des Handels aufgehen, werden bis Ende 2019 fünf Millionen weitere Fernseher mit diesem Format dazu kommen. Die Nachfrage nach Filmen, Serien, Dokumentationen und anderen Inhalten in UHD-Technik ist somit vorhanden, doch wie sieht es mit dem Angebot aus? Wir haben uns bei den Sendern und Video-on-Demand-Anbietern nach ihren Plänen umgehört.

Die Auflösung von Ultra-HD-Fernsehern beträgt 3840 Mal 2160 Pixeln und liegt somit bei insgesamt rund 8,3 Millionen Bildpunkten Sie ist damit viermal so hoch wie bei Full-HD-Geräten. Die Industrie spricht auch von 4K-Fernsehern, obwohl sie die Auflösung von 4096 horizontalen Pixeln nicht erreichen.
Trendsetter für die UHD-Verbreitung sind insbesondere die großen Streamingdienste. Bei Amazon Prime Video sind neben Original-Serien wie „The Marvelous Mrs. Maisel“, „The Boys“, „Carnival Row“ und „The Grand Tour“ sowie Amazon Original Filmen wie „Brittany Runs A Marathon“ oder „The Report“ zahlreiche weitere Titel in Ultra HD verfügbar.

"The Witcher" in UHD

Zu den beliebtesten Inhalten in 4K-Auflösung zählen bei Netflix beispielsweise „The Irishman“, „The Crown“, „Stranger Things“, „Dark“ oder „Haus des Geldes“. Auch die neue Original-Serie „The Witcher“ ist in UHD verfügbar. „Wir sind einer der größten Produzenten von 4K-Inhalten und möchten unsere Bibliothek weiterhin ausbauen, um unseren Zuschauern das bestmögliche Seherlebnis zu bieten“, heißt es bei Netflix.

Aber auch der Pay-TV-Sender Sky bietet seinen Abonnenten reichlich UHD-Futter, vor allem im Sportsegment, wie bei Bundesliga- und Premier-League-Übertragungen. Sky betreibt zwei lineare Sender in 4K-Qualität: Sky Sport UHD und Sky Bundesliga UHD. Mit der Einführung von Sky Q hat Sky begonnen, das Angebot an Filmen und Serien auf Abruf in Ultra HD mit dem dazu gehörigen Receiver aufzubauen. Mit Beginn der Sportsaison 2019/2020 sehen Sky-Kunden so viele Livesportevents in UHD wie nie zuvor.

Die Gesamtzahl hat sich von 50 UHD/4K-Übertragungen auf über 130 in der laufenden Saison erhöht. „Dieses Angebot werden wir Schritt für Schritt erweitern“, verspricht der Pay-TV-Anbieter. Aktuell können Kunden auf Sky Q monatlich jeweils aus etwa 100 Filmen in UHD wählen. Für Januar stehen unter anderem aktuelle Filme wie „Shazam!“, „Willkommen in Marwen“ und „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ oder Klassiker wie „Gladiator“, die „Die Mumie“-Filme und „3 Engel für Charlie“ sowie Serien wie „Die Pest“ und das Original „Britannia“ in Ultra HD zur Auswahl.

Das klassische lineare Free-TV kann da noch nicht mithalten. Die ARD hat bisher einige Testproduktionen durchgeführt. Eine reguläre Ausstrahlung erfolgte nicht. Der Senderverbund will jedoch im neuen Jahr eine abgestimmte Position zu UHD verabschieden, sagte Helwin Lesch, der Vorsitzende der Konferenz Programmverbreitung der ARD und Leiter der Hauptabteilung Verbreitung und Controlling im BR, dem Tagesspiegel. Bis dahin werde man keine keine Details dazu kommunizieren.

Signifikant bessere Bildqualität

Einig ist man sich in der ARD, dass die UHD-Technologie prinzipiell „eine signifikant bessere Bildqualität“ bietet. Erste ARD-Tests der „wahrgenommenen Qualität“ hätten jedoch ergeben, dass eine höhere Auflösung alleine keine wirkliche Bildverbesserung bringt. „Diese ergibt sich erst durch eine Kombination aus den vier wesentlichen Bestandteilen der UHD-Technologie, also der höheren Auflösung, dem verstärkten Kontrast – Stichwort HDR –, einer höheren Bildwiederholrate und dem größeren Farbraum“, erläuterte Lesch.

Es gilt für die ARD deshalb, die richtige Kombination zu finden, welche Bestandteile, auch unter wirtschaftlichen und qualitativen Aspekten, Berücksichtigung finden. Nach den bisherigen Tests wird dies voraussichtlich zunächst im nichtlinearen Bereich – also in der Mediathek – erfolgen.

Das ZDF ist da einen Schritt weiter. Via Astra-Satellit werden UHD-Inhalte des ZDF bereits heute sporadisch im Testbetrieb ausgestrahlt, so wie gerade die „ZDF.reportage: Brücke XXL – Mega-Bauwerk über die Hochmoselbrücke“ und zwei Folgen des „Bergdoktors“. Seit 2018 werden UHD-Beiträge auch sporadisch über die HbbTV-Mediathek mittels „Red Button Funktion“ angeboten. „Das soll kontinuierlich weiter ausgebaut werden und bis Ende 2020 in einem Regelbetrieb münden“, sagte ein Sprecher. Dabei wird verstärkt in UHD produziert, unter anderem für die Dokus der „Terra X“-Reihe.

"HDR: Die Qualität der Pixel entscheidet"

Für das lineare Programm des ZDF trifft das nicht zu. Hier gibt es „derzeit noch keine konkreten Pläne für eine Regelausstrahlung in verbesserter Qualität“. Grundsätzlich gelte für das Zweite: Die Anzahl der Pixel – also die Auflösung – ist zweitrangig, entscheidend ist die Qualität der Pixel (HDR).

Und welche Planungen verfolgen die Privatsender? Bei der RTL-Mediengruppe gehört UHD und HDR zu den wichtigsten Innovationsthemen. „Wir untermauern bereits seit 2016 mit unserem Format- beziehungsweise Genreausbau, dass wir Vorreiter auf diesem Gebiet sind“, sagte eine Sprecherin. 2019 strahlte RTL UHD 220 Stunden in 4K aus. 2018 waren es noch 126 Stunden. „2020 wollen wir den Anteil an UHD-Inhalten noch weiter ausbauen.“

Neben bestehenden UHD-Formaten, wie beispielweise „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und die Formel 1 werden auch die Live-Shows von „Deutschland sucht den Superstar“ und die dritte Staffel von „Sankt Maik“ 2020 wieder bei RTL UHD ausgestrahlt. Die meisten Formate werden zudem in HDR produziert. „Aktuell schauen wir uns außerdem genau an, welche Sendungen für eine UHD-Produktion geeignet sind, so dass es Überlegungen in verschiedenen Genres und Bereichen gibt. Anfang des kommenden Jahres können wir dazu mehr sagen“, teilte die Sendergruppe mit.

Private warten bei VoD mit UHD ab

Für das Video-on-Demand-Angebot von RTL auf TV Now gibt es hingegen aktuell noch keine Pläne für das neue Format. „Wenn wir feststellen, dass die User UHD-Formate nachfragen, werden wir uns dies genauer ansehen“, heißt es dazu. Ähnliches gilt für die ProSiebenSat1-Gruppe mit ihrem VoD-Angebot Joyn. Auch dort will man sich zunächst die Marktentwicklung anschauen.

Im linearen Fernsehen hat die ProSiebenSat1-Gruppe 2018 mit der Ausstrahlung von 4K-Inahlten über den Sender UHD1 by HD+ begonnen, zunächst mit rund 30 Programmstunden. 2019 wurde die UHD-Stundenzahl mehr als verfünffacht. Und für 2020 plant die Gruppe die Zahl der Programmstunden in Ultra-HD weiter ausbauen – sowohl im fiktionalen Film- und Seriensegment, als auch im non-fiktionalem Bereich mit Sport, Magazinen und Shows. Dabei werden unter anderem das Finale von „The Voice Kids“, die Serie „Rabenmütter“ und zahlreiche Spielfilme wie das ProSieben-Movie „9 Tage wach“ in UHD zu sehen sein, kündigte die Gruppe auf Nachfrage an.

Ernüchterndes Fazit für 2020

Zusammengenommen wird sich die Lage für die Besitzer von Ultra-HD-Fernsehern somit 2020 zwar verbessern, der große Durchbruch beim linearen Fernsehen ist jedoch nicht zu erwarten. Die meisten Inhalte mit besserer Bildschärfe und höherem Kontrastumfang wird es weiterhin bei den Streamingdiensten sowie für Zuschauer mit Satelliten-Schüssel geben. Ermutigend ist, dass das ZDF ihr UHD-Angebot via Mediathek erweitert. Setzt sich die Entwicklung beim Verkauf im bisherigen Tempo fort, nimmt der Druck auf die Sender mit dann über 20 Millionen UHD-Fernsehern weiter zu. Die Zeit der Testläufe sollte dann dem Ende entgegen gehen.

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