Nachwuchsgestalter zeigen ihr Können: Designpreis für die Superpower
Zum ersten Mal wurde in Berlin der Rimowa-Designpreis verliehen. Es gibt viele Ideen für die Zukunft
Wer in der neuen Nationalgalerie einen Designpreis verleiht, der will Aufmerksamkeit. Mitten in der großen Ausstellungshalle war am Montagnachmittag ein Metallpodest aufgebaut mit sieben Entwürfen junger Produkt- und Industriedesigner. Das Kofferunternehmen Rimowa hatte 16 deutsche Hochschulen aufgerufen, sich an einem Designwettbewerb zum Thema Mobilität zu beteiligen.
Den Studierenden wurden namhafte Mentoren zur Seite gestellt. Darunter der Grafikdesigner und Art Director Mike Meire, Manuel Goller von New Tendency und Gesa Hansen. Letztere war aus Paris angereist, wo sie ihr eigenes Label unter dem Namen Hansen Family führt.
Hansen ist bekannt für ihre handwerklich aufwendig gemachten und doch modernen Möbelentwürfe, mit denen sie auch ihr Haus auf dem Land bei Fontainebleau eingerichtet hat. Am Anfang betreute sie zehn Entwürfe von Studierenden und musste sich am Ende für einen entscheiden, den sie für besonders preiswürdig hielt.
Das war ausgerechnet eine Arbeit, die wohl nicht weiter von ihrem Schaffen entfernt sein könnte. Noa Grgic entwickelte eine Prothese, die aus verschiedenen farbigen Elementen besteht und per App selbst zusammengesetzt werden kann. Das Endprodukt hat so gar nichts mit den üblichen Arm- oder Beinprothesen zu tun, die man kennt. Er habe eine Dissertation gefunden, in der es um den Zusammenhang von Depression und dem Gebrauch von Prothesen ging, sagte Grgic, das habe ihn motiviert, nach einer Alternative zu suchen.
Sein Ausgangspunkt ist „Kintsugi“, die japanische Kunst des Reparierens. Wertvolles Porzellan, das zerbrochen ist, wird kunstvoll zusammengesetzt, sodass die Bruchstellen noch betont werden. Auch Noa Grgics Prothesen sollen nicht verbergen, dass es sich um eine künstliche Hand handelt. Die 3-D-Drucke aus buntem Kunststoff, die stützende Struktur, die sich wie ein Netz um den Arm legt, sieht aus wie futuristischer Schmuck. „Es sieht aus wie eine Superpower, die man bekommt, nicht wie ein Makel“, sagt Gesa Hansen.
Andere Arbeiten beschäftigen sich sehr viel direkter mit Mobilität. Jesse Jacobsen und Paul Meyer entwickelten eine Sackkarre aus einfachen zusammenschraubbaren Metallelementen, die immer wieder verändert werden können. So kann aus der Sackkarre auch ein Zelt oder ein Tisch und ein Stuhl werden.
Der Entwurf „Elevate“ von Karl Sperrhake hatte tatsächlich etwas mit Koffern zu tun. Er entwickelte eine versenkbare Gepäckaufbewahrung, mit dem man seinen Koffer ganz leicht ebenerdig, zum Beispiel am Bahnhof, abgeben kann.
Am Ende bekam Noa Grgic den ersten Preis, der mit 20.000 Euro dotiert ist. Auch wenn es nur ein Studienprojekt war, will er jetzt versuchen, seine Prothesen zur Marktreife zu bringen.
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