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Herrscher des roten Teppichs. Oscar de la Renta mit Penélope Cruz.

© AFP

Oscar de la Renta: Der Mann, der Frauen zu Prinzessinnen machte

Fast alle First Ladies der USA ließen sich von ihm einkleiden. Am Schluss sogar Michelle Obama, die eigentlich andere Sachen trug. Zum Tod des Designers Oscar de la Renta.

Mit Oscar de la Renta verlieren die Amerikaner ihren glamourösesten Designer. Kein roter Teppich, keine Oscarverleihung ohne glitzernde Roben des Designers. Erst im vergangenen Jahr zog Amy Adams eine Schleppe aus weißem Tüll und Chiffon über den roten Teppich, als wolle sie heiraten.

Die Modewelt betrauert mit seinem Tod eine untergegangene Ära, in der ein Cocktailkleid noch genau so aussah, wie es auf einer förmlichen Einladung verlangt war. Auf seiner Homepage wird so ein Modell mit den passenden Ohrringen, Täschchen und Pumps im Paket angeboten, weiter unten stehen die fünf neuesten Regeln der Etikette für Brautleute.

Geboren wurde Oscar de la Renta 1932 in der Dominikanischen Republik. Mit 18 Jahren ging er nach Madrid und lernte dort, statt wie geplant Kunst zu studieren, beim damals bedeutendsten Modeschöpfer Cristóbal Balenciaga die Haute Couture kennen. Weil der ihn nicht nach Paris mitnehmen wollte, suchte sich de la Renta dort auf eigene Faust Jobs bei Christian Dior und Lanvin. Doch erst, nachdem er nach New York umgesiedelt war, gründete de la Renta 1967 sein eigenes Modeunternehmen und beglückte seitdem First Ladys, Hollywoodstars und Bräute mit seinen Entwürfen. Erst Anfang des Monats heiratete die Anwältin Amal Alamuddin den notorischen Junggesellen George Clooney in einem cremeweißen Spitzenkleid, das so staatstragend klassisch aussah, dass man den beiden gleich Ambitionen auf das amerikanische Präsidentenamt andichtete.

Einer der amerikanischsten Designer des 20. Jahrhunderts

Genau das macht Oscar de la Renta wohl zu einem der amerikanischsten Designer des 20. Jahrhunderts. Er nutzte die Einflüsse aus vielen Kulturen, um seinen amerikanischen Traum zu verwirklichen. Mit ihm wurden Modedesigner zu einflussreichen Mitgliedern der Gesellschaft. 1980 widmete ihm das „New York Times“-Magazin eine Titelgeschichte mit der Schlagzeile „Ein gutes Leben ist die beste Rache“. Er feierte ausgiebig, liebte Galas, und seine Ferien verbrachte er mit Nancy und Henry Kissinger oder Hillary und Bill Clinton in seinem Haus in Punta Cana in der Karibik.

Zum ersten Mal traf de la Renta 1993 bei einem Empfang im Weißen Haus auf das neue Präsidentenpaar Bill und Hillary Clinton. Als er Hillary die Hand schüttelte, fragte er erstaunt: „Ist das mein Kleid?“ Bei der zweiten Amtseinführung im Jahr 1997 entwarf er extra für sie eine Robe, die nur eine Anforderung erfüllen sollte: Bei ihrem Anblick sollte Bill Clinton ins Schwärmen geraten.

Für First Ladys scheint es wenig Alternativen zu Oscar de la Renta gegeben zu haben, von Betty Ford, Nancy Reagan bis hin zu Laura Bush trugen alle seine glitzernden Kleider. Erst Michelle Obama verweigerte sich dieser Tradition und wurde gleich mehrere Male vom Meister abgemahnt, sie trage zu viel europäische Mode. Erst wenige Wochen vor seinem Tod brach sie den Bann und trat bei einem öffentlichen Anlass im Weißen Haus in einem Cocktailkleid von Oscar de La Renta auf.

Er lebte fabelhaft mit dem Klischee, der König des roten Teppichs zu sein. Eine Frau, die seine Kleider trug, sollte nicht weniger als eine Prinzessin sein, eine die zum amerikanischen Traum passt, schick, gesund und wunderschön. Dafür schmückt er seine Kleider mit Spitze, Tüll, Kristallsteinchen und Blumenstickereien. Er selbst strotzte vor Eleganz; wo immer sich die Gelegenheit ergab, schnappte er sich ein Mikrofon und sang – schmachtend auf Spanisch mit Sarah Jessica Parker und mit feinem Timbre in Englisch wenn die Chefredakteurin der amerikanischen „Vogue“, Anna Wintour, neben im stand. Die brachte Hillary Clinton als erste Präsidentengattin 1998 auf das Cover der Weihnachtsausgabe der US-„Vogue“ – natürlich in etwas Samtigem von Oscar de La Renta. Er selbst blieb immer der formvollendete Gentleman, bis zuletzt ließ er sich im maßgeschneiderten Anzug in seinem Atelier sehen, zupfte hier an einer großen Seidenschleife, rückte dort ein Bustier zurecht, immer ein feines Lächeln auf dem Gesicht. Am Montag starb er mit 82 Jahren nach langem Krebsleiden in seinem Haus im Bundesstaat Connecticut.

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