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Pavarotti-Witwe

© AFP

Testament: Lucianos Vermächtnis

Der kürzlich verstorbene Startenor Luciano Pavarotti hat seine zweite Frau Nicoletta zur Haupterbin erklärt. Die Ex-Gattin geht dabei leer aus.

Eigentlich sollte an „Big Lucianos“ Letztem Willen kein Zweifel bestehen. Der „Tenorissimo“ hat Nicoletta Mantovani, seine zweite Ehefrau, als Haupterbin eingesetzt. Sie bekommt die Hälfte eines Vermögens, dessen Höhe die Medien auf 30 bis 200 Millionen Euro schätzen. Lorenza, Cristina und Giuliana hingegen, Pavarottis Töchter aus erster Ehe, müssen sich mit dem gesetzlichen Pflichtteil begnügen. Adua Veroni, die erste Ehefrau, geht leer aus. So hat es der Sänger in jenem Testament verfügt, das er Mitte Juni vom Krankenbett aus einem Notar diktierte. Eine Woche vor seinem Tod aber schob Pavarotti einen zweiten Letzten Willen nach. Der Text wurde nun am Dienstag veröffentlicht – und seither kann sich Nicoletta Mantovani vor Verdächtigungen kaum mehr retten.

Die 37-Jährige steht ohnedies in Italiens sentimentalen Medien als „die Böse“ da. Nicht nur, dass sie als Sekretärin, 34 Jahre jünger als ihr Chef, den über drei Jahrzehnte verheirateten Pavarotti seiner Ehefrau weggeschnappt hatte. Nein: Sie soll ihn auch systematisch von seinen Freunden und Kollegen abgeschottet haben. So behauptet es jedenfalls eine „alte Freundin Lucianos“. Pavarotti, so gibt diese Frau an, habe sich zunehmend isoliert und einsam gefühlt; Nicoletta habe ihm immer wieder nur „irgendwelche Sachen zum Unterschreiben“ vorgelegt. Ernsthaft und todtraurig habe er daran gedacht, diese Beziehung aufzulösen.

Italien wartet gespannt auf den bevorstehenden Erbstreit

Das zweite Testament nun, das ein Anwalt der Gegenseite schon mal als „zweifelhaften Akt“ bezeichnet hat, bringt Mantovani noch stärker in die Bredouille. Denn damit wurde bekannt, dass Pavarotti sein Vermögen in letzter Minute und allein zugunsten seiner jungen Frau zweigeteilt hat: Das erste Testament soll sich nun nur auf den italienischen Teil der Hinterlassenschaft erstrecken. Aber alles, was Pavarotti in den USA besaß, bekommt Mantovani ganz alleine. Die Rechtskonstruktion einer „Stiftung nach amerikanischem Recht“ soll verhindern, dass Mantovani auch diesen Teil des Erbes mit Pavarottis Töchtern teilen muss.

Dass sich Pavarottis erste Familie darüber ärgert, versteht sich, denn es geht um Millionen: Der Sänger, der sich des stürmischen Applauses wegen in Amerika immer zu Hause fühlte, besaß in bester New Yorker Stadtlage – gleich am Central Park – ein luxuriöses und zwei kleinere Apartments, dazu eine Kunstsammlung und wohl auch einige Unternehmensbeteiligungen. Und nun fragt sich Italien, was Nicoletta Mantovani mit ihrer Blitzreise nach New York bezweckte. Zuerst hatte es verständnisvoll geheißen, sie habe sich und die gemeinsame vierjährige Tochter Alice vor dem Ansturm der Medien schützen wollen. Nun vermutet man eher, sie habe ihre „amerikanische Stiftung“ juristisch noch schnell unter Dach und Fach gebracht, bevor der große Erbstreit ansetzte.

So hatte es Pavarotti zwar auch im zweiten Testament vorgesehen, aber das hindert Italiens Medien nicht, Mantovani nun – grob gesagt – als die geldgierige und geschäftstüchtige Erbschleicherin hinzustellen. Auf das „Finale furioso“ indes muss die Welt vorerst noch eine Weile warten. Die Anwälte von Pavarottis erster Familie versichern, ihre Mandanten befänden sich in der Trauerphase und hätten für den Erbstreit „viel Zeit“.

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