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Thema Klimaschutz: Anne Will und ihre Gäste diskutieren.

© von https://daserste.ndr.de/annewill/index.html

„Anne Will“ zum Klimaschutz: Wenn Grün und Gelb flirten

Bei Anne Will ging es nicht um das Triell. Die Gastgeberin ließ über Klimaschutz diskutieren. Zwei Herren kamen sich dabei näher.

Die meisten Bürgerinnen und Bürger sind für Klimaschutz – Verzichten und Einschränkungen ertragen wollen aber nicht annähernd so viele Menschen. Welche Parteiprogramme weisen praktikable Wege? Sind die Klimaziele auch sozialverträglich erreichbar?

Wenn man keine kleinen Themen hat, eine Woche vor der Bundestagswahl, muss man sich eben große suchen. Nach dieser Devise hat Anne Will offenbar den Sonntagabend im Ersten nach einem neuerlichen Triell auf anderen Sendern ausklingen lassen wollen. Tapfer, muss man sagen, auch von der Moderatorin selber, die von ihren Gästen teilweise gar nicht mehr beachtet wurde, oder die sie auch, um kurz in die Boxersprache abzugleiten, nicht in die Ecke bekam, in der sie sie haben wollte.

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Das passierte ganz schnell am Anfang, als sie FDP-Chef Christian Lindner unterstellte, er wolle das Erreichen der Klimaziele einfach den Kräften des Marktes überlassen. Stimmt nicht, protestierte der erkennbar sauer, natürlich müsse der Staat den Rahmen setzen, er vertraue nur dem Ideenreichtum der Erfinder.

Völlig überraschend sprang ihm der daneben sitzende Grünen-Parteivorsitzende Robert Habeck bei, auch er habe Lindner nicht so wie Will verstanden. Nicht nur da wurde im Laufe des Abends eine Allianz zwischen Grünen und Liberalen erkennbar, die man nur versteht, wenn man auf die Koalitions-Optionen nach dem 26. September blickt. Denn je nach Wahlausgang könnte da ein Dreierbündnis mit CDU oder SPD laufen.

Die SPD-Chefin warnt

Natürlich beharrte Habeck darauf, dass die Bundesregierung den Kohleausstieg viel zu lasch angehe; dass der Bau von Stromleitungen von der Küste in den Süden der Republik verschleppt würde. Aber wer mag dann auch bestreiten, was die SPD-Vorsitzende Saskia Esken warnend so beschrieb: Wenn die chemische Industrie klimaneutral produzieren solle, bräuchte sie so viel Strom wie heute das ganze Land. Und der muss irgendwo herkommen, Deutschland wird allenfalls 50 Prozent davon erzeugen können. Da wird eine neue sehr bedrohliche Abhängigkeit erkennbar.

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Einzig Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), ansonsten sehr besonnen, wirkte da etwas aus der Zeit gefallen, als er mal wieder die alte Kamelle über die großen CO-2-Einsparungen der letzten 30 Jahre auspackte. Da bekam er fast schon höhnischen Widerspruch nicht nur von Cerstin Gammelin von der Süddeutschen Zeitung: Diesen „Erfolg“ hat die Bundesrepublik einzig dem Zusammenbruch der ostdeutschen Braunkohle-abhängigen Industrie nach 1990 zu verdanken.

Und die Bilanz? Wenn der Kohleausstieg nicht vor 2038 gelingt, wird Deutschland keinen zählbaren Beitrag zur globalen CO-2-Einsparung leisten können, wird das Ziel eines Stopps der Erderwärmung um nicht mehr als 1,5 Grad nicht zu erreichen sein. Dass alle deutsche Einsicht wenig nützt, wenn der verantwortungsbewusste Teil der Welt es nicht schafft, den Bau immer neuer Kohlekraftwerke etwa in Afrika oder China zu verhindern – ja, auch das wurde gesagt. Und das verstand der Zuschauer sogar trotz des teilweise ziemlich chaotischen Durcheinandergequatsches.

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