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Gehört zum Expertenteam von Dazn: Ex-Nationalspieler Michael Ballack.

© picture alliance/dpa

Werbung statt Abo-Gebühr: So will Dazn neue Zielgruppen erschließen

Erst Amazon Freevee, nun Dazn, bald Netflix und Disney+: Immer mehr Streamingdienste wollen neue Wege gehen.

Lange Zeit haben die großen internationalen Streamingdienste ihre Inhalte exklusiv ihren Abonnenten vorbehalten. Doch diese Zeiten gehen gerade rasant ihrem Ende entgegen. Nun denkt auch der Sport-Anbieter Dazn über ein eingeständiges frei-empfangbares Angebot nach.

Dazn-Deutschland-Chefin Alice Mascia kündigte in der „Süddeutschen Zeitung“ werbefinanzierte Fast-Channels an, bei denen die Internet-Zuschauer rund um die Uhr Sport sehen könnten. „Wir wollen uns neue Standbeine erschließen und uns dabei so breit wie möglich aufstellen. Wir wollen überall dort sein, wo der Fan seinen Lieblingssport konsumiert, nicht nur per App“, sagte Mascia.

Angaben über einen Startzeitpunkt des werbefinanzierten Angebots machte Dazn nicht. „Wir können noch kein genaues Datum nennen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht geplant, dass es ein Nachrichtensender wird“, sagte ein Sendersprecher dem Tagesspiegel.

Mascia verteidigte die Preiserhöhung von zuletzt 14,99 auf 29,99 Euro mit dem Erwerb zusätzlicher Rechte auch im Premium-Segment. „Eigentlich hätten wir den Preis früher anheben müssen“, sagt sie. Weitere Preisehöhungen schloss die Dazn-Managerin nicht aus. Noch arbeitet Dazn nicht profitabel, „aber wir machen signifikante Verbesserungen, die Kurve geht steil nach oben“. Spätestens in anderthalb Jahren will Dazn profitabel sein.

Losgetreten hatte den Trend zur zusätzlichen Zielgruppengewinnung über werbefinanzierte Schnupper-Angebote der weltweit größte Abo-Streamingdienst Netflix. Vor dem Hintergrund stagnierender bis leicht fallender Kundenzahlen hatte Firmengründer Reed Hastings die preiswertere Abo-Variante mit Werbung als mittelfristiges Projekt angekündigt. Zunächst war von einem Start in zwei Jahren gesprochen worden, zuletzt wurde als Startdatum das kommende Frühjahr angegeben.

Wir wollen überall dort sein, wo der Fan seinen Lieblingssport konsumiert, nicht nur per App.

Alice Mascia, Deutschlandchefin Dazn

Nun könnte es allerdings noch schneller gehen. Laut „Guardian“ wird jetzt mit dem Start des Werbe-Abos Anfang November gerechnet – und damit einen Monat vor einem vergleichbaren Billig-Angebot von Disney+.

Die Preisspanne für den das Netflix-Werbe-Abo sollen in den USA zwischen sieben und neun US-Dollar liegen. Angaben zu Deutschland, wo die Preiswert-Variante den Berichten zufolge ebenfalls starten soll, wurden nicht gemacht. Eine offizielle Verlautbarung zu den Startterminen und Preisen gibt es überdies noch nicht.

Während sich ein werbefinanziertes Angebot bei Netflix weiterhin im Ankündigungsstadium befindet, hat Amazon mit seinem Dienst Freevee längst Fakten geschaffen. Freevee ist dabei als eigenständiger Channel in die Amazon-Website eingebunden. Im Unterschied zum Bezahl-Angebot Amazon Prime werden Filme und Serien eben mit Werbeunterbrechungen gezeigt. Nutzer müssen für frevee kein Abonnement abschließen. Voraussetzung für das Streamen der Serien und Filme auf dem freevee-Kanal ist jedoch ein Amazon-Konto, die Anmeldung ist nicht kostenpflichtig.

Mit den werbebasierten Streaming-Angeboten werden auch die Herausforderungen für die linearen Privatsender wie RTL aber auch für das Pay-TV wie Sky wachsen. Der RTL-Mutterkonzern Bertelsmann hat schon reagiert, RTL-Deutschland-Co-Chef Stephan Schäfer musste Mitte August nach knapp einem Jahr seinen Hut nehmen.

Der Bertelsmann-Allgewaltige Thomas Rabe übernahm und begründete den Schritt, dass „RTL vor einigen großen Herausforderungen steht“. Schäfer wurde das nicht zugetraut. Neben dem wieder angespannteren Werbemarkt will Rabe vor allem die Streaming-Plattform RTL+ zu einem crossmedialen Angebot ausbauen, damit der Konzern mit internationalen Wettbewerbern wie Netflix konkurrieren kann.

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