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Grogu alias „Baby Yoda“ in der dritten Staffel von „Star Was: The Mandalorian“

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Voller „grundlegender Fehler“: Magazin veröffentlicht KI-generierten „Star Wars“-Artikel

Das Portal „Gizmodo“ hat einen handwerklich schlechten Artikel über „Star Wars“ publiziert, der offenbar von einer Künstlichen Intelligenz erstellt wurde. Die Redaktion sagt, sie sei nicht involviert gewesen.

In Firmen Deutschlands und weltweit wird darüber nachgedacht, wie Künstliche Intelligenz in den Arbeitsalltag integriert werden soll. Die Auswirkungen sind auch im Mediengeschäft bereits spürbar. Im Axel-Springer-Konzern etwa, der Stellen und Regionalausgaben bei „Bild“ streichen will, sollen manche Mitarbeitende durch KI-Tools ersetzt werden. 

In einer Mail an Springer-Mitarbeitende heißt es: „Wir müssen uns damit leider auch von Kollegen trennen, die Aufgaben haben, die in der digitalen Welt durch KI und/oder Prozesse ersetzt werden oder sich in dieser neuen Aufstellung mit ihren derzeitigen Fähigkeiten nicht wiederfinden.“

Bei „Gizmodo“ schreibt nun eine Künstliche Intelligenz

Mancherorts wird intern bereits damit experimentiert, Texte oder Textabschnitte von einer KI erstellen zu lassen. Das 2002 gegründete US-Magazin „Gizmodo“ gehört zu denen, die noch einen Schritt weiter gehen:

Die Seite mit Schwerpunkt Technologie, Zukunft und Popkultur veröffentlichte am 5. Juli einen Artikel, der komplett von einer KI erstellt worden sein soll.

Der Artikel heißt „Eine chronologische Liste der Star-Wars-Filme und -TV-Shows“, als Autor wird „Gizmodo Bot“ angegeben. In der Beschreibung des Autorenprofils, wo alle Artikel von „Gizmodo Bot“ gesammelt werden, heißt es: „Dieser Artikel wurden mit der Hilfe von KI produziert.“


In welcher Reihenfolge soll man „Star Wars“ schauen? Das Versagen der KI

Die KI hat einen schlechten Job gemacht. Dem Artikel liegt der Anspruch zugrunde, alle Filme und Serien der beliebten „Star Wars“-Saga in der richtigen Reihenfolge darzustellen. Damit soll Neueinsteigern vermutlich Orientierung geboten werden, da die Filme und Serien der 1977 begonnenen Reihe inhaltlich nicht immer in der Reihenfolge ihres Erscheinens spielen.

Der Artikel (Stand 7. Juli) wird seinem eigenen Ziel aber nicht gerecht.

Die Probleme mit dem Artikel:

  • Es wird in dem Text nicht begründet, warum man die Filme und Serien in der dargestellten Reihenfolge gucken soll.
    • Unter Fans ist es zum Beispiel umstritten, ob man nun mit dem ersten Film von 1977 beginnen soll, oder mit „Die dunkle Bedrohung“, der vorher spielt, aber 1999 ins Kino kam. 
  • Die Auflistung im Artikel folgt keiner konsequenten Logik. Die Filme und Serien sind nicht nach Veröffentlichungsdatum organisiert. Sie sind aber auch nicht durchgehend entlang der fiktiven Handlungschronologie der „Star Wars“-Geschichte aufgelistet.
  • Außerdem fehlen mehrere Serien in der Liste, die KI war nicht gründlich.

 Respektlos gegenüber den Lesenden und den Mitarbeitenden

James Whitbrook über den KI-Artikel

Heftige Kritik aus der Redaktion

James Whitbrook, der als leitender Redakteur bei „Gizmodo“ arbeitet, wandte sich nach Veröffentlichung des KI-Artikels auf Twitter an die Öffentlichkeit. Sein Statement ist eine bittere Kritik an einem „schlampig geschrieben“ Text voller „grundlegender Fehler“.

Whitbrook nannte den Artikel „peinlich“, „nicht zur Veröffentlichung tauglich“ und „respektlos gegenüber den Lesenden und den Mitarbeitenden“. 

Er stellte klar, dass die zuständige Redaktion nichts mit dem Artikel zu tun gehabt habe. Erst ca. zehn Minuten vor Veröffentlichung des Artikels sei Whitbrook überhaupt informiert worden, schrieb er auf Twitter

Kritik von der Gewerkschaft

Wie kann es sein, dass eine Redaktion nichts zu tun hat mit einem Artikel? Die Gewerkschaft GMG Union vertritt Mitarbeitende unter anderem von „Gizmodo“ und übt in einem offenen Brief scharfe Kritik an dem Verlag G/O Media, bei dem das Magazin erscheint.

Demnach habe G/O Media die Belegschaft am 29. Juni darüber informiert, „moderate Tests“ mit Künstlicher Intelligenz auf Webseiten durchzuführen, darunter auch „Gizmodo“.

„Computergenerierter Schrott“

„Unsere Redaktionen haben Jahrzehnte damit verbracht, Vertrauen bei der Leserschaft aufzubauen“, heißt es im offenen Brief der Gewerkschaft. Und weiter: „Die Einführung von computergeneriertem Schrott untergräbt unsere Fähigkeit, unsere Jobs zu machen, schadet dem Vertrauen in uns als Journalisten, beschädigt unsere Marken und bedroht unsere Jobs.“

Erst kurz vor Ankündigung des KI-Test habe G/O Media „mehr als ein Dutzend“ Redakteure entlassen, heißt es.

Der Verlag G/O Media reagierte bisher nicht auf eine Anfrage des Tagesspiegels.

Auf Twitter ergänzte die Gewerkschaft GMG Union ihren offenen Brief wie folgt: „Das Management ignorierte unser Schreiben und fuhr damit fort, KI-generierte Inhalte auf unseren Seiten zu veröffentlichen. Das ist unethisch und inakzeptabel. Wenn Sie eine Überschrift sehen, die auf ‚Bot‘ endet, klicken Sie nicht darauf.“

Das Problem: Viele Leser dürften den Hinweis, dass ein Artikel von einer Künstlichen Intelligenz erstellt wurde, schlicht übersehen, so klein ist er.

Es gibt weitere KI-Artikel

Auch auf anderen Portalen von G/O Media wurden kürzlich Artikel veröffentlicht, die offenbar von einer Künstlichen Intelligenz erstellt wurden. Die Sportseite „Deadspin“ listet „die 15 wertvollsten Sport-Franchises“ auf und das Popkultur-Magazin „AV Club“ präsentiert „die zehn größte Sommerblockbuster von 2003“.

„Ihr werdet nicht glauben, welche Filme dabei sind“, behauptet die KI eingangs. Ein großes Versprechen, dem eine lieblos aufbereitete, wenig überraschende Liste folgt. Eine Künstliche Intelligenz, die zu viel verspricht – das sollte dem einen oder anderen Entscheider in den Chefetagen von Verlagen womöglich zu denken geben.

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