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90 Minuten im Dauereinsatz. ARD-Hörfunkreporter, wie hier Michael Küster vom BR, dürfen demnächst noch mehr arbeiten. Die Fußball-Bundesliga wird medialer.

© dpa

Bundesliga im Radio: Tor in München!

Mehr Audio-Rechte für die ARD: Warum von den Bundesliga-Übertragungen im Radio nicht genug zu kriegen ist.

RBB-Sportreporter Lars Becker braucht bald einen langen Atem, wenn er samstagnachmittags live Bundesligaspiele von Hertha BSC aus dem Olympiastadion kommentiert. Der Klassiker der Fußball-Berichterstattung im Radio rüstet auf. Zur neuen Saison werden erstmals Spiele nicht nur ausschnittweise, sondern über 90 Minuten komplett live übertragen. Teil einer Jugend-Offensive des Senderverbundes, mit der die ARD ihre Zuhörer nicht mehr nur via UKW, sondern mit Digital-Angeboten abholen will.

Sky hin, „Sportschau“ her, im Auto, beim Kochen, bei der Gartenarbeit: 7,4 Millionen Menschen hören jeden Samstag im Durchschnitt die Fußball-Bundesliga bei den Radio-Sendern der ARD. Dank neuer Audio-Rechte sollen es in der kommenden Spielzeit noch mehr werden. Es gibt Voll-Reportagen von allen Spielen der 1. und 2. Bundesliga, kündigte ARD-Sportkoordinator Marcus Tepper an, dazu noch eine 90-minütige Konferenz am Samstagnachmittag.

Das Ganze nicht im klassischen UKW-Radio, sondern auf verschiedenen Online-Angeboten wie den Apps und Internetseiten der Sender. Mit dem Angebot sollen neue Hörer gewonnen werden. Zu dieser Strategie gehören auch die ebenfalls neu erworbenen Rechte für Video-Clips am Montagmorgen, was der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow beim Erwerb der Lizenzen im Sommer vergangenen Jahres als „Riesen-Chance“ bezeichnete. Die ARD wolle „mehr Online machen für ein jüngeres Publikum“.

Der Fokus liegt also nicht nur auf der „Sportschau“, abends im Ersten, die derzeit durch Ab- und Zugänge von sich reden macht (Opdenhövel, Sedlaczek). Von den Radiomoderatoren und Reportern kennt man nur die Stimme. Wie läuft’s beim Bayern-Spiel, bei Hertha oder dem BVB?

Das sagen und haben uns gesagt die Manni Breuckmanns, Sabine Töpperwiens, Günther Kochs oder Lars Beckers. Stimmen, die über all die Jahre beim Mitfiebern am Samstagnachmittag vertrauter geworden sind: Opdenhövel & Co. Ein Pfund zum Ausbauen. Bis zum Ende der Saison besitzt die ARD für ihre Radiosender lediglich die Audio-Broadcast-Rechte für klassischen UKW-Empfang.

Auf mehr als 20 Wellen wird samstags Fußball angeboten

Im Juni 2020 ersteigerte der Senderverbund die Audio-Netcast-Verwertungsrechte für das Internet. Ein begehrtes Rechtepaket. Nach dem Start 2008 bei 90elf liefen diese Audio-Reportagen bei sport1.fm und jetzt bis zum Ende der laufenden Saison beim Amazon-Angebot „Prime Music“. Die Reportagen können beim Handelsriesen inzwischen kostenfrei, aber von Werbung unterbrochen, gehört werden. Von Letzterem sollen Fans bei der ARD digital verschont werden. Das neue Bundesliga-Angebot werde werbefrei sein, heißt es beim WDR.

Den Radio-Machern der ARD beschert das zusätzliche Arbeit. Auf mehr als 20 Wellen wird samstags Fußball angeboten: Inforadio, „Liga Live“ beim WDR 2, „NDR 2 Bundesligashow“ oder „Bayern 1 Heute im Stadion“, ab 16 Uhr 08 Uhr zusammengeschaltet für die Halbzeit-Konferenz, ab 16 Uhr 50 für die Schluss-Konferenz.

Die Konferenz ist ein ARD-Gemeinschaftsprodukt, das beim WDR in Köln produziert wird. Die neuen Vollreportagen, so Tepper zur dpa, liegen „in der Hoheit der Landesrundfunkanstalten. Die haben vor Ort die Kompetenz, die Infrastruktur und die Kontakte.“ Anders als die Kommentatoren von Amazon, die in den Studios in Ismaning sitzen, sollen die ARD-Journalisten vor Ort kommentieren.

Derzeit haben die Reporter bei einem Hertha- oder Union-Spiel am Samstagnachmittag in der Spitze auch mal 25 bis 30 Einblendungen in einer Länge von bis zu 90 Sekunden auf ihrem Reporterzettel stehen – nicht nur für den RBB, auch für andere ARD-Radiowellen.

Dazu Halbzeit- und Schlusskonferenz, wobei sich die Reporter abwechseln. Mit dem neuen Netcast-Angebot, sagt eine WDR-Sprecherin, entfällt dieses Zeitenmanagement, weil in Einzelvollreportagen durchkommentiert wird, ohne Sprechpausen.

Fußballfans ohne Lust auf Sky-Abos wird das freuen, Lars Becker dürfte die Mehrarbeit sportlich nehmen. Der Eintracht-Braunschweig-Fan spielt und kommentiert fast immer dort, wo er eingesetzt wird, wie er auf der InfoRadio-Website verrät. Lieblingsposition? „Linke Seite: hinten oder vorne, völlig egal.“

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