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Elektrische Zigaretten haben weltweit enorm an Beliebtheit gewonnen.

© Robert F. Bukaty/AP/dpa

Schwere Lungenkrankheiten: Vitamin-E-Öl spielt Rolle bei Toten durch E-Zigaretten in USA

Bisher war völlig unklar, was in den USA die zahlreichen Todesfälle nach dem Konsum von E-Zigaretten ausgelöst hat. Forscher melden nun einen Erfolg.

Seit Monaten wird in den USA darüber gerätselt, welche Ursache hinter dem Tod von Dutzenden Menschen steckt, die E-Zigaretten konsumiert hatten. Jetzt haben Mediziner einen konkreten Verdacht: Ein aus Vitamin E gewonnenes Öl könnte der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC zufolge eine mögliche Ursache für die Todesfälle nach dem Gebrauch von E-Zigaretten in den USA darstellen.

Es gebe "direkte Belege" dafür, dass ein aus Vitamin E gewonnenes Öl die Lungenerkrankungen bei den E-Zigaretten-Konsumenten hervorgerufen habe, sagte die stellvertretende Direktorin der Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC), Anne Schuchat, am Freitag. Die Chemikalie, ein Vitamin-E-Azetat, sei bei allen 29 erkrankten Patienten, deren Lungenflüssigkeit untersucht wurde, nachgewiesen worden.

US-Gesundheitsbehörde sieht Durchbruch beim Problem der E-Zigaretten

Schuchat bezeichnete die Erkenntnisse der Untersuchung als Durchbruch. Es seien bislang keine anderen potenziellen Giftstoffe bei den untersuchten Patienten gefunden worden. CDC teilte mit, dass noch abschließende Ermittlungen angestellt werden müssten, bevor das Vitamin-E-Öl als definitiver Verursacher der Lungenerkrankungen bestätigt werden könne. Es sei nach wie vor möglich, dass mehr als ein Stoff die Krankheiten ausgelöst habe.

Vitamin E kommt natürlicherweise in verschiedenen Nahrungsmitteln wie Ölen oder Nüssen vor. Wegen seiner molekularen Struktur kann der Stoff beim Einatmen gefährlich werden. Zuletzt hatte es bereits Hinweise gegeben, dass THC-Produkte eine Rolle spielen könnten. THC (Tetrahydrocannabinol) steckt in Cannabis und ist hauptsächlich für die berauschende Wirkung der Droge verantwortlich.

39 Menschen sind in den USA bislang nach dem Gebrauch von E-Zigaretten in den USA gestorben, mehr als 2000 erkrankten. In Deutschland und auch europaweit ist bislang kein ähnlicher Anstieg von Lungenschädigungen bekannt. Die Beschwerden scheinen sich weiterhin auf Nutzer in Nordamerika zu beschränken. In Deutschland sind die Zusammensetzungen der Wirkstoffe von E-Zigaretten strenger reguliert als in den USA. Der Markt für E-Zigaretten ist aufgrund der Vorfälle in den USA allerdings eingebrochen.

Trump hebt Mindestalter für E-Zigaretten auf 21 an

Die Mitteilung der Wissenschaftler für die Ursache der Erkrankungen erfolgte einen Tag nach einer Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, das Mindestalter für den Kauf von E-Zigaretten von 18 auf 21 Jahre anzuheben. "Wir müssen uns vor allem um unsere Kinder kümmern", sagte der US-Präsident. Trump betonte aber gleichzeitig, dass auf Arbeitsplätze in der wachsenden E-Zigaretten-Industrie geachtet werden müsse. Die US-Regierung hatte im September ein Verbot von aromatisierten Flüssigkeiten für E-Zigaretten angekündigt. Wie es nun scheint, könnte die E-Zigaretten-Industrie diese Position durch intensive Lobbyarbeit beeinflusst haben.

In den USA werden E-Zigaretten gerade auch bei Jugendlichen immer beliebter. Eine von der Regierung in Auftrag gegebene Umfrage in dieser Woche ergab, dass mehr als fünf Millionen Schüler zwischen elf und 18 Jahren in den vergangenen 30 Tagen E-Zigaretten konsumiert zu haben. In den USA gilt für alle Tabakprodukte ein Mindestalter von 18 Jahren. 18 Staaten sowie Washington D.C. haben das Mindestalter jedoch bereits auf 21 Jahre angehoben.

Der Griff zu E-Zigaretten ist für viele Raucher attraktiv

Elektrische Zigaretten, bei denen nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft wird, haben in den vergangenen Jahren weltweit enorm an Beliebtheit gewonnen. Die Zahl der Nutzer stieg nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von sieben Millionen im Jahr 2011 auf 41 Millionen im Jahr 2018.

Der Griff zur E-Zigarette ist für viele Raucher attraktiv, weil sie mit dem Verdampfungs-Verfahren einer Krebs-Gefährdung durch das traditionelle Rauchen entgehen wollen. Die US-Gesundheitsbehörde CDC rät Nichtrauchern generell vom Griff zur E-Zigarette ab. Für Raucher herkömmlicher Tabak-Produkte, die nach einer Alternative suchen, empfiehlt die CDC den Einsatz von Nikotin-Pflastern oder -Kaugummi.

Neue Studie warnt vor Langzeitrisiken durch E-Zigaretten

Erst am Donnerstag waren neue Forschungsergebnisse veröffentlicht worden. Ergebnis: E-Zigaretten können das Herz-Kreislauf-System schädigen können - und geben "nicht nur harmlossen Wasserdampf" ab. Darauf weisen die Autoren einer Studie hin, die am Donnerstag in der Fachzeitschrift "Cardiovascular Research" erschien.

Die E-Zigaretten enthielten Nikotin, Feinstaub, Metalle und Aromastoffe, erläuterte der Haupt-Autor der Studie, Loren Wold von der Ohio State University. Studien zur Luftverschmutzung hätten gezeigt, dass Feinstaub in den Blutkreislauf eindringe und direkte Auswirkungen auf das menschliche Herz habe. "Die Daten zu den E-Zigaretten weisen in diese Richtung", schrieb Wold. Darüber hinaus beeinflusse Nikotin Blutdruck und Herzrhythmus.

Auch Auswirkungen der Aromastoffe nicht hinreichend untersucht

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass bislang vor allem die Kurzzeit-Effekte des Konsums von E-Zigaretten untersucht worden seien. Für die Einschätzung der Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sei die längerfristige Beobachtung wichtig. Weitgehend unbekannt seien auch mögliche Gesundheitsrisiken, die von den Aroma-Stoffen ausgehen könnten. Selbst wenn bei den meisten Aromastoffen beim Verschlucken nicht von einer Gefahr auszugehen sei, könne daraus nicht auf die Gefahrlosigkeit des Inhalierens geschlossen werden. (AFP, dpa)

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