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"Unseren schönen deutschen Euro": Jan Böhmermann gibt den verzweifelten Yuppie.

© Tsp

Video von Böhmermann und Heufer-Umlauf: Bashing im Bademantel

Mit ihrer Medienkritik zur Griechenland-Krise gelingt Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf ein Youtube-Hit. Schade nur, dass die beiden nicht die aktuellen Ausgaben von "Spiegel" und "Focus" unterbringen konnten.

Es ist schon ein bisschen schade, dass Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf mit ihrem Videodreh nicht noch bis Samstag gewartet haben. Die aktuellen Titel von „Focus“ und „Spiegel“ hätten nämlich wunderbar in ihren Clip gepasst, in dem sie die Grexit-Debatte in den Medien kreativ kritisieren. „Unsere schönen deutschen Euros“, heißt das Drei-Minuten-Video – das am Ende eine ernste Botschaft hat.

Am häufigsten zitiert: Die "Bild"

In der Rolle von zwei Yuppies im Luxus-Hotel führen die beiden Entertainer ein Telefongespräch, das aus den nach ihrer Ansicht schlimmsten Schlagzeilen und Aussagen zur Griechenlandkrise besteht – am häufigsten erwähnt wird, wenig verwunderlich, die „Bild“.

„Ich finde, wir Deutschen sollten gefragt werden, ob wir weiter zahlen wollen“, erregt sich Böhmermann und spielt damit auf die Boulevardzeitung an, die ihre Leser in einem „Referendum“ über weitere Hilfen für Griechenland abstimmen ließ. „Die Schummel-Griechen, die machen unseren Euro kaputt“, erwidert Heufer-Umlauf. „Und weißt Du, was das Schlimmste ist: In Wahrheit sind die Griechen doppelt so reich wie die Deutschen“, empört sich Böhmermann. „Verkauft doch Eure Inseln, ihr Pleite-Griechen“, schlägt er vor und fragt sich besorgt: „Russen oder Griechen? Wer ist eigentlich gefährlicher?“

Der "Spiegel" titelt mit einer albernen Karikatur

Zu den Zitaten wird jeweils das Medium und Erscheinungsdatum eingeblendet. Neben der „Bild“ bekommen auch „Spiegel“, „Stern“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ihr Fett weg. „Ganz ehrlich, der Euro ist kein Geschenk der Götter“, zitiert Heufer-Umlauf beispielsweise die „FAZ“. Ebenso werden Aussagen von Kanzlerin Angela Merkel und dem Kabarettisten Dieter Nuhr gesamplet.

"Der Spiegel" titelt zu aktuellen Griechenland-Debatte mit einer Karikatur.
"Der Spiegel" titelt zu aktuellen Griechenland-Debatte mit einer Karikatur.

© Promo

Perfekt eingereiht in dieses Medien-Bashing hätten sich auch die neuen Ausgaben von „Spiegel“ und „Focus“. Dem Hamburger Nachrichtenmagazin ist als Cover zur aktuellen Krise tatsächlich nicht mehr eingefallen als eine Karikatur: Ein Deutscher tanzt mit vollem Portemonnaie und Socken in Sandalen Sirtaki mit einem Griechen, der selbstverständlich ein Glas Ouzo in der Hand hält. „Unsere Griechen – Annäherung an ein seltsames Volk“, lautet die Schlagzeile – die selbst Anlass bietet für eine Annäherung an „unseren Spiegel“, ein seltsames Magazin.

„Wir haben einen guten Grund, Griechenland zu helfen"

Der „Focus“ titelt dagegen: „Keinen Cent mehr. Wie Griechenland sich selbst, Europa und die Welt in Gefahr bringt“, gezeigt wird dazu ein Geldautomat, auf dessen Bildschirm das „Einfahrt verboten“-Schild blinkt – was unlogisch ist angesichts der Tatsache, dass der „Focus“ kein Geld aus dem Automaten „rausfahren“ lassen will.

"Keinen Cent mehr", fordert der "Focus" in seiner aktuellen Ausgabe. .
"Keinen Cent mehr", fordert der "Focus" in seiner aktuellen Ausgabe. .

© Promo

Zu gut kann man sich vorstellen, wie Böhmermann die „Focus“-Schlagzeile in den Hörer brüllt – aber womöglich bieten die nächsten Wochen noch genug Stoff für eine Fortsetzung des Videos.

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Vielleicht aber kommt auch die Botschaft an, die am Ende des Clips zu lesen ist: „In diesem Sommer haben wir Deutschen eine entscheidende Chance“, heißt es darin. „Die Chance, uns ausnahmsweise mal nicht wie Arschlöcher zu benehmen.“ Und weiter: „Wir haben einen guten Grund, Griechenland zu helfen. Denn es geht um etwas, über das wir schon lange nicht mehr reden. Europa.“

Mehr als 600 000 Mal wurde das Video bis Sonntagabend abgerufen. Per Twitter schickten es Böhmermann und Heufer-Umlauf auch an Politiker wie SPD-Chef Sigmar Gabriel und CDU-Generalsekretär Peter Tauber – woraufhin Gabriel Böhmermann via Facebook ein gemeinsames Treffen anbot. Der lehnte allerdings ab. Er wolle erst mit dem SPD-Chef reden, „wenn wir uns für die unangenehm-volkstümliche Griechenlandrhetorik von Bundesregierung und – huch – SPD-Vorsitzendem nicht mehr ganz so sehr schämen. Wann wäre das?“

Darauf hat Gabriel noch nicht wieder geantwortet. Sonja Álvarez

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