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Der gealterte Bethell (Philip Glenister, r.) darf einen Fall aufrollen.

© Simon Ridgway/Simon Ridgway

„Steeltown Murders“: Rentner-Cops gegen den Zeitgeist

Die vierteilige Real-Crime-Fiction „Steeltown Murders“ schickt zwei walisische Cops 1973 und 2003 auf die Jagd nach demselben Serienkiller – was einst wie später auf Widerstände trifft.

Die südwalisischen Siebzigerjahre waren buchstäblich trübe Zeiten. Nicht nur, dass über Port Talbot dichter Nebel aus Kohle-, Tabak- und Sittendunst hing, als zwei Arbeiterinnen der lokalen Näherei darunter vergewaltigt und ermordet werden, verdunkeln patriarchale Strukturen ein Industrienest zusätzlich, dessen Bewohnerinnen ohnehin die Luft zum Atmen fehlt.

Einer eilends gebildeten Soko gehören daher zwei Dutzend Männer an, die der Serienkiller-Theorie des jungen DCI Bethell (Scott Arthur) aus tradierter Selbstherrlichkeit nicht nachgehen. „Augenzeugen, Augenzeugen, Augenzeugen“, lautet das übliche Ermittlungsprinzip. Und wie aussichtlos es bei sexueller Gewalt ist, sieht man auf der zweiten Zeitebene, die Regisseur Marc Evans in der Miniserie „Steeltown Murders“ (Magenta TV, vier Folgen) einzieht.

Ich rauche noch eine Zigarette und dann sag ich dir, ob ich dich umbringen werde.

Ein Vergewaltigungsopfer in der Serie „Steeltown Murders“ erinnert sich an den Satz des Täters.

Weil DNA-Techniken 30 Jahre später neue Verdachtsmomente ergeben, darf der gealterte Bethell (Philip Glenister) den wahren Fall (Buch: Ed Whitmore) im Auftrag seiner Vorgesetzten Jackie Roberts (Karen Paullada) 2003 wieder aufrollen, stößt aber trotz weiblicher Führung an ähnliche Grenzen wie 1973. Denn damals wie heute werden ihm und seinem Partner Rees (Steffan Rhodri) überall Steine in den Weg gelegt.

Ob die Rentner-Cops sie besser aus dem Weg räumen als ihre Jugend-Versionen, ließe sich leicht unter „Saturday Night Strangler“ googeln. Ratsamer ist jedoch, sich das Ringen des unterfinanzierten Duos gegen den Geist zweier Epochen kenntnisfrei anzusehen. Wie es auf alte und neue Verdächtige, Spuren, aber auch Ablehnung stößt, leidlich verheilte Wunden aufzureißen – das ist Real-Crime-Fiction, die sogar der lausigen Synchronisation trotzt.

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