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Stets perfekter Gentleman: Albert Eickhoff 2011 in Düsseldorf.

© Foto: dpa/Horst Ossinger

„Modezar“ Albert Eickhoff ist tot: Er holte einst Gianni Versace nach Deutschland

Von der Düsseldorfer „Kö“ aus prägte Albert Eickhoff die Modebranche. Er führte viele Designer in den deutschen Markt ein – und begann spektakulär in der Provinz.

Die Show war opulent. Eine Fantasie von Purpur, Gold und Apricot, von wehenden Tuniken und schwarzem Leder, zwischen griechischer Antike und Krieg der Sterne, dem damals neuen Filmerfolg. Im Takt von Panflöten und Bongotrommeln flanierten 30 Mannequins über die Bühne, unter ihnen sogar die erst 21-jährige Jerry Hall, die damals schon mit Mick Jagger ausging.

Es war der 5. Februar 1978, Albert Eickhoff hatte in die westfälische Provinz eingeladen – und im Publikum saßen alle, die in der deutschen Modebranche etwas auf sich hielten, von Verlegerin Aenne Burda bis zum Berliner Unternehmer Rolf Horn. Auch der Designer Roberto Cavalli war aus Italien angereist. Sie wollten an diesem Sonntag ausgerechnet im Stadttheater von Lippstadt die neue Hoffnung aus Mailand sehen: Modeschöpfer Gianni Versace und seine farbenreichen Kreationen.

Es war die erste große Show des späteren Weltstars überhaupt, und sie war so typisch für Albert Eickhoff: Stets bewies er ein Gespür für Trends und neue Leute und wusste sich selbst und seine Ware vortrefflich zu inszenieren. So stieg er zu einem der bedeutendsten deutschen Modehändler auf, avancierte zum „Frauenflüsterer“ und „König der Kö“. Denn dort, auf der Düsseldorfer Königsallee, residierte er 32 Jahre lang mit seinem Luxusmodegeschäft für Frauen. Am Donnerstag starb Eickhoff im Kreise seiner Familie zu Hause in Meerbusch, keine drei Wochen vor seinem 87. Geburtstag.

Zwei mit Gespür: Albert und Brigitte Eickhoff 2018 bei der Eröffnung der Versace-Ausstellung im Berliner Kronprinzenpalais.

© Foto: dpa/Jens Kalaene

Begonnen hatte alles in seiner westfälischen Heimat. 400 Mark kostete ein Teil im „Modesalon Eickhoff“, den Albert und Brigitte Eickhoff im März 1961 eröffneten. Die Lippstädter, deren modischer Horizont damals nur bis zu den typischen Schützenfesten reichte, erklärten ihn für verrückt.

Doch die Frauen reisten von weit her an, um sich bei Eickhoff einkleiden zu lassen. Hier gab es viele Designer zuerst: Roberto Cavalli und Giorgio Armani führte das Paar in den deutschen Markt ein, auch bei Prada und Gucci waren sie vorn dabei. Und Chloé kauften sie bereits ein, als Karl Lagerfeld dort noch die Skizzen fertigte. Den jungen Versace entdeckte Eickhoff 1976 bei der Messe in Florenz und versprach ihm bald: „Hör auf mich, komm nach Deutschland, ich mache dich bekannt!“

Die Modenschau zwei Jahre später bedeutete auch für den Einzelhändler den endgültigen Durchbruch. Die Provinz wurde ihm bald zu klein. 1981 verlegte Eickhoff den Hauptsitz seines Unternehmens ins mondäne Düsseldorf. Dort scharte er nicht nur die Reichen und Schönen um sich, sondern setzte auch unternehmerisch Akzente: Mit vorgezogenen Schlussverkäufen trieb er die Konkurrenz vor sich her, mit kühlem Blick identifizierte er die Mode, die sich auch tatsächlich an die Frau bringen ließ. „Denken Sie sich bei den Mannequins den Kopf und die Beine weg“, hatte ihn schon seine Lehrmeisterin ermahnt. „ Die lenken nur ab!“

Einem großen Trend konnte sich jedoch auch Eickhoff nicht widersetzen. Die Markenshops und Flagship-Stores der großen Modekonzerne machten es inhabergeführten Geschäften immer schwerer, sich zu behaupten. Ende 2013 schloss das Modehaus Eickhoff. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Senior die Firma schon an Tochter Susanne und Schwiegersohn Stefan Asbrand-Eickhoff übergeben. Doch im Hintergrund wirkte er immer noch, typisch für die Gründer der Nachkriegszeit. Mit Eickhoff geht auch ein Patron der alten Schule.

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