zum Hauptinhalt
Nicht nur in Osteuropa setzt die klirrende Kälte den Menschen zu. Auch Deutschland ist von der eisigen Temperaturwelle betroffen. So wie dieser Obdachlose in Köln.

© dpa

Arktische Temperaturen: Europas Kältewelle fordert ihre Opfer

Die Kältewelle in Europa hat verheerende Folgen: In der Ukraine erfroren schon mehr als 100 Menschen. Die russischen Behörden melden 64 Kälteopfer. Auch in Deutschland sinken die Temperaturen tiefer als minus 20 Grad.

Der Kältewelle fallen vor allem in Osteuropa immer mehr Menschen zum Opfer. Seit dem Wochenende sind allein in der Ukraine mehr als 100 Menschen erfroren, die meisten Leichen wurden in den Straßen gefunden. In Russland registrierten die Behörden im Januar mehr als 60 Kälteopfer. Auch in Deutschland wurden in der Nacht zu Freitag arktische Temperaturen gemessen - in Sachsen waren es bis zu minus 23,6 Grad. Vielerorts in Europa gab es an den Schulen kältefrei - sogar in der italienischen Hauptstadt Rom.

Die Menschen in Deutschland werden auch am Wochenende bibbern. „Es bleibt vorerst noch kalt“, sagte Meteorologin Dorothea Paetzold am Freitag. Zudem bringe ein Tief über der Ostsee etwas Schnee nach Norddeutschland. „Das ist entstanden durch die Kaltluft, die sich über die Ostsee schiebt“, erklärte die Wetterexpertin.

In der Ukraine waren bis Freitagmorgen erneut mindestens 38 Menschen bei Temperaturen bis minus 32 Grad erfroren. Damit stieg die Zahl der Kältetoten in der ehemaligen Sowjetrepublik seit dem Wochenende nach offiziellen Angaben auf 101, wie das Zivilschutzministerium in Kiew mitteilte. Mehr als 1200 Menschen werden wegen Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt. Beobachter vermuten, dass es tatsächlich noch weit mehr Opfer gibt.

Die ukrainische Regierung erhöhte unterdessen die Zahl der Wärmestuben, in denen Frierende mit heißen Getränken und Essen versorgt werden, deutlich auf fast 3000. Landesweit sind knapp 90 Prozent der Schulen wegen des Superwinters geschlossen, Hunderttausende Schüler haben „kältefrei“.

Den tschechischen Kälterekord hielt am Freitag die Böhmerwald-Gemeinde Kvilda. Dort sank das Quecksilber in der Messsäule auf minus 38,1 Grad. An mehr als der Hälfte der Messstationen gab es Rekorde. Die Zahl der Kältetoten stieg auf mindestens neun. Eingefrorene Weichen, gebrochene Schienen und Fahrzeugstörungen behinderten weiter den Bahnverkehr im Land.

Russland nannte erstmals offizielle Zahlen zu den Kälteopfern im größten Land der Erde: Demnach erfroren im Januar insgesamt 64 Menschen. Das teilte das Zivilschutzministerium nach Angaben der Agentur Itar-Tass mit. In der Hauptstadt Moskau mussten in der Nacht zum Freitag erneut etwa 20 Menschen mit Erfrierungen in Krankenhäuser gebracht werden. Die Fährverbindung zur Insel Putjatina unweit der Großstadt Wladiwostok am Pazifik war erstmals seit Jahren wegen dicker Eismassen unterbrochen. In Weißrussland wurden rund 900 Schulen wegen der Eiseskälte geschlossen.

Eis und Schnee halten auch Norditalien fest im Griff: Betroffen waren Tausende von Menschen, die in ihren Häusern ohne Strom auskommen mussten oder in Zügen im Schnee steckenblieben, wie italienische Medien am Freitag berichteten. In den Schulen in Rom fiel wegen erwarteter starker Schneefälle der Unterricht aus.

In der bisher kältesten Nacht des Winters in Polen, sind nach Angaben des Innenministeriums erneut acht Menschen erfroren. Allein in den ersten Februartagen fielen 17 Menschen der Kälte zum Opfer, teilte eine Ministeriumssprecherin am Freitag in Warschau mit. Innenminister Jacek Cichocki rief die regionalen Verwaltungsbehörden auf, sich verstärkt um alte und kranke Einwohner zu kümmern, die angesichts der eisigen Temperaturen leicht in eine lebensbedrohliche Lage geraten könnten. In vielen polnischen Städten betrugen die Temperaturen am Freitag morgen bis minus 30 Grad. Auch tagsüber war nur wenig Erwärmung zu spüren.

Besonders bedrohlich war die Lage für etwa 3500 Einwohner der masurischen Kleinstadt Dobre Miasto, die nach einem Zusammenbruch im örtlichen Energieversorgung weder Heizstrom noch warmes Wasser hatten. Im ermländischen Allenstein (Olsztyn) waren den Berichten lokaler Medien zufolge die Obdachlosenunterkünfte überfüllt. Auch im südpolnischen Krakau gab es Berichte, dass die Zahl der Notunterkünfte nicht ausreicht, um Schutzsuchenden ein warmes Dach über dem Kopf zu ermöglichen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false